Zweibrücken Nicht ohne meinen Hund

Wer genau hinguckt, entdeckt ihn. Er heißt Charly und hat Flecken. Gemeint ist der Hund von Xaver Mayer. Sein treuer Begleiter. Manchmal wartet er geduldig im Auto, wenn Herrchen gerade eine Ausstellung eröffnet, wie vor zwei Wochen in Dahn. Auf den Arbeiten aus den vergangenen vier Jahren, die ab kommenden Sonntag im Zweibrücker Mannlichhaus ausgestellt sind, kann man den Hund auch sehen.

Bekannt wurde Xaver Mayer mit einem Männlein, das zur Symbolfigur für die Pfalz wurde: „de klääne Pälzer“. Vier Jahre lang war das Männlein mit den wilden orangeroten Haaren in „Sonntag aktuell“ zu sehen, damals die Sonntagszeitung der RHEINPFALZ. Seitdem lässt Mayer das fröhliche Männlein nicht mehr los, es ist älter geworden und etwas seriöser. Es heißt jetzt „Herr Frei“ . Frei wie Freiheit. Die roten Haare sind geblieben. Am liebsten balanciert Herr Frei in seiner dünnen Hand ein halbvolles Weinglas auf Kinnhöhe. Er steht auf einem dunklen Berg, der an den Seiten senkrecht abgeschnitten ist. Das ist seine Welt, die pfälzische Heimat. Auf den Berg passen dicht gedrängt noch die Häuser, wenn es sein muss. In den letzten Jahren sieht Mayer die Pfälzer Landschaft vielschichtiger. Vier bis sechs Ebenen liegen übereinander – so wie auf dem 2014 entstanden Blatt „Heimweg“, wo eine Frau mit Kopftuch, begleitet von Charly, großen Schritts nach Hause geht. Sie kommt aus dem Pfälzer Wald, der herrlich blaue Bäume hat, und läuft über ein Feld. Eine weitere Wald-und-Feld-Strecke wartet in der Etage obendrüber, eine andere, untendrunter, hat sie bereits hinter sich. Die Konturen der Pfälzer, der Berge und der Bäume sind nicht mehr so zottelig wie früher, sie sind klarer und lebhafter. Die Figuren haben ihre langen Nasen behalten und der Hund freut sich weiterhin über seine Flecken im Fell. „Die Figuren stammen alle aus der gleichen Familie. Sie sind ein bisschen gegen den Strich gebürstet. Sie ähneln sich optisch“, sagt Mayer und schmunzelt. Die Wesen hadern oft ein bisschen mit sich selbst und dem Alltag, haben aber trotzdem einen Schmunzelmund. Geblieben sind die reduzierte Farbigkeit und die Detailverliebtheit. „Meine Vorlieben galt schon immer den Kleinigkeiten, die andere gar nicht sehen, deshalb sind die Figuren klein geblieben, mit vielen Details, die mir immer noch einfallen, wenn das Bild eigentlich schon fertig ist. Ich finde immer noch was, da noch ein Häuschen, da ein Sternchen“, sagt Mayer und lacht. Nach dem Studium der Kunsterziehung und Germanistik in Marburg ging er zurück in die Pfalz, nach Landau, das von Weinbergen umzingelt ist. Das erklärt die Weingläser auf den Zeichnungen. Der Grafiker, der nie wirklich Lehrer wollte und sich vor 30 Jahren entschloss, freiberuflich zu arbeiten, unterrichtet heute einmal in der Woche die Kunsterzieher der Landauer Hochschule. „Im Studium wurde ich für das grafische Handwerk angefixt. Das lange Arbeiten auf den dunklen lackierten Platten, wenn man erst nach Tagen sehen kann, was draus geworden ist, das war ein bisschen wie Alchemie“, erzählt der 48-Jährige. Heimlich verfolgen ihn seine beiden Studienfächer heute noch: In den letzten Jahren begann Mayer, Grafik und Texte zu kombinieren. So gibt es einen schönen immerwährenden Kalender mit 13 (!) Monaten nach Gedichten von Erich Kästner – und in der aktuellen Ausstellung in der Kreisgalerie in Dahn ein Frauenporträt ganz ohne Hund und Landschaft zu einem Liebesgedicht von Peter Rühmkorf. Wer meint, dass er Xaver Mayer kennt, der irrt, denn dem Pfälzer Grafiker fällt immer wieder etwas Neues ein – mit der er selbst seine langjährigen Fans überrascht.

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