Rheinland-Pfalz „Einfaches Tänzchen zwischen den Reben“

Vier Liter Wasser in sieben Wochen: Vor allem die jungen Weinreben zeigten erste Anzeichen von Trockenstress. Blätter fielen ab oder trockneten ein. Hanneke Schönhals machte sich Sorgen. Die junge Winzerin aus Rheinhessen beschloss, die Götter mit einem Regentanz zu beschwichtigen. Im Juli und vergangene Woche hat sie es probiert. Hat es etwas genutzt? Antonia Kurz hat mit ihr gesprochen.

Sie haben ein Weingut in der Gemeinde Biebelnheim (Kreis Alzey-Worms). Waren die Reben in einem so schlechten Zustand?

Durch die sieben Wochen Dürreperiode sah man einfach, dass die Reben gestresst waren. An einzelnen Sorten wurden die Triebspitzen hell. Jetzt ist die Zeit, wo die Pflanze Wasser und Zucker einlagert. Wenn Wasser ausbleibt, werden die Trauben nicht schön saftig und groß. War der Regentanz vor einer Woche eine Aufmunterung oder glauben Sie wirklich daran? Ich bin sonntags durch die Weinberge geradelt und habe die Pflanzen inspiziert. Ich hatte davor schon mal für Regen gebetet, und dann kam mir die Idee für den Regentanz. Ich bin nicht so spirituell, dass ich wirklich daran glaube, aber sehr mit der Natur verbunden. Es war ein Gruppentanz. Mehr Leute, mehr Regen? Ich bin Tanzlehrerin und habe den ersten Tanz solo gemacht. Das Video habe ich online gepostet, wo es meine Tanzgruppe gesehen hat. Sie waren der Meinung, dass eine Gruppe mehr Regen bringen würde. 17 Mitglieder meiner Tanzgruppe kamen dann für den Flashmob zusammen. Schritt nach links und nach rechts – oder wie ging der Tanz? Es ist ein einfaches Tänzchen, was ich mir ausgedacht habe. Es gibt ein Video auf Instagram, wenn man es sehen möchte. Wir haben uns am Ortseingang getroffen und dann in den Reben eine Stunde geübt. Gab es Kultgegenstände oder Kleidungsvorschriften für das Ritual? Nein, aber wir haben Gläser in den Weinberg mitgenommen und getrunken. Hat der Regentanz etwas bewirkt? Im Hof unseres Weinguts befindet sich ein Regenmesser. Nach dem ersten Solo-Tanz hat es vier Liter geregnet, nach dem Flashmob sieben. Warum ist die Trockenheit für den Wein gefährlich? Für die Reben an sich sind solche Dürreperioden nicht gefährlich. Die Pflanzen können auch mal ein trockenes Jahr vertragen. Aber der Ertrag und die Qualität der Ernte sind bedroht. Für uns Winzer ist es hart, wenn man das ganze Jahr an einer guten Qualität arbeitet, und dann bleibt das Wasser aus. Aber es hat ja jetzt wieder geregnet, ohne Hagel und Sturzregen, und ich erwarte dann doch einen fantastischen Jahrgang. Wird der Winzer zum Wetterfrosch? Ja, man macht sich schon viele Gedanken übers Wetter. Meine Freunde, die in der Stadt wohnen, haben die Hitze gefeiert, weil sie sehr lange abends draußen sein konnten. Aber als Winzer schaut man dann schon jeden Tag auf die Wetter-App und hofft, dass es bald regnet. Info Das Video: https://www.instagram.com/p/ BmYxIgKh_He/?hl=de&taken-by= sistersinwine oder: www.weingut-schoenhals.de