Zweibrücken Sänger und Schreiber

„Ich hab’ die Grenze zwischen dem Saarland und der Pfalz noch erlebt“, berichtete Peter Zenner aus Herbitzheim im Bliesgau gestern vor dem „La Perla“: „Ich kann mich gut erinnern, wie ich als Kind dabei war, wenn wir in Zweibrücken bei Kaisers Kaffee getrunken haben, bei Goebes und bei Sport Franck einkaufen waren.“ Die frisch erworbenen Textilen wurden flugs übergestreift, und dann ging’s durch die Zollkontrolle am Kaplaneihof: „Wir taten dann immer so, als ob wir die Kleider schon länger hätten. Das Schmuggeln war für uns Kinder natürlich besonders aufregend.“ 1949 geboren, hat Peter Zenner auch die einstigen Besuche im Zweibrücker Schuhgeschäft am Alexanderplatz nicht vergessen, in denen es die begehrten „Lurchi“-Comic-Hefte und bunt bedruckte kleine Gummibälle als Zugabe für die Kundschaft zu ergattern gab. Das Schicksal des alt-ehrwürdigen Hilgardhauses scheint Zenner besonders am Herzen zu liegen: „Schön, dass sich hier jetzt endlich etwas tun soll. Es wird Zeit.“ Übrigens sei die Rosenstadt ein nettes Plätzchen. „Wenn ich könnte, würde ich hier gerne wohnen.“ Wenn es zum Lebensmittel-Einkauf geht, fährt der Mann aus Herbitzheim meist in die nächst größere Stadt Blieskastel. „Kleider besorgen wir dagegen vorwiegend in Homburg und Zweibrücken.“ Letzteres scheint er in jüngerer Zeit aber nicht mehr so oft getan zu haben: Die neu aufpolierte Zweibrücker Fußgängerzone ist Peter Zenner bis jetzt noch gar nicht aufgefallen. „Wenn ich mein Eis aufgegessen habe, schaue ich sie mir gleich an. Versprochen.“ (ghm) Schon lange engagiert sich Bernhard Endres aus Homburg-Einöd dafür, dass die S-Bahnlinie von Homburg bis Zweibrücken weitergeführt wird. „Die Gleise sind ja größtenteils noch da“, sagt er, man müsse sie nur reaktivieren. Über 1700 Unterschriften für sein Anliegen hat er gesammelt und im vergangenen Jahr an das saarländische Wirtschaftsministerium übergeben. Auf pfälzischer Seite würden sich die Zweibrücker Schienenfreunde für das Projekt engagieren, erzählt er. „Verschiedene Politiker konnte ich bereits von der Rentabilität des Projekts überzeugen. Diese Linie wäre gut für die Wirtschaft, aber auch für den Tourismus.“ Jetzt stehe noch ein Gutachten über das Fahrgastaufkommen der Region aus. Man wolle prüfen, ob die Linie profitabel wäre. Endres ist von der Rentabilität überzeugt: „Es gibt viele, die kein eigenes Auto haben, Studenten, Bundeswehrsoldaten und gerade junge Leute.“ Das Angebot würde großen Anklang finden, glaubt er. (mefr) Schreiben, schreiben, schreiben: Wie gerne würde Susann Carius nur noch das tun. Seit die RHEINPFALZ sie vergangenen Dezember in einem Artikel als Auftragsschreiberin vorstellte, ging es rund bei der 54-jährigen Bubenhauserin: Sie war im Fernsehen, im Radio, hat über Amazon ihr erstes elektronisches Buch veröffentlicht, hat ihren zweiten Roman fertig und einen Internet-Blog begonnen. Dort hat sie bis zu 280 Besucher täglich. „Das läuft richtig gut.“ Jeden Tag veröffentlicht die Stationssekretärin, die im evangelischen Krankenhaus arbeitet, im Internet eine kleine Geschichte oder beschreibt ein Erlebnis. Auch die ersten Seiten ihres dritten Buches „In Pauls Schuhen“ kann man auf willkommeninderwunderbar.wordpress.com lesen. Darin geht es um eine Frau um die 50, die gerne mal wie ein Mann denken und fühlen würde − und das dank ihres Bruders tatsächlich schafft. Auch schreibt Susann Carius immer noch Briefe für andere Leute, die ihre Gefühle nicht so gut ausdrücken können. Dieses Jahr waren es schon 50 Stück. „Jetzt sind auch noch Hochzeitsreden dazugekommen“, berichtet Carius. Sie strahlt, erzählt von den Liebespaaren, die durch sie zusammengefunden haben. „Das macht mich richtig glücklich.“ An ihren eigenen Werken arbeitet sie am liebsten früh morgens, wenn es im Haus noch ganz still ist. Schreiben − das ist es, was sie erfüllt. „Ich kann gar nicht mehr damit aufhören.