Nachruf Andreas Brehme: Schock und Trauer nach Tod des Weltmeisters

Die Sensation des Jahres 1998: Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern wird deutscher Meister, Andreas Brehme präsentiert stolz die Scha
Die Sensation des Jahres 1998: Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern wird deutscher Meister, Andreas Brehme präsentiert stolz die Schale.

Andreas Brehme, der Deutschland 1990 zum WM-Titel schoss, ist tot. Der WM-Held starb plötzlich und unerwartet. Seine Spielerkarriere hatte er 1998 mit der deutschen Fußball-Meisterschaft für den 1. FC Kaiserslautern beendet.

In der Nacht zum Dienstag hat sein Herz aufgehört zu schlagen: Andreas Brehme, der Deutschland am 8. Juli 1990 in Rom mit einem Elfmeter zum 1:0-Sieg im WM-Finale gegen Argentinien schoss, wurde nur 63 Jahre alt.

Als Fußballer war der gebürtige Hamburger Weltklasse, als Mensch wurde er geschätzt. Beim HSV Barmbek-Uhlenhorst begann der kleine Andi mit fünf Jahren Fußball zu spielen. Sein Vater Bernd war sein erster Trainer und sorgte dafür, dass er den Ball beidfüßig perfekt zu behandeln wusste.

FCK-Legenden erinnern sich

„Rechts wie Links – kein Unterschied“, sagt Stefan Kuntz, der beim FCK zwei Jahre mit ihm spielte. „Keiner wusste, wohin Andi die Elfmeter schoss“, erinnert sich „Gerry“ Ehrmann. Am Sonntag noch hatte Brehme der Torwart-Ikone telefonisch zum 65. Geburtstag gratuliert. Wie immer nach Spielen des 1. FC Kaiserslautern telefonierte Brehme auch nach dem 1:1 in Nürnberg mit Hans-Peter Briegel. „Wir hatten uns verabredet und wollten im März zusammen auf den Betze“, erzählte Briegel, wie Ehrmann geschockt von der traurigen Nachricht aus München. Briegel: „Ich war Kapitän, als Andi Brehme 1981 zu uns kam. Er war beidfüßig, ein außergewöhnlicher Spieler, dessen Schnelligkeit man unterschätzt hat. Ich kam im Training kaum einmal an ihm vorbei.“ Aus Kollegen wurden Freunde fürs Leben.

Die Sekunden vor dem Schuss ins Glück: Andreas Brehme legt sich im WM-Finale 1990 in Rom den Ball zum Elfmeter zurecht.
Die Sekunden vor dem Schuss ins Glück: Andreas Brehme legt sich im WM-Finale 1990 in Rom den Ball zum Elfmeter zurecht.

Andreas Brehme spielte von 1981 bis 1986 für den FCK, schoss in 154 Bundesligaspielen 34 Tore. Er gehörte zu der legendären Mannschaft, die am 17. März 1982 das sensationelle 5:0 gegen Real Madrid feierte. „Atze Friedrich sagte damals, wir holen den Brehme aus Saarbrücken. Ich hab’ es nicht bereut, dass wir das gemacht haben“, sagt Erfolgstrainer Kalli Feldkamp beim Blick zurück. Tief traurig vernahm Feldkamp gestern die Nachricht vom Tod Brehmes. Feldkamp: „Ich kann die Mannschaftsaufstellung auswendig aufsagen. Aber es sind nicht mehr alle da: Ronnie Hellström und Michael Dusek fehlen, jetzt Andi Brehme. Als er zu uns kam, war er bei der Bundeswehr. Es gab prägende Gespräche zwischen uns. Wir hatten viel Spaß mit ihm.“

In Italien gefeiert

Zwei Jahre bei Bayern München, gekrönt von der deutschen Meisterschaft 1987, folgten, ehe Brehme mit Lothar Matthäus, bis zuletzt sein enger Freund, zu Inter Mailand wechselte. Mit Inter wurde Brehme 1989 Meister und zu Italiens Fußballer des Jahres gekürt. 1991 folgte der Gewinn des Uefa-Cups. Nach einem Gastspiel bei Real Saragossa kehrte der WM-Held 1993 zum FCK zurück, für den er bis 1998 in 120 Spielen neun Tore erzielte. Eine Triebfeder zur Rückkehr war Fritz Walter, sein väterlicher Freund. „Der Fritz war Weltklasse – als Spieler und als Mensch“, erklärte Brehme.

