Zweibrücken Warum einige Gemeinden den Weltgebetstag feiern und andere darauf verzichten

Die Gebetsordnung für den Weltgebetstag kommt in diesem Jahr aus Palästina. Obwohl die Entscheidung schon vor Jahren getroffen w
Die Gebetsordnung für den Weltgebetstag kommt in diesem Jahr aus Palästina. Obwohl die Entscheidung schon vor Jahren getroffen wurde, fragten sich viele Gemeinden, ob sie den Tag angesichts der Ereignisse vom 7. Okotber 2023 überhaupt gehen sollen. Unser Bild zeigt israelische Soldatinnen, die sich an der Grenze zum Gazastreifen fotografieren.

Selten hat ein Weltgebetstag so viel Aufmerksamkeit erregt wie in diesem Jahr. Der Grund: Die Gebetsordnung kommt aus Palästina. Für Palästina hat sich das Weltgebetstagskomitee, das jedes Jahr ein anderes Land auswählt, schon vor Jahren entschieden. Nun stehen die christlichen Gemeinden vor besonderen Herausforderungen.

Viele Gemeinden fragten sich, ob sie den Tag angesichts der dramatischen Ereignisse des 7. Oktober 2023 überhaupt begehen wollen, sagt Monika Schmidt, Gemeindereferentin der Pfarrei Heilige Elisabeth Zweibrücken, auf Anfrage der RHEINPFALZ. An jenem Tag fand der Überfall der Hamas auf Israel statt. Dass die Gebetsordnung aus Palästina komme, von Frauen aus dem Westjordanland, sei heikel. Schmidt: „Wir waren in Sorge, dass wir missverstanden werden könnten. Wie schnell wird eine Formulierung gekürzt, falsch wiedergegeben oder auch falsch verstanden.“ In Zweibrücken werde der Weltgebetstag dennoch in den Gemeinden Stadtmitte, Ixheim und Rimschweiler ökumenisch gefeiert; Bubenhausen-Ernstweiler habe sich dagegen entschieden.

Ein internationales Team bestimme „Jahre im Voraus“, aus welchem Land der Gottesdienst kommt, erläutert Schmidt. Schließlich müssten die Unterlagen in viele Sprachen übersetzt werden. Bei der Wahl für Palästina habe niemand ahnen können, wie die Welt in Nahost im März 2024 aussehen wird. Die Gottesdienstordnung sei vor zwei Jahren erstellt worden, habe aber wegen der aktuellen Ereignisse überarbeitet werden müssen, „weil sie vielleicht an manchen Stellen missverständlich war“, fasst Schmidt zusammen.

Gedenkzeit für die Opfer beider Seiten

Trotz aller Spannungen in Nahost „sollen die palästinensischen Christinnen gehört werden“, so Schmidt. Drei Frauen aus dem Westjordanland werden vorgestellt; Christinnen seien in Palästina eine kleine Minderheit. Es sei „eine Gebetsstunde, keine politische Veranstaltung. Wir beten mit Frauen um Frieden“, betont Schmidt.

Das Weltgebetstagsmotto laute in diesem Jahr „… durch das Band des Friedens“. Vor der Gebetszeit werde es „eine Gedenkzeit für die Opfer auf beiden Seiten geben“, kündigt Schmidt an. Nach dem Gottesdienst findet in allen Gemeinden ein gemütliches Beisammensein statt, teils auch mit landestypischen Gerichten.

Vortrag- und Bilderabend statt Gottesdienst

In der protestantischen Gemeinde in Nünschweiler will man dieses Jahr keinen Weltgebetstag feiern. Pfarrerin Anke Rheinheimer: „Das Frauenteam war der Meinung, dass man dieses Jahr angesichts des Leids keinen fröhlichen, bunt bewegten Gottesdienst wie in den Vorjahren feiern kann.“ Momentan seien „alle so perplex und verunsichert und in Sorge, dass man sich das nicht vorstellen kann“. Das Thema habe man stattdessen Mitte Februar bei einem Vortrag und Bilderabend mit anschließender Diskussion in Dellfeld behandelt. Eine Weltgebetstagskollekte werde dennoch gesammelt, betont Rheinheimer.

Rheinheimer hat anderthalb Jahre in Israel gelebt. In dieser Zeit besuchte sie auch den Gaza-Streifen. Sie kenne beide Seiten und ihr Herz schlage für beide Seiten, sagt die Pfarrerin. Fasziniert habe sie „die Vielfalt an jüdischen, christlichen und muslimischen Gruppierungen, die man in Jerusalem findet“, erinnert sich Rheinheimer.

Gottesdienste

Pfarrei Heilige Elisabeth Zweibrücken: Freitag, 1. März, 17 Uhr im Pfarrheim Heilig Kreuz Stadtmitte, musikalisch begleitet von Dorothee Beisiegel (katholische Gemeinde, protestantische Kirche, Methodisten) und 18.30 Uhr in St. Peter Ixheim mit dem Chor Two Generations (katholische Gemeinde, protestantische Kirche, Mennoniten). Samstag, 2. März, 15 Uhr, in St. Johann Rimschweiler mit den Big Ferries (katholische Gemeinde, protestantische Kirche).
Pfarrei Heiliger Pirminius Contwig: Freitag, 1. März: Altheim, 18 Uhr, katholische Kirche; Stambach, 18 Uhr, katholische Kirche; Großsteinhausen 18 Uhr evangelische Kirche; Hornbach, 18.30 Uhr, Klosterkirche.

Der Weltgebetstag

Der Weltgebetstag findet jedes Jahr am ersten Freitag im März in rund 170 Ländern statt; in Deutschland nehmen circa 800.000 Menschen teil, darunter auch Männer. Erstmals gefeiert wurde der Weltgebetstag von christlichen Frauen unterschiedlicher Konfessionen im Jahr 1927.
Der Gottesdienst wird jedes Jahr von Frauen aus einem anderen Land geplant. Die Gottesdienstordnung wird vom Internationalen Weltgebetstagskomitee an alle teilnehmenden Länder verschickt. Dort wird sie übersetzt und an die Gemeinden verteilt. So entsteht weltweit ein Gottesdienst, der in allen Ländern dasselbe Thema behandelt, und die Frauen beten nicht nur füreinander, sondern auch miteinander.
Fester Bestandteil des Weltgebetstags ist die Kollekte. Sie ist das erkennbare Zeichen des Weltgebetstags. Mit der Kollekte werden Projekte unterstützt, die Frauen und Kinder stärken.

x