Rheinland-Pfalz Kläranlage: Zwei Schutzvarianten

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LUDWIGSHAFEN (häm). Ziemlich genau ein Jahr ist es her: Die BASF-Kläranlage kam aus dem Tritt, weil bei einem Ludwigshafener Betrieb 25 Tonnen Chemiebrühe auf einmal in die Kanalisation rauschten. Mittlerweile überlegen Ingenieure, wie sich so eine Panne verhindern lässt. In den nächsten Wochen soll eine Grundsatzentscheidung fallen.

Die Ludwigshafener BASF-Kläranlage säubert das Abwasser des größten zusammenhängenden Chemieareals der Welt. Doch gefährlich ist für sie vor allem das Abwasser, das von außen kommt: aus den kommunalen Kanalnetzen von Ludwigshafen, Frankenthal und Bobenheim-Roxheim. Denn die BASF-eigene Brühe passiert Messstationen, kann daher notfalls gestoppt werden. Das externe Abwasser hingegen fließt unkontrolliert in die Anlage. Das allerdings soll sich in Zukunft ändern. Anlass: eine Panne vor ziemlich genau einem Jahr. Damals waren bei einem Tankreinigungsbetrieb im Ludwigshafener Gewerbegebiet Nachtweide 25 Tonnen einer Chemikalie auf einmal in die Kanalisation geflossen. Weil das die Kläranlage überforderte, landeten anderthalb Tonnen ungeklärt im Rhein (wir berichteten). Doch Peter Lubenau, der Chef der Ludwigshafener Stadtentwässerung, sagt: Auch andere Szenarien sollen berücksichtigt werden. Er erinnert an einen Sabotageakt im Juli 2013. Damals hatten Unbekannte in Frankenthal die Ventile mehrerer Chemielaster geöffnet. Tausende Liter leicht entzündlicher Stoffe landeten teils im Erdreich, teils im Kanalnetz. Nur weil eine Lastwagenfahrerin Alarm schlug, wurde die Brühe noch rechtzeitig vor der Kläranlage gestoppt und abgepumpt. In Zukunft hingegen sollen es Messgeräte bemerken, wenn solche Gefahrstoffe daherschwappen. Ingenieure haben vor ein paar Wochen eine Vorstudie für das neue Konzept vorgelegt, berichtet Lubenau. Nun steht eine Grundsatzentscheidung zwischen zwei Modellen an. Erste Variante: Auch das externe Abwasser wird in den großen BASF-Sammelkanal geleitet und passiert so auf dem Weg zur Kläranlage die vorhandenen Messstellen. Die sind sehr akribisch. Und weil sie ohnehin analysieren, entstehen im laufenden Betrieb kaum Extrakosten. Allerdings müssten die Kommunen viel Geld für neue Leitungen ausgeben, denn ihr Abwasser würde auf einem anderen Weg als bislang zur BASF fließen. Und wenn die Messstationen tatsächlich einmal Alarm schlagen, muss viel Abwasser auf einmal gestoppt werden: das aus den drei Kommunen und das aus dem Werksgelände. Doch die Auffangbecken reichen gerade einmal für vier Stunden, sagt Lubenau. „Bis dahin müsste man wissen, was es ist – und was man damit macht.“ Bei der zweiten Variante würden die vorhandenen Leitungen der Kommunen mit Messstationen ausgerüstet. Im Alarmfall müsste dann deutlich weniger Wasser gestoppt und in Speicherbecken geleitet werden. Obendrein müsste zunächst einmal weniger investiert werden, da weniger neue Rohre in den Boden kämen. Doch im laufenden Betrieb würden die zusätzlichen Analysen auch zusätzliches Geld kosten. Und so genau wie die zentralen BASF-Messstellen wären die neuen Geräte trotzdem nicht. Auf welches der beiden Modelle sie setzen, werden die Kommunen gemeinsam mit der BASF und der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in den nächsten Wochen entscheiden. Lubenau sagt: „Bis Ende Februar wird die Richtung klar sein, denke ich.“

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