Sport Bierhoffs verwirrender Zick-Zack-Kurs

Kritisiert und gerät selbst in die Kritik: DFB-Direktor Oliver Bierhoff.
Kritisiert und gerät selbst in die Kritik: DFB-Direktor Oliver Bierhoff.

«Baden-Baden.» Oliver Bierhoff rückt von Mesut Özil ab. Und dann wieder doch nicht. In der vergifteten Debatte um den Nationalspieler und die WM-Schuld gibt der DFB-Teammanager ein ganz schlechtes Bild ab. Trotz Entschuldigung wird es auch für Bierhoff unangenehm.

Mit dieser Medien-Offensive hat Oliver Bierhoff ein Eigentor geschossen und den Start der von ihm versprochenen Aufarbeitung des deutschen WM-Desasters erstmal verpatzt. Mit einem irritierenden Schlingerkurs hat der DFB-Teammanager nicht nur der emotionalen Debatte um die Zukunft von Mesut Özil in der Nationalmannschaft neue Brisanz verliehen. Trotz verbaler Rolle rückwärts und einer Entschuldigung im TV machte Bierhoff drei Tage nach Versprechen von ihm und Bundestrainer Joachim Löw zu einer schonungslosen WM-Analyse keine gute Figur. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung heikler Aussagen zur Rolle Özils beim WM-Debakel ruderte Bierhoff gestern wieder zurück und sprach von einem Missverständnis und falschen Interpretationen. „Es tut mir leid, dass ich mich da offenbar falsch ausgedrückt habe und diese Aussagen missinterpretiert werden. Sie bedeuten in keinem Fall, dass es im Nachhinein falsch gewesen sei, Mesut mitzunehmen“, sagte Bierhoff. Kurz darauf wiederholte er im ZDF diese Haltung und gestand auch deutlich eigene Versäumnisse beim krachend gescheiterten Unternehmen Titelverteidigung ein. „Ich sehe es auch so, dass wir Teil des Problems sind. Ich hoffe, das ist richtig rübergekommen. Deswegen habe ich gesagt, wir müssen erst bei uns anfangen.“ Angefangen hatte Bierhoff zunächst mit seiner Aussage zu Özil in einem ausführlichen Gespräch mit der Zeitung „Die Welt“. Diese lasen sich so, als sei bei Özil zumindest ein Teil der Schuld für das WM-Aus des deutschen Teams zu suchen. „Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet“, sagt Bierhoff dort. Özils Zukunft in der Nationalmannschaft schien durch das Nachtreten von Bierhoff, mit dem er die WM-Nominierung des Weltmeisters nachträglich infrage stellte, ungewisser denn je. Özil als WM-Sündenbock? Zumindest befeuerten die Sätze des Managers die Debatte um die Konsequenzen aus der Erdogan-Affäre aufs Neue. Für den wegen der Fotos mit dem türkischen Präsidenten heftig kritisierten Özil scheint ein Neuanfang in der Nationalelf ohnehin schwierig. Nach dieser ersten Spitze wäre eine Nominierung für die Länderspiele gegen Frankreich (6. September) und Peru (9. September) quasi unmöglich gewesen. Wochenend-Kolumne

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