Saarbrücken Festival Perspectives: Theater plus X

Zur Eröffnung gibt es „Werther.live“ mit Briefen, Chatnachrichten und einem Webcam-Date.
Zur Eröffnung gibt es »Werther.live« mit Briefen, Chatnachrichten und einem Webcam-Date.

Ein Theaterstück abzufilmen und online zu stellen, ist nicht lebendig. Sagt Sylvie Hamard, die Leiterin des deutsch-französischen Festivals Perspectives in Saarbrücken. Für das 43. Festival Ende Mai gibt es digitales Theater plus X: Irgendwie haben die Angebote schon mit Theater zu tun, aber Spiele zum Mitmachen sind dabei, eine Desktop-Essay-Performance und andere Formen, von denen man bisher nichts wusste.

Das Festival wird zweigeteilt: online Ende Mai, Open Air mit Publikum Ende Juli, so hofft Hamard. Vier Digitalstücke hat sie ausgesucht - allesamt deutschsprachige Produktionen, was dem gewohnten Charakter auch nicht so ganz gerecht wird.

Aus „Werther“, Goethes Briefroman, hat Regisseurin Cosema Spelleken mit dem Kollektiv Punktlive einen Zwei-Stunden-Rundumschlag gemacht. Sechs Schauspieler in sechs Städten, per Computer verbunden, sehen Werther und Lotte. Statt Liebesbriefe gibt es Liebesschwüre im Livechat, statt Spaziergänge in der Natur Sessions mit der Webcam. „Werther live“, mit dem Deutschen Multimediapreis ausgezeichnet, machte bei der Premiere im Februar schon durch seine Originalität und seinen Witz Furore und wurde in der „New York Times“ gelobt.

„Twin Speaks“ hat natürlich mit der Fernsehserie „Twin Peaks“ zu tun, spielt aber in der Schweizer Kleinstadt Birsfelden an der deutschen Grenze. Die Theaterleute der Truppe Vorschlaghammer haben mit den realen Bewohnern im Ort per Messenger-App Telegram einen Krimi um die Leiche am Rheinufer entwickelt. Dabei lernen die Zuschauer den Ort kennen, vom Juz bis zum Seniorenheim - mit gefilmten Szenen, mit Chats, Stickern und anderen Sachen – irgendwo zwischen mysteriös und ironisch.

Eine Kombination von Theater und Computerspiel, bei dem die Zuschauer mitmachen müssen, ist „Lockdown“ von der Truppe Machina Ex. Tess ist aus der WG verschwunden, zusammen mit einem Mitbewohner begeben sich die Zuschauer auf ihre Fährte und haben bei dieser Schnitzeljagd die Messenger-App Telegram immer im Auge: Kooperativer Wohnzimmer-Krimi nennt die Truppe ihr Game-Theater.

Als Live-Stück auf Zoom kündigt Oliver Zahn „Lob des Vergessens, Teil 2“ an. Ein Volkslied über Flucht und Ankunft im neuen Land im Zweiten Weltkrieg ist die Basis für Geschichten ums Vergessen. Die sehen die Zuschauer als Desktop-Essay-Live-Recherche.

Dazu kommen zwei Dokumentarfilme: „Creating CM_30“ über das gleichnamige Stück des Zirkuskünstlers Kolja Huneck und „Der Schwarm“ über die Tanz-Compagnie XY als Arte-Vorabpremiere.

Programm

  • „Werther.live“

    20., 25. Mai, 120 Minuten, Limit: 800 Zuschauer

  • „Twin Speaks“

    21., 24. Mai, 120 Minuten, kein Zuschauerlimit

  • „Lockdown“

    22., 23. Mai, 90 Minuten, 30 Zuschauer

  • „Lob des Vergessens, Teil 2“

    28., 29., Mai, 50 Minuten, 150 Zuschauer

  • „Der Schwarm“

    20., 21. Mai, Dokumentarfilm, 52 Minuten, 500 Zuschauer

  • „Creating CM_30“

    26. Mai, 90 Minuten, Dokumentarfilm, 500 Zuschauer

Festival Perspectives,

immer um 20 Uhr

Karten: fünf Euro, online bei Ticket regional

ab 11. Mai, 11 Uhr.

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