“ (sbn) Das Pendeln zwischen Zweibrücken und Saarbrücken hat seit Mai ein Ende: Luise Ehrmantraut (22), Sängerin, Gitarristin, Komponistin und Texterin der Zweibrücker Erfolgsband Fürbaß, wohnt nun in Saarbrücken, in einer Dreier-WG. Das ist fürs Studium praktischer, „und in Saarbrücken kann man viel machen, zum Beispiel zu Konzerten in die Garage gehen“. An der Saar-Uni studiert sie im vierten Semester Deutsch und Philosophie, „für Bachelor, aber ich will ins Lehramt wechseln“, sagt sie. Damit würde sie ihrem Bruder Fabian (24), dem anderen Komponisten, Texter, Sänger und Multiinstrumentalisten der Band, folgen, der dieselben Fächer an derselben Uni studiert. Das Studium und die Entfernungen sind der Grund, warum Fürbaß in diesem Jahr kaum aufgetreten ist: Luise und Fabian sind die Woche über in Saarbrücken, Schlagzeuger Jan Rothhaar in Freiburg, Bassist Marvin Kessler in Mainz. Aber sie waren im Studio für die zweite CD, in Neunkirchen, im Roque-Studio – wie bei der ersten. Die zehn Stücke für „Vogelfrei“ sind schon aufgenommen, jetzt geht es an die Feinarbeit: „Ein bisschen E-Gitarre hier, Geige da“. Den Titelsong hat Luise komponiert: „,Vogelfrei’ handelt vom Wunsch zu fliegen, und von der Sehnsucht, dass man jemanden nicht erreichen kann“. Dass Fürbaß beim Zweibrücker Stadtfest nicht spielt, liege an einem Missverständnis mit dem Veranstalter. „Wir sind da, und wir sind bereit einzuspringen, wenn jemand ausfällt“, betont sie. Sie sieht glücklich aus. Das Studium macht ihr Spaß. Von der Enttäuschung, es zweimal vergeblich als Singer/Songwriter an der Mannheimer Popakademie versucht zu haben, ist nichts zu spüren. Sie hat eine Stelle als Hiwi (wissenschaftliche Hilfskraft) im Bereich Sprachwissenschaft. „Es ist nicht schlimm, die Musik wird immer mein Hobby bleiben“. Nur eins hat sie inzwischen aufgegeben: das Fußballspielen. Beim SV Ixheim und beim TSC hat sie gespielt, Außenverteidigerin rechts, und natürlich mit Freunden in Saarbrücken am Sonntag das Endspiel geschaut und gefeiert: „1990, als wir Weltmeister wurden, war ich ja noch nicht geboren“, lacht Luise. Vier Klausuren stehen noch an, bevor es in zwei Wochen in die Ferien geht. Nach dem Stadtfest wird wieder mit Fürbaß geprobt und an der CD gefeilt: „Sie soll noch in diesem Jahr herauskommen, im Winter, dann machen wir auch eine Release-Party“, verspricht sie. (adi) In Bayern geboren, hat es den 57-jährigen Alexander Dürr vor neun Jahren in die Südwestpfalz verschlagen. „Meine Söhne waren nach Zweibrücken gezogen. Ich bin ihnen gefolgt – damals voller Vorfreude. Ich hab’ auch gleich Arbeit gefunden.“ Doch seit der auf zwei Jahre befristete Job ausgelaufen sei, sage ihm sein neuer Wohnort Zweibrücken immer weniger zu. „Ich glaub’, das hängt auch mit dem Mentalitäts-Unterschied zwischen Bayern und der Saarpfalz zusammen“, macht Dürr kein Hehl daraus, dass er sich hier immer weniger heimisch fühlt. Es hapere an der Infrastruktur, es mangele an geeigneten Treffpunkten für die Jugend. „Außerdem machen die Geschäfte ständig auf und wieder zu“, vermisst er Kontinuität im Einzelhandel. In Bayern, etwa in Garmisch oder Bad Tölz, habe Alexander Dürr viel mehr Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit in der Öffentlichkeit und in den Amtsstuben vorgefunden, sagt er. Am liebsten würde er ja wieder in seine Heimat im Süden zurückkehren: „Das wird aber in meinem Alter immer schwerer.“ (ghm) Lothar Dörner lebt in Sprendlingen in Rheinhessen. Doch seine Heimat besucht der aus Rieschweiler stammende Rentner mehrmals im Monat. Was in Zweibrücken geschieht, interessiert ihn sehr. „Ich bin mit der Stadtpolitik nicht einverstanden“, betont er. Besonders die geplante Schlackenaufbereitungsanlage auf der Mörsbacher Mülldeponie beunruhigt ihn: „Das kann nicht gut für die Umwelt sein“, ist er sicher. Auch mit der Fischtreppe am Campingplatz ist er nicht einverstanden. Viel Geld sei da unnötig ausgegeben worden. Er findet, dass die Zweibrücker Bürger sich zu viel gefallen lassen. „Ich bin 68 Jahre alt und wohne gar nicht mehr hier, aber trotzdem engagiere ich mich. Wenn keiner hier motzt, dann mach’ ich das eben.“ Dörner war zehn Jahre für die SPD Mitglied im Gemeinderat Rieschweiler-Mühlbach, trat aber später aus der Partei aus. (mefr/Fotos: Laborenz (5), Steinmetz (1))

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