Rheinland-Pfalz Sennas Mutter bricht während Aussage zusammen

Sie wollte sich das Tatort-Foto nicht anschauen: Sennas Mutter mit ihrem Anwalt Frank Peter.
Sie wollte sich das Tatort-Foto nicht anschauen: Sennas Mutter mit ihrem Anwalt Frank Peter.

«Frankenthal.» Eigentlich hätte Sennas Mutter gestern zum letzten Mal im Prozess um den gewaltsamen Tod ihres Babys aussagen sollen. Doch die Frau muss heute schon wieder zum Mord-Verfahren gegen ihren Ex-Partner kommen. Denn ihre Vernehmung ist erneut gestoppt worden: Die Zeugin brach zusammen, als ihr ein Foto vom Tatort gezeigt wurde.

Ihr Anwalt Frank Peter kann die Frau gerade noch stützen und sanft zu Boden gleiten lassen. Dann liegt Sennas Mutter schluchzend am Boden. Über sie beugt sich eine Gerichtsmedizinerin aus Mainz, die eigentlich als Gutachterin in diesem Prozess sitzt. Und der Vorsitzende Richter Alexander Schräder schaut erschrocken von seiner Richterbank herab, ehe er eine Verhandlungspause verfügt. Noch immer geht es vor dem Landgericht um den Fall eines Frankenthalers, der im Mai 2016 im Kokainrausch erst auf seine damalige Freundin und einen ihr zu Hilfe eilenden Bekannten einstach, dann eine Tochter aus seiner früheren Ehe mit dem Messer verletzte – und dazwischen seine wenige Wochen alte Tochter Senna vom Balkon in den Tod stürzen ließ. Im mittlerweile zweiten Anlauf haben die Richter vor allem herauszufinden, ob sie den Mann nun wegen Mordes, wegen Totschlags oder gar nur wegen fahrlässiger Tötung verurteilen. Dafür müssen die Juristen unter anderem erfahren, was den Angeklagten zur Tat getrieben hat. Er selbst hat zu seinem Motiv bislang geschwiegen. Die Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus, dass er rasend vor Eifersucht war – und sein Baby loswerden wollte, weil er es als „Hindernis für sein Leben“ betrachtete. Dazu passt, was Sennas Mutter über ihre Beziehung zu dem Mann berichtet. Sinngemäß sagt sie immer wieder: Er habe ihr mit Schlägen und Psychoterror das Leben zur Hölle gemacht. Der Verteidiger Alexander Klein allerdings argwöhnt, dass Sennas Mutter übertreibt oder Dinge erfindet. Also hat er sie immer wieder vorladen lassen, um aufzudecken, wo sie sich in Widersprüche verwickelt oder andere Menschen mit falschen Beschuldigungen überzogen zu haben scheint. Da geht es zum Beispiel um einen Ex-Freund, dem sie vorwarf, dass er sie als Minderjährige zur Prostitution gezwungen habe. Dieser Geschichte hat mittlerweile ein Jugendamts-Mitarbeiter widersprochen, der sich damals um ihre Familie kümmerte. Doch auch zur Todesnacht im Mai 2016 will Anwalt Klein ihr weiterhin Fragen stellen. Schließlich hat die Frau behauptet: Damit sie keine Hilfe holen konnte, habe der Angeklagte vor seinem Angriff alle Telefone versteckt. Die Polizei hingegen hat Tatort-Fotos gemacht, die zeigen: Der Festnetz-Apparat steckte in seiner Ladestation im Flur. Die Zeugin allerdings sagt sofort: Bilder aus der Wohnung will sie sich nicht anschauen müssen. Und auch der Verteidiger meint: Es reicht, wenn sich die Juristen die Aufnahme ansehen. Dieses Zugeständnis allerdings scheint der Vorsitzende Richter gar nicht mitzubekommen. Denn er erklärt Sennas Mutter schon, dass sie ihrer Zeugenpflicht nachzukommen hat. Zumal er die Fotos für relativ harmlos hält: Dass sie auch Blutspuren zeigen, scheint ihm so recht erst aufzufallen, als die Frau schluchzend am Boden liegt. Später wird er ihr sagen, dass das Gericht anders vorgegangen wäre, wenn es mit ihrem Zusammenbruch gerechnet hätte. Und dass sie ein weiteres Mal kommen muss, damit ihre Vernehmung endlich zu Ende gebracht wird.

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