Ein unvergessenes Bild

1994 wurde er mit dem FCK Vizemeister, erlebte als Kapitän 1996 den erstmaligen Abstieg der Lauterer aus der Bundesliga und eine Woche später den Gewinn des DFB-Pokals. Unvergessen das Bild des weinenden Brehme Arm in Arm mit seinem Freund Rudi Völler, der sich mit Bayer Leverkusen mit einem 1:1 vor dem Abstieg gerettet hatte. „Andi war einer der Ersten, die sich nach dem Abstieg zum FCK bekannt haben. Das Bekenntnis eines Weltmeisters in der schweren Stunde war ein Signal, das den Wiederaufstieg und die Meisterschaft 1998 erst möglich machten. Andi wird bei uns immer in der ersten Reihe stehen“, würdigte Rainer Keßler, der Aufsichts- und Beiratsvorsitzende.

Das goldene Tor im WM-Finale verdankte Brehme Lothar Matthäus, dem eigentlichen Elfmeterschützen. Der fühlte sich nach einem durch einen Stollenbruch erzwungenen Wechsel der Fußballschuhe nicht sicher und bat Brehme, die Verantwortung zu übernehmen. Brehme ging zum Punkt und traf mit rechts. Kurz vor seinem 60. Geburtstag schilderte er das wichtigste seiner acht Tore für die Nationalmannschaft, deren Trikot er 86-mal trug: „Man muss sagen: Ich will! Ich will, ich will, ich will! Jeder Elfmeter muss drin sein. Muss! Ich war überhaupt nicht nervös damals.“

Dem „Kaiser“ eng verbunden

Franz Beckenbauer, der die deutsche Mannschaft als Teamchef zum WM-Titel 1990 führte, schätzte Brehmes Offensivgeist und dessen taktische Disziplin, die Leichtigkeit mit der Brehme am Flügel entlang stieb. Bis zuletzt war Brehme dem „Kaiser“ freundschaftlich eng verbunden. „Franz – ein super Trainer, ein super Mensch“, schwärmte Brehme.

Brehme als Teamchef des FCK 2002, kurz vor seiner Entlassung.
Brehme als Teamchef des FCK 2002, kurz vor seiner Entlassung.

Als Stand-by-Profi und Kapitän wurde Brehme 1998 mit dem FCK deutscher Meister und beendete seine glorreiche Karriere. Die Laufbahn des Trainers Brehme startete am 6. Oktober 2000 auf den Tag genau zwei Jahre nach seinem Abschiedsspiel mit überragenden Erfolgen: Einzug ins Uefa-Cup-Halbfinale 2001, Einstellung des Bundesliga-Startrekords der Bayern mit sieben Siegen in Serie 2001/2002. Aber der Stern des Trainernovizen sank, am 25. August 2002 musste Brehme gehen. Ein Kurzgastspiel als Coach in Unterhaching 2004/05 und eine Co-Trainer-Episode 2005/06 an der Seite von Giovanni Trapattoni beim VfB Stuttgart brachten Brehme zur Erkenntnis, die Trainerlaufbahn zu beenden: „Es war nicht das Richtige für mich.“

Andreas Brehme 2007 mit Sohn Ricardo.
Andreas Brehme 2007 mit Sohn Ricardo.

„Es geht mir gut“, widersprach Andi Brehme in einem RHEINPFALZ-Interview im November 2020 anderslautenden Gerüchten. Wichtig war ihm das Wohlbefinden seiner Söhne Alessio und Ricardo aus der nach 23 Jahren geschiedenen Ehe mit Pilar. „Wir haben trotzdem weiter ein gutes Verhältnis“, versicherte Brehme und bekannte sich zu Susanne Schaefer, seinem neuen Lebensglück.

Der junge Andreas Brehme 1982 als Verteidiger des FCK.
Der junge Andreas Brehme 1982 als Verteidiger des FCK.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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