Sport „Das Hobby als Beruf – ein Privileg“

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Mannheim. In der Serie Sport-Plauderei stellen wir Menschen vor, die sich hinter den Kulissen engagieren. Heute: Tobias Wrzesinski (34). Der Limburgerhofer – verheiratet, zwei Kinder – lebt in Mannheim und ist seit 1. April Geschäftsführer der Sepp-Herberger-Stiftung und der Egidius-Braun-Stiftung.

Wie wird man Geschäftsführer der Sepp-Herberger-Stiftung?

Ich bin im Mai 2007 während meines Studiums für ein Praxissemester zum DFB gekommen. Das DFB-Mobil-Projekt ging damals in die Testphase – ich war dabei und habe später darüber auch meine Diplomarbeit geschrieben, als Diplomand weiter für den DFB gearbeitet. 2008 wurde ich dann hauptamtlicher Mitarbeiter. Mein damaliger Chef, Wolfgang Möbius, hat mich angesprochen, ihn bei verschiedenen Projekten, beispielsweise im Behindertensport, zu unterstützen. 2009 wurde ich dann stellvertretender Geschäftsführer der Sepp-Herberger-Stiftung. Es ist ein Privileg, sein Hobby zum Beruf machen zu können. Was haben Sie studiert? BWL mit dem Schwerpunkt Sport-Management und Marketing. Sie waren ja als Oberliga-Schiedsrichter auf gutem Weg. Haben Sie immer für die SG Limburgerhof gepfiffen? Ich habe zuerst für den 1. FC Kaiserslautern gepfiffen. Ich bin 1997 nur Schiri geworden, weil ich Markus Merk so super fand. Sein Vater Rudi Merk, damals Schiri-Betreuer beim FCK, hat mich begleitet. Als ich in die Oberliga aufgestiegen bin, hat mir unser Obmann Günter Linn geraten, für einen anderen Verein zu pfeifen, da der FCK mit der zweiten Mannschaft damals ja auch in der Oberliga spielte und ich kaum zum Einsatz gekommen wäre. So habe ich dann für die SG Limburgerhof gepfiffen. Sie folgen als Geschäftsführer auf Wolfgang Watzke, der in Ruhestand gegangen ist. Was ändert sich für Sie? Es ist jetzt noch eine Schippe mehr Verantwortung, gerade was Vertragsangelegenheiten angeht. Die Geschäftsführung von Sepp-Herberger-Stiftung und Egidius-Braun-Stiftung ist 2009 zusammengelegt worden und wird in Personalunion geführt. Bei Veranstaltungen der Sepp-Herberger-Stiftung sind Sie ja der Mann, der im Hintergrund Regie führt, schaut, dass auf der Bühne alles funktioniert und möglichst viel Geld für soziale Zwecke eingespielt wird und an die richtigen Stellen gelangt. Das mache ich gerne. So interpretiere ich meine Rolle. Die Jubiläumsveranstaltung der Sepp-Herberger-Stiftung war ja perfekt organisiert, mit all den Promis, Festprogramm und Festessen. Wenn man das Drehbuch bis aufs letzte Komma kennt, dann fällt mir schon auf, wenn ein Komma falsch gesetzt ist. Für mich hatte die Veranstaltung zwei emotionale Höhepunkte. Das waren die beiden Berliner Gerd Liesegang und Werner Poel, die den Sozialpreis erhielten, die das herausragend machen, zwei super Typen. Und Jannik Schewes, ein sehr talentierter Fußballer, der im Stützpunkt an der Saar gefördert wurde. Jannik wurde 2008, mit zwölf, von einem Auto erfasst, schwer verletzt, von einem auf den anderen Moment war der Traum von der Karriere beendet. Jannik konnte weder laufen, noch sprechen. Wenn ich ihn jetzt auf der Bühne im Interview mit Norbert König erlebt habe, dann sind die Fortschritte sensationell. Jannik kämpft mit Hilfe der Stiftung wie verrückt für ein möglichst normales Leben. Was sind Ihre nächsten Aufgaben? Mitte April reise ich für die Egidius-Braun-Stiftung nach Mexiko. Wir haben dort acht Projekte. In Mexiko City wird Oliver Bierhoff eine Berufsschule einweihen, an deren Finanzierung er sich selbst beteiligt. Und wie geht’s mit der Sepp-Herberger-Stiftung weiter? Wir haben im Mai in Berlin den Start der Blinden-Fußball-Bundesliga. Die Auftaktveranstaltung ist am 27. Mai – am Tag des DFB-Pokal-Endspiels. Wir präsentieren uns auf dem Gelände vor dem Olympiastadion. Was sagen Sie zum Präventionspreis, den der Südwestdeutsche Fußballverband für sein Projekt Schiri-Ausbildung im Gefängnis erhalten hat? Großartig! Solche Leute wie Roland Schäfer braucht der Fußball – trotz allem Hochglanz, den der hat. Roland bildet ja nicht nur aus, er begleitet die Menschen dann ja auch, die durch die Schiedsrichterei wieder ein Stück Struktur in ihr Leben bringen. Das, was oft fehlte. | Interview: Horst Konzok

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