Rheinland-Pfalz Made in China

Seit über 25 Jahren unterhalten Rheinland-Pfalz und die Provinz Fujian in der Volksrepublik China eine Partnerschaft. Die Verbindung hat auch schwere Erschütterungen überdauert. Nach der gewaltsamen Niederschlagung des Pekinger Studentenaufstands im Jahr 1989 war es der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Carl-Ludwig Wagner, der als erster ranghoher deutscher Politiker nach China reiste – und Diktator Li Peng die Hand reichte. Zuletzt jettete im April 2014 Ministerpräsidentin Malu Dreyer nach China, begleitet von einer Winzerdelegation. Nicht immer hat sich der Dialog freilich auch ausgezahlt. Im September jubelten die Verantwortlichen auf dem Flughafen Hahn zwar zunächst, weil sie die Frachtfluglinie Air China als Kunden gewonnen hatten. Innenminister Roger Lewentz ließ es sich nicht nehmen, die Hoffnung aus Asien persönlich anzukündigen. Doch schon drei Monate später machte Air China wieder den Abflug. Aus den bis zu 25.000 Tonnen Fracht, die das Unternehmen jährlich am Hahn bewegen wollte, wurde nichts. Deutsch-chinesische Bande wurden auch auf Städteebene geknüpft: 1995 vereinbarten Neustadt und Quánzhu eine Partnerschaft, 2010 wurde eine weitere Verbindung zwischen Trier und Xiàmén besiegelt. Die chinesische Stadt Ningde in der Provinz Fujian ist inzwischen mit Speyer und Worms verbandelt. Trier erlebt gerade, wie eine solche deutsch-chinesische Städtepartnerschaft ungewöhnliche Früchte tragen kann. Xiàmén will seinen Freunden in Rheinland-Pfalz einen kompletten chinesischen Garten schenken. Mit Bambusweg, einem Aussichtspavillon, dazu mit Bach samt Wasserfall und einem Teich nebst einer Bogenbrücke „zum Schlendern und Verweilen“. Alle Teile für das 4000 Quadratmeter große Areal sollen in China vorgefertigt und dann an die Mosel transportiert werden. Zwei chinesische Bautrupps sollen darüber wachen, dass der Garten im Nachhinein nicht wie eine Weinlaube ausschaut, sondern tatsächlich echt chinesisch. Die Gesamtkosten sind mit einer Million Euro veranschlagt. Wovon Xiàmén etwa die Hälfte tragen will. Das ist stattlich und hat immer noch Geschenkcharakter. Doch unterm Strich bleiben weitere 500.000 Euro, die jemand anders übernehmen muss. Die Stadt Trier will einen Eigenanteil von 90.000 Euro stemmen; vom Land, so die Hoffnung der Stadtväter, sollen rund 460.000 Euro an Fördermitteln kommen. Eine Zusage dafür gibt es freilich bisher nicht. In Trier ist man trotzdem nicht bereit, dem geschenkten Gaul tief ins Maul zuschauen. Der Stadtrat hat das Vorhaben gerade befürwortet. Unerschrocken und einstimmig. Insgeheim beruhigen sich die Projektbefürworter mit folgender Überlegung: Dreyers Landesregierung werde wohl kaum den Gesichtsverlust riskieren, der bei einer Ablehnung der Förderung des chinesischen Gartens drohe. Eine Zurückweisung des Geschenks aus Xiàmén könne gar zu diplomatischen Verwicklungen führen. Also Augen zu und durch! Geradezu kleinlich erscheint es da, dass sich die Vertreter eines Trierer Stadtteils, auf dessen Gelände der Garten aufblühen soll, um die Folgekosten sorgen. Denn für Pflege und Betrieb des Geschenks wären jährlich rund 26.000 Euro aufzubringen. Das Ortsbeiratsmitglied Manuela Zupan (Grüne) hat schon einmal gewarnt, eine solche Anlage erfordere „permanentes Schnippeln“, denn ohne Dauerpflege sehe so ein Garten schnell „übelst aus“. Noch übler könnte das Projekt aber für den Kämmerer werden: Denn schon jetzt zählt Trier zu den höchst verschuldeten Großstädten Deutschlands. Doch wie sagt ein altes chinesisches Sprichwort: „Der Dumme lernt aus seinen Fehlern, der Kluge aus den Fehlern der anderen.“

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