Rheinland-Pfalz „Wir geben Kindern eine Stimme“

Einem Mobbingopfer wurde ein Schulwechsel ermöglicht.
Einem Mobbingopfer wurde ein Schulwechsel ermöglicht.

«MAINZ.» Die Beschwerdestelle für die Kinder und Jugendhilfe unterstützt junge Menschen dabei, sich gegen Unrecht zu wehren. Vor elf Monaten ist dieses Modellprojekt in Rheinland-Pfalz gestartet. Seither wurden rund 80 Fälle bearbeitet. Dabei ging es um Mobbing, die Schulpflicht, aber auch um ein Treffen zweier Flüchtlingsbrüder.

„Die Arbeit der Beschwerdestelle ist besonders wichtig für Kinder, die nicht bei ihren Familien leben. In Konflikten können wir ihnen eine Stimme geben“, sagt der rheinland-pfälzische Bürgerbeauftragte Dieter Burgard. An sein Büro ist das Angebot angeschlossen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene können sich an die Stelle wenden, wenn sie sich vom Jugendamt, von freien Trägern der Jugendhilfe oder von Pflegeeltern ungerecht beraten oder behandelt fühlen. Seit dem Start im Mai haben Klaus Lotz, Mitarbeiter der Beschwerdestelle, und seine Kollegin 80 Fälle bearbeitet. „Mit so vielen Fällen hatten wir nicht gerechnet. Im Vergleich zu Ombudsstellen in freier Trägerschaft ist das eine hohe Fallzahl“, sagt Lotz. Obwohl sich das Angebot in erster Linie an junge Menschen richtet, suchen sehr oft auch Erwachsene Rat bei der Beschwerdestelle. „Häufig melden sich Eltern, Betreuer und Heimleitungen im Auftrag der Kinder bei uns“, ergänzt Lotz. So wandte sich ein Elternpaar an die Stelle, weil ihr Kind in der Schule gemobbt wurde. Eltern und Lehrer konnten nicht mehr helfen. Die letzte Möglichkeit sei ein Schulwechsel mitten im Schuljahr gewesen. „Was das Mobbing an sich angeht, können wir nicht eingreifen“, sagt Lotz. Die Beschwerdestelle habe dann aber die Schule und die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier kontaktiert, um schnell für den Schulwechsel zu sorgen. Den Kontakt zur Beschwerdestelle nehmen die Hilfesuchenden meistens telefonisch, per E-Mail oder Whatsapp-Nachricht auf. Nicht immer sind die Anrufer auf der Suche nach Rat und Hilfe: „Es hat mal jemand angerufen, der nur wissen wollte, ob es die Stelle tatsächlich gibt, und hat dann wieder aufgelegt“, sagt Lotz lachend. Nicht so war dies im Fall zweier Flüchtlingsbrüder, die in Ludwigshafen und nahe Trier untergebracht waren. „Sie wollten sich gerne mal treffen“, erinnert sich Lotz. Auch hier habe einer der Betreuer die Beschwerdestelle angerufen, nachdem die zuständigen Ausländerbehörden ein Treffen der jungen Männer verboten hatten. Grund: Solange das Asylverfahren läuft, dürfen die Flüchtlinge den Landkreis, dem sie zugewiesen wurden, nicht verlassen. „Wir konnten aber im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten dennoch kurze Treffen ermöglichen“, sagt Lotz. Obgleich die Beschwerdestelle hilft, wenn junge Menschen im Konflikt mit Behörden nicht mehr weiter wissen, sehen Lotz und Burgard die Einrichtung nicht als Aufpasser und Sanktionsbehörde: „Wie Schulen, Jugendämter und andere Einrichtungen wollen wir helfen“, sagt Burgard und ergänzt: „Im Gespräch mit Betroffenen reicht es oft auch zu sagen, dass das Jugendamt richtig gehandelt hat.“ Das rheinland-pfälzische Modellprojekt läuft noch rund zwei Jahre. Ob es danach weitergeht, ist noch unklar. Burgard, der als Bürgerbeauftragter in Ruhestand geht und im Mai von der derzeitigen SPD-Landtagsabgeordneten Barbara Schleicher-Rothmund abgelöst wird, ist davon überzeugt, dass sich die Beschwerdestelle etablieren wird. „Das Angebot wird von allen Fraktionen im Landtag getragen, und die Fallzahlen in den ersten zehn Monaten sprechen für sich.“ Auch der Koalitionsvertrag zwischen SPD, FDP und Grünen sieht vor, die Beschwerdestelle dauerhaft zu etablieren. Einwurf Kontakt Die Beschwerdestelle für Kinder und Jugendliche beim Bürgerbeauftragten des Landes, Kaiserstraße 32, 55116 Mainz; 06131/2899951 und 0172/7178723 (auch Whatsapp); Mail: beschwerdestelle@ derbuergerbeauftragte.rlp.de . Internet: www.derbuergerbeauftragte.rlp.de

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