Zweibrücken Ihr Sohn kämpft in der Ukraine gegen die Russen

Diese Aufnahme hat Taras in einem Schützengraben gemacht, den die Soldaten auch als Schlafplatz nutzen.
Diese Aufnahme hat Taras in einem Schützengraben gemacht, den die Soldaten auch als Schlafplatz nutzen.

Nataliiy Derminzhy lebt in Zweibrücken. Ihr Sohn Taras ist in der ukrainischen Heimat geblieben, wo er als Soldat gegen die russischen Invasoren kämpft. Wie wir den Verteidigern helfen können.

Nataliiy Derminzhy ist vor einem Jahr mit ihrer Familie aus dem ukrainischen Odessa nach Zweibrücken gekommen. Hier besucht sie derzeit einen Sprachkurs, ihr Mann arbeitet im Paketdienst. Der 20-jährige Sohn Taras ist in der Ukraine geblieben: Als dort der Krieg ausbrach, wollte er nicht mit nach Deutschland kommen, sondern zuhause für sein Land kämpfen. Seither macht sich die Familie große Sorgen um ihn. Dreimal schon lag Taras verwundet im Krankenhaus, Kameraden sind gestorben. Am schlimmsten ist es, wenn die Eltern nichts von ihrem Sohn hören, erzählt Nataliiy Derminzhy der RHEINPFALZ.

„Im Mai war er eine Woche lang in Cherson eingekesselt. Da hatten wir keine Verbindung mehr. Das war schrecklich. Wir wussten nicht, was mit ihm los ist. Ist er tot, oder lebt er noch?“, erzählt Nataliiy Derminzhy sichtlich bewegt und zeigt ein Video: Mit diesem Film verabschiedet sich ihr Sohn Taras von seiner Familie, sollte ihm etwas zustoßen.

Unter russischem Beschuss

Über alle möglichen Institutionen hätten die Eheleute versucht, etwas über seinen Verbleib herauszubekommen, doch erfahren hätten sie lange nichts. Dann seien die ukrainischen Soldaten zu Fuß geflohen, unter russischem Beschuss. Derminzhy: „Weil die Schüsse so laut waren, hat er ein Knalltrauma gekriegt. Er und seine Kameraden lagen drei Wochen im Krankenhaus. Die Hälfte der Truppe war sehr schwer verletzt – die hatten ein Bein oder einen Arm verloren.“ Anschließend, noch in der Reha, seien die jungen Leute weiter für den Dienst an der Waffe ausgebildet worden.

Nataliiy Derminzhys Sohn Taras im Fronteinsatz
Nataliiy Derminzhys Sohn Taras im Fronteinsatz

„Dreimal schon war er verletzt, dreimal war er im Krankenhaus“, zählt die 42-Jährige auf. Ende August seien die Soldaten in Mykolajiw schon fast an der Front gewesen, „als ganz viele erschossen wurden, auch Taras bester Freund“, wischt sich Derminzhy die Tränen aus den Augen. Momentan sei ihr Sohn zuhause in Odessa, wo die Familie herkommt. Er könne aber jeden Tag seinen Marschbefehl erhalten. Die Soldaten warten von Tag zu Tag darauf, dass sie wieder ausrücken müssen. Aber solange Taras in Odessa sei, könne die Familie wenigstens telefonieren und schreiben. Viel schwieriger werde das, sobald er an der Front ist. „Da hat er manchmal gesagt, das geht jetzt nicht, Mama, es ist viel zu gefährlich, zu sprechen“, berichtet Derminzhy.

Bitte um Spenden für warme Winterjacken

Dabei hätte es ihr Sohn so viel anders, so viel besser haben können. Vor einem Jahr – also vor dem russischen Überfall – seien ihr Mann und sie nach Zweibrücken gekommen, erzählt die Grundschullehrerin. „Der Sohn ist in der Ukraine geblieben. Als der Krieg anfing, wollten wir ihn nach Deutschland holen, doch er sagte nein, ich bleibe da und verteidige mein Land.“ Zuerst habe er freiwillige Arbeit geleistet, ehrenamtlich älteren Menschen geholfen. Dann aber, im März, unterschrieb er einen Vertrag, dass er an die Front geht – ohne viel Ausbildung erhalten zu haben. „Das lernen die dann alles direkt im Krieg“, sagt die Mutter.

Eigentlich war geplant, im Sommer in die Ukraine zu fahren. Doch der Krieg hat alle Pläne zunichte gemacht. Taras’ kleiner Bruder, acht Jahre alt, träume jetzt davon, „dass der Bruder nach dem Krieg zu ihm nach Deutschland kommt und die beiden sich endlich wieder treffen“.

Wenn der Krieg sich in die Wintermonate zieht, wird es kalt in der Ukraine. Deshalb bittet Nataliiy Derminzhy um Spenden für warme Winterjacken für die 44 ukrainischen Soldaten des Bataillons Hymera, in dem ihr Sohn dient.

SPENDENKONTO

Spenden für warme Winterjacken an die Deutsch-Französisch-Ukrainische Gesellschaft, IBAN DE77 5426 1700 0004 3586 86 bei der VR-Bank Pirmasens-Zweibrücken. Verwendungszweck: Nothilfe Ukraine/Hymera

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