Handball Das Wunder von LU 2.0

Weiter erstklassig! Fans und Mannschaft feiern Trainer Ben Matschke und Spielmacher Alexander Feld.
Weiter erstklassig! Fans und Mannschaft feiern Trainer Ben Matschke und Spielmacher Alexander Feld.

«LUDWIGSHAFEN.» Der sensationelle Klassenverbleib der Eulen wurde durch das gleichzeitige 25:25 (14:13) zwischen SG BBM Bietigheim und dem VfL Gummersbach, den Mitkonkurrenten der Ludwigshafener am Liga-Abgrund, erst möglich. Alle drei Mannschaften haben 14:54 Punkte auf dem Konto, die Eulen bleiben wegen der um ein Tor besseren Tordifferenz (minus 153) in der Bundesliga, der zwölfmalige deutsche Meister VfL Gummersbach (-154) steigt mit Bietigheim (-174) erstmals ab. Es war ein unfassbarer Krimi mit Zielfoto-Entscheid: 57 Sekunden vor Schluss steht’s 30:30 – die Eulen sind abgestiegen. Die Halle scheint zu explodieren, seit jeder weiß, dass es in Bietigheim ein Unentschieden gab. Ein Tor – und die Eulen sind am Ziel. Trainer Ben Matschke nimmt die Auszeit. Stefan Salger, 2,07 Meter groß, bei vier Würfen viermal erfolgreich, nimmt den Freiwurf, der abgewehrte Ball landet bei Freddy Stüber, der sieht „Jonny“ Scholz frei am Kreis. Der trifft: 31:30 – noch 28 Sekunden. Drei Sekunden vor Schluss zieht Christoffer Rambo ab, verfehlt nach acht Toren bei acht Würfen mit dem neunten Versuch. Aus! Die Eulen bleiben erstklassig. Grenzenloser Jubel. „Es ist unfassbar! Ich freue mich unheimlich. Dabei waren wir bis zur Nasenspitze schon abgestiegen“, schwärmte Scholz nach der Rettung in fast letzter Sekunde. „Wir waren schon tot, von fast allen abgeschrieben. Aber diese Jungs haben Charakter“, lobte Ben Matschke, der den Glauben an seine Mannschaft nie verloren hatte. Sie trotzte dem Verletzungspech, das sie seit dem Saisonstart erbarmungslos verfolgte mit schier unglaublichem sportlichen Überlebenswillen. Auch am Finaltag lief sie nach der frühen Führung immer wieder einem Rückstand nach, führte erst zwölf Minuten vor Schluss nach Alexander Felds 26:25 wieder. Dann war’s ein offener, ein hoch dramatischer Schlagabtausch. „Wunder gibt es immer wieder“, orakelte Lotto-Geschäftsführer Jürgen Häfner in Anspielung auf Katja Ebsteins 49 Jahre alten Hit – und sollte Recht behalten. „Das Wunder von Ludwigshafen“ titelte die RHEINPFALZ am 4. Juni 2018 nach dem Verbleib im Oberhaus. „Das Wunder von Ludwigshafen 2.0“ hatte Matschke, der Architekt dieser Mannschaft, die neue Zielvorgabe im Sommer 2018 ausgegeben. Das Wunder fand statt! Kein Wunder, aber Ausdruck der Charakterstärke, dass vier Spieler, die den Verein verlassen und am Ende so stilvoll von Fans, Trainer, Mannschaft und Geschäftsführung verabschiedet wurden, entscheidend waren: Matej Asanin, der gute Torhüter, David Spiler, Kopf und Herz, der in der 41. Minute nach sechs Treffern mit Bruch des kleinen Fingers ausschied, Alexander Feld, der Spielmacher mit dem Siegergen, und Stefan Salger, der so lange seiner Form nachlief. „Entscheidend ist nicht wie man kommt, sondern wie man geht“, zitierte Salger, der zu MT Melsungen wechselt, den Coach. „Ich habe hier 16 Freunde gefunden“, sagte „Feldherr“ Feld, fortan in Wetzlar, vor allem dem Trainer Dank für drei fantastische Jahre. Im Winterschlussverkauf gelangen den Eulen mit Asanin, Leihgabe von Sporting Lissabon, in Kroatiens Nationalteam berufen, künftig in Zagreb im Tor, und Spiler, zwei Glücksgriffe. „Das sind meine Brüder“, sagte Asanin bewegt ade. David Spiler würdigte die einmaligen Fans mit Empathie: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Und mit Blick auf die jungen Kollegen schwärmte der 36-Jährige: „Das ist eine große Mannschaft!“ Kommentar So spielten sie Die Eulen Ludwigshafen: Asanin (30. Hanemann für einen Siebenmeter; 36. - 51.) - Salger (4), Feld (5), Dietrich (2) - Falk (2), Scholz (1) - Haider (1) – Dippe (8/7), Spiler (6), Bührer (1), Stüber (1), Hofmann TSV GWD Minden: Christensen (31. - 45. Sonne-Hansen) - Rambo (8), Padshyvalau (4), Michalczik (2) - Gulliksen, Korte (3) - Gullerud (2) – Mansson (1), Zvizej (3/3), Savvas, Staar (6), Cederholm (1), Pusica Spielverlauf: 3:1 (7. Minute), 3:4 (12.), 6:9 (17.), 10:12 (24.), 14:15 (Halbzeit), 17:18 (35.), 21:23 (42.), 22:24 (43.), 26:25 (48.), 27:28 (52.), 29:29 (57.), 30:30 (59.), 31:30 (Ende) - Zeitstrafen: 1:4 - Siebenmeter: 7/7 - 4/3 - Beste Spieler: Spiler, Dippe, Feld, Stüber - Staar, Rambo, Padshyvalau - Zuschauer: 2350 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Immel/Klein (Erkelenz/Mettmann).

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