Meinung Bushido-Prozess: Ohne Maß und Ziel

Von den meisten Vorwürfen freigesprochen: Arafat Abou-Chaker.
Von den meisten Vorwürfen freigesprochen: Arafat Abou-Chaker.

Am Ende „nur“ eine Geldstrafe für Bushidos Ex-Manager, das zeigt: In diesem Verfahren hat sich die Justiz verrannt.

Was für Dimensionen: Fast dreieinhalb Jahre und 113 Verhandlungstage brauchte das Landgericht Berlin, bis es an diesem Montag endlich das Urteil gesprochen hat. Gut, der NSU-Prozess – ein anderes Mammutverfahren – endete 2018 erst nach fünf Jahren und 437 Verhandlungstagen. Aber dort ging es um eine rechtsterroristische Mordserie. Hier nun hatten die Richter einen Streit aus der Rapper-Szene zu entscheiden.

Klar, dort kann es hart zur Sache gehen. Und die vorgeworfenen Straftaten, darunter räuberische Erpressung und Freiheitsberaubung, sollen auch nicht kleingeredet werden. Das sind keine Kavaliersdelikte. Aber in einem vernünftigen Verhältnis stand das auf dem Boulevard grell ausgeleuchtete Verfahren längst nicht mehr zur Sache. Der Nachweis dieser Vergehen ist krachend gescheitert.

Ein besonderer Promi-Faktor spielte wohl eine große Rolle: Der Hauptangeklagte, Bushidos Ex-Manager, gilt als Chef eines sogenannten Clans. Dieses umstrittene Konstrukt ist der Schrecken der Kriminalpolitik, doch selten kommt der Staat den unliebsamen Gruppierungen wirklich bei. Jetzt bestand also die Chance, einem prominenten Verdächtigen das Handwerk zu legen. Das ist gründlich schiefgegangen, dafür war der Fall einfach nicht geeignet.

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