Zweibrücken Mit Jubel, Tränen und Wasserdusche in die Party-Nacht

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PFULLINGEN. Der SV 64 Zweibrücken hat ein weiteres Kapitel in sein Buch der Handballmärchen geschrieben: Vor Wochen fast schon abgestiegen, rettete sich das Team am letzten Drittliga-Spieltag durch den 31:24 (15:12)-Sieg beim VfL Pfullingen (RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete). 200 mitgereiste Zweibrücker Fans und die Mannschaft verwandelten am Samstag die Halle in Pfullingen und die Straße davor noch lange nach dem Abpfiff in eine Party-Zone. „Gib mir ein Dritte Liga“, skandierte SV-Kapitän Aris Wöschler. Die „Feierbiester“ der SV-Fans gaben es ihm begeistert aus über 100 Kehlen.

„Unfassbar“, jubelte Florian Enders, der wegen seiner gebrochenen Nase kaum spielen konnte. Nicht die einzige Hypothek, mit der Zweibrücken zum alles entscheidenden Spiel gereist war. Am Mittag hatte SV-Trainer Stefan Bullacher die Mannschaftskapitäne Enders und Aris Wöschler zum Krisengespräch bitten müssen. Die schlechte Nachricht: Top-Torjäger Robin Egelhof fiel mit Magen-Darm-Grippe aus. „Wir waren uns sofort einig, dass Thomas Zellmer die rechte Rückraumposition besetzt“, meinte der Trainer, der seinen Tränen freien Lauf ließ, als der Klassenverbleib gesichert war. „Mir wurde richtig schlecht, als ich gehört habe, dass Robin ausfällt“, gestand Thomas Zellmer, der trotz Multiple-Sklerose-Erkrankung tatkräftig am jüngsten Zweibrücker Handballmärchen mitschrieb, seine Anspannung. Zellmer stabilisierte die Abwehr, die zum Matchwinner wurde. Hochkonzentriert ging die SV-Mannschaft vom Anpfiff weg zu Werk. Die innige Beziehung zwischen den Fans und Torwart Ladislav Kovacin wuchs noch mal bei dessen letztem Auftritt im SV-Dress. Mit „Ladi, Ladi, Ladi, Ladi oh“ feierten ihn die Fans lange vor dem Anpfiff und während der 60 Spielminuten. Kovacin lieferte ein Riesenspiel ab, feierte mit den Fans, feuerte sie an, und sie unterstützten ihn. „Hab’ ich doch versprochen“, sagte Kovacin lachend zu seiner Top-Leistung in Pfullingen. Via Liveticker wurden auf der Tribüne und der Bank die Spiele der Konkurrenten im Abstiegskampf verfolgt. Es war schnell klar: Nur im Siegfall hält der SV 64 die Klasse. Die letzten zwölf Spielminuten – eine gefühlte Ewigkeit. 24:18 hatte der SV geführt, Pfullingen binnen einer Minute auf 20:24 verkürzt. Auf Zweibrücker Seite wurde der Abpfiff herbeigesehnt. Verworfener Siebenmeter durch Enders, Zwei-Minuten-Strafe gegen Aris Wöschler, Pfullingen blieb dran. Zweibrücken führte mit 25:21. Siebenmeter für den SV. „Wer Eier hat, nimmt das Ding“, habe er da gesagt, verriet Bullacher im Nachhinein. Nils Wöschler hatte den Mut und die Frechheit in dieser wichtigen Situation einen Kopfleger zu werfen: 26:21. Noch sechs Minuten, das „Wunder von Pfullingen“ war zum Greifen nah. Einer, den sie Ende der vergangenen Runde verabschiedet hatten, der im Winter zurückgekehrt war, ließ die Zweibrücker Anhänger nun jubeln und erste Freudentränen kullern. Jonas Denk markierte die Tore 27, 28 und 29. „Hätte ich im Sommer nicht gedacht, dass ich heute mit Zweibrücken den Klassenverbleib feiere“, bekannte Denk. Thomas Zellmer warf das 30. Tor. Die rechte Seite, ohne Egelhof, aber mit einem starken Philipp Hammann auf Außen, funktionierte. Das bewies auch A-Junior Niklas Bayer, der aus dem Rückraum das wichtige 15:12 kurz vor der Pause erzielt hatte und mit seinem dritten Tor für den 31:24-Endstand sorgte. „Absolut verdient“, gratulierte VfL-Trainer Till Fernow bei der Pressekonferenz, während der die Mannschaft Bullacher, der nach 21 Jahren als Trainer die SV-Bank räumt, eine Wasserdusche bescherte. 21 Jahre Trainer beim gleichen Verein? „Nichts leichter als das, bei diesen Fans“, meinte Bullacher, bevor die lange Zweibrücker Party-Nacht mit Abendpicknick in Pfullingen und Party-Bus begann. So spielten sie VfL Pfullingen: Schlipphak, Tölke (ab 31.) - List (6/4), Schliedermann, Hertwig (1) - Jabot (2), Bregel (5) - Hipp (2) - Hiller (2), Klusch (2), Möck (2), Friedrich (2), Sommer SV 64 Zweibrücken: Kovacin, Berz (ab 57.) - Thomas Zellmer (3), Nils Wöschler (4/1), Aris Wöschler (6/1) - Hammann (6), Benny Zellmer (2) - Denk (6) - Enders (1/1), Bayer (3), Bach, Grieser, Waryas Spielfilm: 3:6 (11.), 7:7 (17.), 9:10 (22.), 9:13 (26.), 12:15 (Halbzeit), 16:18 (38.), 18:24 (46.), 20:24 (52.), 24:31 (Ende) - Zeitstrafen: 4:5 - Siebenmeter: 5/4 - 4/3 – Beste Spieler: Möck - Kovacin - Zuschauer: 950 - Schiedsrichter: Brentrup/Elischer (HV Württemberg).

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