Zweibrücken Probefahrt in Grün: Techniktest überrascht Gölz Paletten

Amin Laghmari (links) von Trailer Dynamics erklärt Axel Gölz, wie die neue Elektro-Achse funktioniert.
Amin Laghmari (links) von Trailer Dynamics erklärt Axel Gölz, wie die neue Elektro-Achse funktioniert.

In einer Zeit, in der der Umweltschutz zunehmend an Bedeutung gewinnt, hat sich das Palettenhandelsunternehmen Gölz aus Zweibrücken zu einem echten Pionier entwickelt. Mit einem Mix aus verschiedenen Technologien treibt die Firma den Wandel hin zu einem emissionsfreien Betrieb voran. Ein kürzlich durchgeführter Test einer neuen Technik liefert überraschende Ergebnisse.

Die Firma Gölz Paletten am Zweibrücker Hornbachstaden, die mit Europaletten handelt, schreibt seit Jahren interne Ziele aus, um CO2 einzusparen. Rein äußerlich wird das sichtbar, wenn man sich den Standort ansieht. Bereits 2014 begann das Familienunternehmen, das von Firmengründer Hans Gölz und seinem Sohn Axel in zweiter Generation geführt wird, damit, sich einen eigenen Solarpark aufzubauen. Seit mehreren Jahren produziert es mit einem erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerk seinen Strom selbst. Vor etwa drei Jahren folgte die Umstellung von dieselbetriebenen Lastwagen auf eine Flotte mit flüssigem Erdgas-Antrieb (LNG). „Alle unserer 37 Zugmaschinen sind mittlerweile auf LNG-Basis. Eine zusätzliche, die im Nahgebiet eingesetzt wird, ist rein elektrisch“, berichtet Axel Gölz. Damit ist die Firma seit 2021 offiziell ein „Zero-Diesel-Betrieb“.

Auch die Gabelstapler sind mittlerweile alle auf Strom umgerüstet. Ziel von Gölz ist es, einen komplett autarken Betrieb zu schaffen, einen Null-Emissionsbetrieb mit positiver Energiebilanz. „Das Rennen um die fossilen Rohstoffe hat ja schon längst begonnen, daraus wollen wir und sollten wir alle aussteigen“, unterstreicht der Geschäftsführer in zweiter Generation. „Unsere Zukunft, gerade hinsichtlich des umweltfreundlichen Abdruckes, den wir unseren weiteren Generationen hinterlassen, müssen wir jetzt schon anfangen vorzubereiten.“

Ungesehen gleich 40 Stück bestellt

Um diesem Ziel einen weiteren Schritt näherzukommen, hatte das Unternehmen kürzlich Besuch von einer Gruppe von Mitarbeitern der Firma „Trailer Dynamics“ aus Eschweiler bei Aachen. Das Unternehmen hat eine Technologie erschaffen, mit der eine der freilaufenden Achsen eines Lkw-Anhängers durch eine elektrifizierte ersetzt werden kann, die den Sattelzug im Fahrbetrieb unterstützt. Der Akku ist im Bereich des Unterfahrschutzes am Anhänger angebracht. Gleich 40 Stück hat Gölz vor einiger Zeit in Auftrag gegeben und steht nach eigener Auskunft auf Rang zehn der Auslieferungen, obwohl diese Technik frühestens 2025 oder 2026 auf den Markt kommen. Auch die Preise stehen noch nicht fest, und bei den Ausführungen von Vortragsredner Nils Lagmöller in der Gölz-Zentrale wurden einige Nachfragen von Axel Gölz schwammig beantwortet.

Beispielsweise fragte Gölz, wie es mit der Zulassung für ein neues Höchstgewicht aussieht. Denn der Akku und der Elektroantrieb wiegen je nach Ausführung um die sechs Tonnen, die nach aktuellem Standard im Lastverkehr von der Zuladung abgezogen werden müssten. Ebenso interessierte es den Geschäftsführer, wie es um die Begünstigung bei der Maut steht, wenn ein E-Trailer auf den Autobahnen bewegt wird. Alles sei noch nicht final geklärt, aber die Firma sei im Austausch mit der Bundesregierung, wo der Ball momentan liege, gab Lagmöller als Antwort. „Nervös werde ich wegen dieser Dinge nicht“, sagte Axel Gölz zur RHEINPFALZ. Zu sehr sei er von der Technik und der Schadstoffreduzierung überzeugt. Ähnliches habe er auch vor Jahren zu hören bekommen, als es die Umstellung auf Flüssiggas oder die Langtrailer gab: „Das hat sich alles reguliert und ich würde es immer wieder so machen.“

Testergebnis überrascht Fahrer und Firmenchef

Dass er mit dieser Annahme auch bei dem elektromodifizierten Anhänger richtig liegen kann, zeigte sich kurz darauf, als der E-Trailer auf dem Firmengelände vorfuhr. Er hatte eine 220 Kilometer lange Testfahrt hinter sich. „Es ging für ihn voll beladen in Richtung Hochscheid und Birkenfeld, also eine von der Topographie sehr anspruchsvolle Strecke.“ Nach der Rückkehr folgte die Auswertung der Fahrdaten direkt am Smartphone. Ganze 30 Minuten war der Gölz LNG-Sattelzug mit dem elektrischen Anhänger schneller als am Vortag – unter gleichen Voraussetzungen, nur eben mit einem herkömmlichen Trailer. „In Zahlen ausgedrückt, war es eine Reduktion der Antriebskosten von 53 Prozent“, wie Trailer-Dynamics-Fahrer Amin Laghmari feststellte.

Silviu Apafaian, der als Gölz-Fahrer bei beiden Touren dabei war, war wie sein Chef erstaunt über das Ergebnis. „Wir sind heute überall mit normalem Tempo gefahren, selbst den Berg hoch, wo ich gestern ohne die elektrische Unterstützung teilweise nur 20 bis 25 Kilometer pro Stunde fahren konnte“, berichtete Apafaian. „Die Einsparung ist für uns alle und die Umwelt gut, aber besonders die Zeiteinsparung hilft uns Fahrern auch, wenn es darum geht, unsere Ruhezeiten einzuhalten. So haben wir etwas mehr Luft bei der schwierigen Parkplatzsuche oder schaffen es vielleicht noch in der vorgeschriebenen Zeit bis nach Hause“, freut er sich schon auf die Technik.

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