Zweibrücken Warum ein Bio-Traditionsbetrieb auf dem Wochenmarkt aufgeben muss

Ein bekanntes Gesicht auf dem Wochenmarkt: Obst und Gemüsehändler Stefan Denis ist im November gestorben, sein Stand wird jetzt
Ein bekanntes Gesicht auf dem Wochenmarkt: Obst und Gemüsehändler Stefan Denis ist im November gestorben, sein Stand wird jetzt aufgegeben.

Biodenis hat den Stand auf dem Zweibrücker Wochenmarkt aufgegeben. Die Gründe für diesen Schritt sind vielfältig, darunter der Tod des Firmeninhabers Stefan Denis, Personalmangel und steigende Betriebskosten. Die Stadt Zweibrücken ist nun bemüht, neue Händler für den Wochenmarkt zu gewinnen.

Die Handelsfirma Stefan Denis der Bioland Gemüsemanufaktur Roman Denis aus Saarlouis, die bis Jahresende einen Stand auf dem Zweibrücker Wochenmarkt betrieben hatte, gibt den Zweibrücker Standort auf. Handelsfirma-Inhaber Stefan Denis ist im November gestorben, aber auch Personalmangel, ungünstige Arbeitszeiten, ein hohes Durchschnittsalter und ein häufiger Krankenstand der Belegschaft sowie eine fulminante Explosion der Betriebskosten hätten zur Entscheidung geführt, wie in einer Jahresmitteilung zu erfahren ist.

Die Firma aus Saarlouis verkaufte bislang regionales Obst und Gemüse aus eigenem Bioland-Anbau. Neben Zweibrücken wird nun auch Saarbrücken aufgegeben. In der Rosenstadt hatte der Betrieb etwa 250 Stammkunden, die Aufgabe sei diesen vor Weihnachten kommuniziert worden, wie Roman Denis auf Anfrage mitteilte. „Biodenis“ verweist die Zweibrücker Kundschaft auf den Homburger Standort, wo die Handelsfirma weiterhin auf dem Markt präsent ist. Neben Homburg bleiben auch die Standorte Saarlouis und Neunkirchen bestehen.

Ursprünge im 17. Jahrhundert

Der Saarlouiser Traditionsbetrieb hat seine Ursprünge schon im 17. Jahrhundert, im Jahr 1680. 1990 erfolgte die Umstellung auf rein ökologischen Anbau. Das Unternehmen untergliedert sich in die Bioland-Gemüsemanufaktur Roman Denis, die sich um den Anbau kümmert und die Handelsfirma Stefan Denis, die die Hälfte der Erzeugnisse auf Märkten in der Region vertreibt. Die andere Hälfte der Erzeugnisse werde zu 30 Prozent an die Ökomarktgemeinschaft Saar-Pfalz-Hunsrück in Konken verkauft und der Rest an Abokisten-Betriebe und Gastronomien, auch nach Luxemburg.

„Der Betrieb läuft in reduzierter Form weiter“, erklärt Roman Denis. Neben dem Tod des Handelsfirma-Inhabers Stefan Denis, sieht sich auch die Manufaktur vor große Herausforderungen gestellt, wie der 68-jährige Bruder sagt: „Wir suchen seit vier Jahren auf allen Ebenen händeringend Nachfolge.“ Denis selbst sieht sich noch bis zum nächsten Frühjahr an Bord. „Ich bin bereits im 53. Berufsjahr“, erklärt er. In der Jahresmitteilung warnt er davor, dass der Betrieb bereits nächstes Jahr zu Ende gehen könne, wenn keine Nachfolgelösung gefunden werde.

Wetterkapriolen erschweren Anbau

Auch der Anbaubetrieb sei aufgrund von extremen Wetterkapriolen im letzten Jahr eine große Herausforderung gewesen. Aufgrund von Niederschlägen sei es im Frühjahr zunächst schwer gewesen, Pflanzen und Saatgut in den Boden zu bringen, im Mai und Ende August bis Mitte Oktober sei es zu trocken gewesen, im Juli und von Ende Oktober bis Mitte November wiederum hätten Rekordniederschläge von bis zu 280 Litern pro Quadratmeter die Arbeit erschwert. „Wenn es noch Zweifel am Klimawandel gibt, können wir nach unseren Erfahrungen bestätigen, dass wir bereits mittendrin sind“, rechnet Denis in der Jahresmitteilung hart mit Klimawandel-Leugnern ab. Er spricht von „einem Wunder“, dass noch eine durchschnittliche Gesamternte, insbesondere bei den Kartoffeln, eingefahren werden konnte, die nur durch ein gutes Team möglichen gewesen sei.

Die Rahmenbedingungen für den Biogemüseanbau seien allgemein schlechter geworden, so Denis. Probleme sieht er einerseits auf politischer Seite durch „überbohrende“ Bürokratie, „exorbitante“ Materialkostensteigerungen, Fachkräftemangel und Fehlentscheidungen bezüglich Glyphosat und Gentechnik. Aber auch bei den Verbrauchern spricht er von einem „Rückfall der Menschen beim Bewusstsein von gesunder Ernährung zu ’Hauptsache billig’“, wie er mitteilt. Er wünsche sich Steuergerechtigkeit für den kleinen Mittelstand und eine gerechte Förderung der Landwirtschaft: „Nicht nur Flächen- und Prämienoptimierung, oft ohne tatsächliche Produktion, sondern auch Anerkennung der Bereitstellung von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen, Ausbildungs- und Praktikumsplätzen, sowie Sonderarbeitsplätzen für Menschen mit Einschränkung.“ Außerdem befürwortet Denis eine „Erhaltung der dezentralen, flächendeckenden Nahversorgung mit landwirtschaftlichen Produkten“, also eine lokale Landwirtschaft. Er steht für die Beibehaltung der KFZ-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge und schlägt im Gegenzug die Streichung der Agrar-Subventionen für nichtlandwirtschaftliche Produktionsbetriebe vor. Hier nennt er Subventionen für die Lufthansa, für norddeutsche Getreidehändler, Reiterhöfe oder sogenannte „Sofamäher“. „Wenn die Landwirtschaft die Preise so kalkulieren und weitergeben könnte wie die Industrie, bräuchte es keine Subventionen“, sagt Denis.

Stadt sucht Nachfolger für den Wochenmarkt

Aufgrund der kurzfristigen Aufgabe gäbe es bislang keinen Nachfolgebetrieb, die Stadt stehe allerdings in Kontakt mit möglichen Interessenten, erklärt Stadtsprecher Jens John. Grundsätzlich könnten sich am Markt interessierte Händler an die Ordnungsbehörde wenden, die Stadt spreche auch gezielt Interessenten an. „Vor diesem Hintergrund wird auch in diesem Jahr wieder das Zweibrücker Marktfrühstück stattfinden“, sagt John. Die Ordnungsbehörde berate Interessenten über passende Möglichkeiten und biete Bewerbern auch die Möglichkeit, den Wochenmarkt für einen gewissen Zeitraum probeweise zu besuchen. Ein Gemüse- und Obststand kostet in Zweibrücken nach Tarif samstags 6,50 Euro je Frontmeter im Monat, die Einnahmen fließen in den Haushalt der Stadt, aus dem Aufwendungen wie Strom, Reinigung, Reparaturen und ähnliches gezahlt werden.

Info

Interessierte Händler für den Zweibrücker Wochenmarkt finden ein Bewerbungsformular sowie konkrete Informationen über die Platzgeldtarife auf der Webseite der Stadt.

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