Zweibrücken Zweibrücken an Gott: Auszüge aus dem Gästebuch der Alexanderskirche

Im Gästebuch der Alexanderskirche ist auch Platz für Zeichnungen.
Im Gästebuch der Alexanderskirche ist auch Platz für Zeichnungen.

Im Gästebuch der Alexanderskirche stehen viele Gebete, Wünsche und Hoffnungen. Aber auch einige ungewöhnliche Suchanfragen.

In der Alexanderskirche liegt ein Buch. „Tritt ein, die Kirche ist offen“, ist in goldenen Buchstaben aufgedruckt. Es ist recht groß und in einen dunkelblauen Einband gebunden, der die Seiten voller Hoffnungen zusammenhält. „Ich wünsche mir Frieden“, steht beispielsweise darin. Aber auch profanere Beiträge finden sich: „Ich war heute mit meiner Klasse hier.“ Besonders freuen Dekan Peter Butz lobende Worte über den Raum oder über Veranstaltungen in der Kirche. „Das Buch war Teil des Programms der offenen Kirche, das konnte man da mit dazu bestellen. Es ist eine Art Gästebuch“, erklärt er.

Wie bei Social Media: Kommentare zu Beiträgen

Seit zehn Jahren gibt es ein Gästebuch in der Alexanderskirche – ob dieses schon mal ausgetauscht wurde, weiß Butz nicht genau. Hasskommentare und ähnliches seien ihm noch nie untergekommen. Allerdings habe er nun schon seit einiger Zeit nicht mehr darin gelesen, bekennt er – schließlich seien die Botschaften nicht an ihn gerichtet, sondern an Gott. „Da ist jeder selbst für verantwortlich. Falls mir so etwas auffallen würde, würde ich es kommentieren, aber die Seite nicht rausreißen“, sagt der Dekan. Ein Beispiel für einen solchen Kommentar: „Na, na, na, wenn es einen gütigen Gott gibt, liebt er auch solche Menschen“, heißt es unter der Bitte nach Bestrafung für einen Mann, der fremdgegangen ist. Butz weiß aber nicht mehr, ob er diesen Kommentar selbst verfasst hat oder ob es ein anderer Besucher war.

Rührende Worte gibt es viele. „Lieber Gott, beschütze meinen Opa“, „Lieber Gott, hab dich lieb, beschütze uns vor allem Unheil und bring Frieden“, „Rette bitte die Welt“ und zahlreiche weitere Wünsche und Sorgen unterschiedlicher Altersgruppen finden durch das Buch Gehör. „Bitte hilf meiner Mama und mach, dass alles wieder gut wird. Danke. Amen.“ Die Schrift ist krakelig, stammt vermutlich von einem Kind.

Für Partnersuche nicht geeignet

Manche Schreiber scheinen sich in der Kirche aufzuhalten, weil sie sich dort weniger allein fühlen oder Gottes Beistand suchen. „Alleine im Hause Gottes, wieso fühle ich mich, als wäre jemand da, der auf mich achtet?“ „Schicke meiner Schwester einen Engel.“ Ein anderer schreibt verzweifelt: „Herr Jesus Christus, bitte komm in mein Leben. Ich weiß, ich bin ein Sünder. Ohne dich schaffe ich es nicht, ein guter Mensch zu werden.“ Unter solchen flehenden Worten ist oft der Kommentar zu finden: „Jesus liebt dich.“ Genau dafür sei die Kirche offen, sagt Butz. Für Menschen, die ihre Sorgen vor Gott darlegen wollen, Andacht brauchen oder einen ruhigen Moment abseits des Trubels. „Damit man sich etwas von der Seele schreiben kann“, ergänzt der Dekan. Für Anfragen wie die eines 50-Jährigen auf er Suche nach einer 18-jährigen Partnerin sind Buch und Kirche unpassend, dennoch gibt es auch die.

Durch die Nähe zum katholischen Krankenhaus hat die Kirche verstärkt Zulauf. Und so findet sich in den Gebeten vielfach die Angst vor Krankheiten und der Wunsch nach Genesung. „Hilf, dass meine Mama einen Rehaplatz bekommt.“ „Bitte beschütze uns, damit wir nicht gegen die böse Krankheit Krebs kämpfen müssen“, hinterlassen die Besucher.

In der Heilig-Kreuz-Kirche nicht möglich

Mit Trauerbotschaften wie „Beschütze meine Mama im Himmel“ ist das blaue Buch ebenso gefüllt wie mit solchen fröhlicherer Natur. „Zwei Kerzen für unsere neue Zukunft in Zweibrücken“, „eine Kerze für meine Studiumzulassung“ oder der Wunsch einer Mutter nach einem guten Leben mit ihren „beiden Jungs“. Auch eine stolze Oma hat sich verewigt: „Ich danke für meine drei wunderbaren Enkel.“

„Die offene Kirche bringt uns viel positive Rückmeldung. Außer bei Veranstaltungen wie dem Stadtfest können wir sie immer auflassen – da ist noch nie was passiert“, schildert Peter Butz. Im Gegensatz zur katholischen Heilig-Kreuz-Kirche: Laut Pfarrer Wolfgang Emmanuel ist es dort nicht möglich, das Gebäude immer offen zu lassen. „Da wurde schon mal die Weihnachtskrippe angezündet und der Opferstock aufgebrochen“, berichtet er enttäuscht. Aber: „Man kann trotzdem in die Kirche, wenn man am Pfarrbüro klingelt. Wir haben auch ein Körbchen für Fürbitten, die wir in unsere Gebete aufnehmen.“

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