Zweibrücken „Ich bin kein Ruhigsitzer“

In der Sommerredaktion spricht Handball-Weltmeister Christian „Blacky“ Schwarzer über die Fußball-Weltmeisterschaft, seine Jugend-Nationalmannschaft, die Lage im deutschen Handball, über Zweibrücken – und darüber, wie Zumba-Training bei 18-Jährigen aussieht und wirkt.


Der Gewinn der Weltmeisterschaft der Fußball-Nationalmannschaft hat durchgeschlagen: „Meine Jungs haben als erstes den Namen ihrer Whats App-Gruppe geändert – in ,Projekt Gold’“, erzählt lachend Christian „Blacky“ Schwarzer, Ex-Handball-Weltmeister und Wahl-Niederwürzbacher. Seine Jungs, das sind die Spieler der Jugend-Nationalmannschaft der Jahrgänge 1996/97, mit denen er sich diese Woche an der Sportschule in Saarbrücken auf die Europameisterschaft vom 14. bis 24. August in Polen vorbereitet. Von dort hat der 44-Jährige gestern einen Abstecher nach Zweibrücken gemacht. „Klasse, wie sie das gemacht haben. Die Spieler haben lange und hart dafür gearbeitet und sich nicht ablenken lassen“, sagt „Blacky“ mit Blick auf den Titelgewinn der Deutschen am Sonntag. „Wir haben bei einem Freund zusammen geschaut, in vier Familien während der WM reihum“, erzählt der ehemalige Bundesliga-Spieler des TV Niederwürzbach, des TVB Lemgo und der Rhein-Neckar Löwen. Auch, wenn er als Handball-Weltmeister 2007 durchaus weiß, wie sich die Fußballer in so einem Finale fühlen, gibt er schmunzelnd zu: „In den letzten Minuten des Spiels habe ich nur gestanden. Ich bin eh kein geduldiger Ruhigsitzer.“ Dass in Brasilien die Mannschaft gewonnen hat, die das beste Team bildete, steht für ihn außer Frage. Teambuilding ist ein gutes Stichwort. Genau das macht er gerade mit seiner Jugendnationalmannschaft, zu der Jerome Müller und Björn Zintel vom Drittligisten SV 64 Zweibrücken gehören. Gestern war ein Triathlon dran mit Denksportaufgaben, einem Lauf, und Schwimmen, vorgestern ist man zusammen Drachenboot gefahren. Und vor zwei Tagen hatten zwei Zumba-Tänzerinnen den jungen Handballern bei einer Stunde Training mächtig eingeheizt. „Das war lustig, die waren platt“, sagt „Blacky“ zu den Filmaufnahmen, der er dabei gemacht hat – Einstellen auf You Tube ausgeschlossen. Trainiert und gespielt wird auch, ab Sonntag sind vier Tage frei, dann kommen drei Länderspiele und noch mal vier Tage Lehrgang in Berlin. Dass Jerome Müller und Björn Zintel mit zur EM nach Danzig fahren, ist für ihn klar: „Die beiden haben in der Qualifikation gespielt und sind feste Größen im Team. Wenn sie sich nicht verletzen, werden sie dabei sein.“ Für eine deutsche Mannschaft müsse das Halbfinale immer das Ziel sein, legt er die EM-Messlatte hoch. Deshalb hat es ihm gut gefallen, dass die Spieler den Namen der Whats-App-Gruppe geändert haben und sich selbst hohe Ziele stecken. Schwarzer und seine Frau Tanja sind fast täglich in Zweibrücken – allein weil Sohn Kian (15) häufig ins Training beim SV 64 chauffiert werden muss. „Das war schon eine fast perfekte Saison für den SV, mit Aufstieg in die Dritte Liga, dem Doppel-Pokalsieg und dem dritten DM-Platz der B-Jugend-Mädchen.“ Die Spiele der A-Junioren-Bundesliga werden ihn auch künftig häufig nach Zweibrücken treiben. Um den Handball-Nachwuchs im Saarland („Wir bekommen pro Jahrgang zwei, drei Jungs raus, die besonders gute Perspektiven haben“) ist dem Jugend-Koordinator des Deutschen Handball-Bundes, dessen Vertrag bis zum 31. Dezember 2015 läuft, nicht bange. Urlaub gibt’s erst nach dem Handball: Erst leitet „Blacky“ sein Handball-Camp in Fleesensee in Mecklenburg, dann kommt die EM und erst danach geht’s zu dritt ein paar Tage in die Türkei zum Entspannen.

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