Rheinland-Pfalz Wahlschlappe für AfD-Chef

Hat nur die Hälfte seiner Fraktion hinter sich: AfD-Partei- und Fraktionschef Uwe Junge.
Hat nur die Hälfte seiner Fraktion hinter sich: AfD-Partei- und Fraktionschef Uwe Junge.

Bei seiner Wiederwahl als Chef der AfD-Fraktion im Mainzer Landtag hat Uwe Junge nach RHEINPFALZ-Informationen am Mittwoch eine herbe Wahlschlappe einstecken müssen. Sechs von zwölf anwesenden Fraktionsmitgliedern sollen für Junge und vier gegen ihn votiert haben – bei einer Enthaltung und einer ungültigen Stimme. Das beste Ergebnis der Vorstandswahl hat der Ludwigshafener Abgeordnete Timo Böhme mit zehn Stimmen erreicht.

«MAINZ.»Gestern teilte die Fraktion lediglich mit, dass der Fraktionsvorstand im Amt bestätigt wurde, außerdem sei Michael Frisch aus Trier zum dritten Stellvertreter gewählt worden. Die Einzelergebnisse wurden weder bestätigt noch dementiert. Empfindliche Einbußen trafen nach RHEINPFALZ-Informationen auch den Parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktion, Jan Bollinger. Er soll nur acht Ja-Stimmen erhalten haben, ebenso der erste Stellvertreter Joachim Paul (Koblenz) und der neu gewählte Michael Frisch (Trier). Bei der Wahl soll die Abgeordnete Gabriele Bublies-Leifert aus dem Kreis Birkenfeld gefehlt haben. Sie streitet mit Junge, der zugleich Parteichef ist, über die von ihm angeordnete Absetzung des Kreisvorstandes Birkenfeld. In der Pressemitteilung wird Junge mit den Worten zitiert, die Fraktion werde in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode „noch intensiver“ daran arbeiten, Defizite der Landesregierung öffentlich zu machen und sich als Alternative für die Landtagswahl 2021 zu präsentieren. Wegen einer Erkrankung war er nach Angaben der Fraktion nicht für Rückfragen zu dem Wahlergebnis zu erreichen. Timo Böhme räumte auf RHEINPFALZ-Anfrage ein, sein im Vergleich zu Junge gutes Ergebnis sei sicher auch der Tatsache geschuldet, dass er eher im Hintergrund wirke und dass er sich „in einige Kämpfe“ nicht hineinbegeben habe. Böhme wörtlich: „Ich habe ein bisschen gemerkelt.“ Der Ludwigshafener attestierte Junge eine gute Arbeit. Es sei als Vorsitzender nicht einfach, allen Strömungen gerecht zu werden. Zur Frage des umstrittenen Führungsstils Junges sagte Böhme: „Jeder Mensch ist, wie er ist.“ Junge wurde in der Vergangenheit hinter vorgehaltener Hand mehrfach ein autoritärer, verletzender Führungsstil vorgeworfen. Inhaltlich soll es dem Vernehmen nach keine Differenzen geben. In der Landespartei gibt es die Gruppe um Junges frühere Stellvertreterin an der Parteispitze, Christiane Christen aus dem Rhein-Pfalz-Kreis, die in Opposition zu Junge steht. Dazu gehört auch der jüngst aus der AfD-Fraktion ausgeschlossene Abgeordnete Jens Ahnemüller, dem wegen seiner Kontakte unter anderem zu einem Ex-NPD-Funktionär ein Parteiausschlussverfahren droht. Dieses Verfahren sei im Gange, sagte der AfD-Abgeordnete Heribert Friedmann gestern im Innenausschuss des Landtages. Kommentar

x