Porträt Dauersänger: Der 94-jährige Eugen Hofmann ist seit acht Jahrzehnten in Chören aktiv

94 und kein bisschen leise: Eugen Hofmann.
94 und kein bisschen leise: Eugen Hofmann.

Mehr als eine Million Menschen in Deutschland singen in einem Chor. Doch kaum jemand von ihnen macht das schon so lange wie ein 94-Jähriger aus dem Nordosten Baden-Württembergs.

Acht Jahrzehnte aktives Chorsingen – auf diesen rekordverdächtigen Wert kommt der musikbegeisterte Tauberfranke Eugen Hofmann aus Lauda-Königshofen, der Anfang März seinen 94. Geburtstag feierte. Bereits im Alter von 14 Jahren wirkte er als damals einziger Jugendlicher im lokalen Kirchenchor mit. „Die anderen Mitsänger waren auf mich geradezu neidisch, weil ich die Lieder so rasch gelernt und beherrscht habe. Das habe ich bis heute bewahren können“, erzählt Hofmann.

Nach dem Ende seiner Schulzeit arbeitete Hofmann drei Jahre lang auf dem elterlichen Bauernhof mit und war im Kirchenchor aktiv, bevor er 1943 als 17-Jähriger zum Arbeitsdienst abkommandiert wurde. Nach Kriegsende und Rückkehr fing Hofmann in seinem Heimatort Oberbalbach im Main-Tauber-Kreis wieder mit dem Singen in einem Ensemble an: zunächst in dem von ihm mitgegründeten und bis zu 30 Mitglieder zählenden Junggesellenverein, anschließend in einem sechsköpfigen „Klub der Bataillone“.

Viele Marias

„Beim Zug mit Gesang durch das Dorf bekamen wir häufig etwas zu trinken“, erinnert er sich schmunzelnd. „Insbesondere wenn wir am Feiertag Mariä Empfängnis im Dezember vor jedem Haus verweilten, in der eine Maria wohnte, und derjenigen Blumen überreichten. Und es gab früher zahlreiche Marias in unserem Dorf.“

Als 1948 ein Wirt in seinem Gasthaus den Gesangverein „Eintracht“ zu neuem Leben erweckte, trat Eugen Hofmann dem Männerchor als Tenor bei.

In den vergangenen Jahrzehnten wirkte Hofmann bei unzähligen Festen, Umzügen und Konzerten vor Ort, in der Region und darüber hinaus mit. Außerdem trat er häufig als Alleinunterhalter auf. Auch in anderen Bereichen engagierte er sich, etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr seines Ortes.

Schwer beeindruckt

Als Sänger nimmt er weiterhin im „Gemischten Chor“ des Gesangvereins „Eintracht“ an den Proben und Auftritten teil. „Eugen Hofmann ist nach wie vor ein tonsicherer und stimmlich kräftiger Tenor sowie eine Bereicherung für das Chorensemble“, sagt Leiterin Regina Markert.

Auch die Vorsitzende des baden-württembergischen Sängerbunds, Bettina Grützner, ist schwer beeindruckt von 80 Jahren Chorsingen. „Das ist äußerst selten“, sagt sie. Zugleich hofft sie, dass es künftig häufiger zu solchen Jubiläen kommt. „Denn die Lebenserwartung der Menschen steigt, und auf den Dörfern ist es nicht so selten der Fall, dass jemand schon mit zwölf Jahren eingestiegen ist.“

x