Panorama Der Cartoonist Uli Stein: manchmal böse, immer witzig – ein Nachruf

Seine Cartoons erschienen europaweit in über 100 Zeitschriften und Magazinen: Uli Stein.
Seine Cartoons erschienen europaweit in über 100 Zeitschriften und Magazinen: Uli Stein.

Putzige Mäuse, lustige Pinguine: Der Zeichner Uli Stein wurde mit seinen drolligen Tieren, die sich allzu menschlich verhalten, berühmt. Unter den Menschen, von ihm immer mit Knollennase versehen, vermutete er viele Idioten. Jetzt ist der Cartoonist mit 73 Jahren gestorben.

„Konsum-Gedöns“ lehnte er ab, provokative Thesen liebte der Cartoonist Uli Stein. „Ich mag Tiere lieber als Menschen“, sagte er einmal, oder: „Es gibt so viele Idioten unter den Menschen.“ Auch hasste er die Stadt, wollte aber auf Hannover nichts kommen lassen, seinen Geburtsort. In der Schule hatte er nach eigenen Worten in Kunst immer schlechte Noten – sein Lehrer habe die große Kunst im Auge gehabt „und ich die aus Astlöchern guckenden Eichhörnchen“, sagte Stein einmal der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Nach der Schule und Studiumsabbruch arbeitete er zunächst als freier Journalist, Fotograf und Autor für Radio-Comedy, bevor er seine Karriere als Cartoonist startete. Ab Mitte der 70er Jahre erschienen Uli-Stein-Cartoons in Zeitschriften, ab 1982 kamen die ersten Postkarten und Bücher auf den Markt. Die von Stein gezeichneten Figuren sind nach Angaben der von ihm gegründeten Stiftung auf fast 200 Millionen Postkarten und in über 13 Millionen verkauften Büchern verewigt. Seine Cartoons erschienen europaweit in über 100 Zeitschriften und Magazinen.

Nicht von der Muse geküsst

Stein sagte zum Antrieb für seine Arbeit in einem Interview: „Ich möchte den Leuten Spaß machen, sie unterhalten und ihnen schöne Momente geben in trüben Zeiten oder auch in guten Zeiten.“ Die oft bissigen, manchmal bösen und durchgehend witzigen Sprüche waren dabei das Ergebnis harter Arbeit. „Es ist bei mir nie so, dass ich am Tag etwas erlebe, es in Gedanken mitnehme, um es später in einen Cartoon umzusetzen. Es ist immer so, dass ich mich abends vor ein leeres Blatt oder meinen Tablet-PC setze und mir etwas ausdenke.“ Ihn küsse die Muse nicht bei Aldi an der Kasse. Anders als viele Kollegen versuchte er sich nie an politischen Karikaturen. „In meiner Arbeit ist Politik nicht so mein Ding. Ich zeichne lieber Cartoons über die kleinen Fallstricke des Alltags, Zwischenmenschliches und natürlich meine Tiere“, sagte er.

Stein zeigte seine Werke in einer Reihe von Ausstellungen. Neben dem Zeichnen widmete sich Stein in den vergangenen Jahren auch wieder verstärkt der Fotografie. Der alleinstehende Künstler setzte 2018 einen Teil seines Vermögens für die „Uli Stein Stiftung für Tiere in Not“ ein, er sah sich selbst vor allem als Hundefreund. Im Vorwort eines seiner Bücher schrieb er, dass er eher einen Hund als sein Herrchen aus einem brennenden Haus retten würde.

Trotz der großen Bekanntheit seiner Werke blieb Stein als Persönlichkeit meist unerkannt. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte er einst, er habe seiner Agentin vor zig Jahren „striktes Fernsehverbot“ für sich erteilt. „Es muss doch furchtbar sein, wenn man so bekannt ist wie meinetwegen Boris Becker und nicht einmal eine Bratwurst essen kann, ohne dass die Leute ihre Handys ziehen und einen fotografieren – nein, das brauche ich wirklich nicht.“

Solche Ein-Bild-Witze zierten bis vor kurzem jeden Montag auch die Seite „Zeitgeschehen“.
Solche Ein-Bild-Witze zierten bis vor kurzem jeden Montag auch die Seite »Zeitgeschehen«.
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