Zweibrücken Weiterhin für Flüchtlinge da

Stefan Karn betreut Flüchtlinge bei der Suche nach Arbeit und einer Wohnung.
Stefan Karn betreut Flüchtlinge bei der Suche nach Arbeit und einer Wohnung.

Sozialpädagoge Stefan Karn begleitet Flüchtlinge durch den Dschungel der deutschen Bürokratie.

„Das waren 30 Seiten, die ich da gerade mit meinem Klienten ausgefüllt habe. Ein Antrag fürs Jobcenter. Jetzt muss ich nur noch alles kopieren“, sagt Karn, geht kopieren und verabschiedet den Klienten, dessen Frau und zwei kleine Töchter. Der nächste Klient steht schon vor der Tür und wartet. 82 Personen hat Karn im vergangenen Jahr mehrfach und übers Jahr verteilt beraten; die meisten Ratsuchenden kamen aus Afghanistan und Somalia. Außerdem betreute Karn Menschen aus Syrien, Eritrea, dem Iran, Äquatorial-Guinea, Ägypten, Armenien und Vietnam. Der überwiegende Teil waren junge Männer unter 27 Jahren. Insgesamt waren es 69 Männer und 13 Frauen. Angefangen hat Karn im Camp am Europahotel, als die ersten Flüchtlinge nach Zweibrücken kamen. Als das Camp schloss, setzte er seine Arbeit im August 2016 im Haus der Diakonie in der Wallstraße fort. Dort arbeiten auch andere Berater der Diakonie, die Menschen mit Süchten, Sozial- und Lebensfragen helfen. Interkulturelle Kompetenz müsse man mitbringen, sich also mit den Gewohnheiten und Gegebenheiten anderer Ländern auskennen, Empathie, Einfühlungsvermögen, einen Zugang zu den Leuten haben, nennt Karn die wichtigsten Voraussetzungen für seinen Job, die Arbeit mit Flüchtlingen. Anfangs sei es nur darum gegangen, bei Asylverfahren zu beraten, die Flüchtlinge auf die Anhörung vorzubereiten, sie zu den Interviews zu begleiten und Rechtsanwälte in den Klageverfahren zu vermitteln. Dann habe sich das Aufgabengebiet gewandelt, als vielen der Aufenthalt gewährt wurde und nicht mehr das Sozialamt, sondern das Jobcenter für sie zuständig war. So wie bei dem jungen Paar, das um Hilfe beim Ausfüllen seitenweiser Formulare bat. „Jetzt haben viele Fuß gefasst, und es stehen ganz andere Probleme im Raum. Themen in Bezug auf Familie, Wohnung, Arbeit, Schule, Perspektiven und Ziele“, fasst Karn zusammen. Doch auch beim Umgang mit schwierigen und belastenden Lebenssituationen sowie bei der Bewältigung von Fluchterlebnissen helfe er gerne und könne an entsprechende Fachdienste vermitteln. Außerdem, so Karn, unterstütze er auch die ehrenamtlichen Helfer bei komplexen Fragen des Aufenthalts- und Ausländerrechts. „Die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer kann man nicht hoch genug wertschätzen. Nur da, wo dieses Engagement an seine Grenzen kommt, soll und muss das Hauptamt unterstützen und helfen, und zwar auf Augenhöhe“, betont Karn. Die möglichen Problemen vorbeugende Arbeit will Karn ausbauen. Dafür möchte er in die Schulen gehen, den Schülern von seiner Arbeit erzählen und Flüchtlinge von ihren Erfahrungen erzählen lassen.

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