Zweibrücken Die ersten arabischen Touristen sind da

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Seit fünf Tagen wohnt die fünfköpfige Familie Al-Shtti (wird ausgesprochen wie Al Schatti) in ihrer neuen Ferienwohnung auf dem Zweibrücker Kreuzberg. Die Familie aus Kuwait benutzt das Appartement in der ehemaligen US-amerikanischen Wohnsiedlung als Ausgangspunkt für Reisen in Europa.


„Im Herzen Europas“ nennt sich die Region zwischen Luxemburg, Straßburg und Mainz gerne, und genau diese Lage macht Zweibrücken für arabische Familien auf Europa-Entdeckungstour so interessant. So auch für Nasser Al-Shtti und seine Familie. Der kuwaitische Polizist in Rente hat eine der für arabische Touristen hergerichteten Wohnungen auf dem Kreuzberg gekauft. Zusammen mit seiner Frau Haleme, einer ehemaligen Schul-Managerin aus Kuwait, dem Sohn Ahmed und zwei Töchtern ist Al-Shtti zum ersten Mal in Zweibrücken, überhaupt zum ersten Mal in Deutschland. Haleme Al-Shtti spricht Englisch, und auch Sohn Ahmed kann sich auf Englisch verständigen. Bereitwillig laden sie ein, sich ihre neue Zweibrücker Wohnung anzusehen. Möbel habe man noch nicht, die hat die Familie in einem Homburger Möbelhaus bestellt. Aber die Lieferung dauert einige Tage. So lange behilft sich die fünfköpfige Familie mit Provisorien. Betten und eine Schlafcouch sind für alle vorhanden. Campingstühle und ein Tisch mit einem Möbelkatalog, in dem eine Seite mit Sofas aufgeschlagen ist, befinden sich auf dem kleinen Balkon. Im Wohnzimmer stehen zwei Schwingersessel auf einem Teppich mit modernem Blumenmuster. In einer Ecke stapeln sich Klarsicht-Schachteln mit arabischem Gebäck. Dort, wo einmal die Küche hinkommt und Wasseranschlüsse aus der Wand ragen, sind nur eine Spüle ohne Wasserhahn und ein Zweiplatten-Elektrokocher zu finden, auf dem zwei gefüllte Alutöpfe ungewohnte Gerüche verströmen. Ein Wasserkocher steht neben der Küche auf dem Boden, an einem Platz, der wohl als Esszimmer vorgesehen ist. Dunkles Laminat auf dem Boden und weiße, noch kahle Wände bilden die Wohnungen im Wohnblock in der Louisianastraße. Ja, die Möbel, die fehlten halt noch, entschuldigt sich der Hausherr, der in einen langen, gestreiften Kaftan gekleidet ist. Von der Innenstadt Zweibrückens hat Familie Al-Shtti nach eigener Aussage noch nichts gesehen, aber die Style Outlets, die kennen sie schon. Und toll finden sie sie alle, „besonders die Frauen“, sagt Haleme Al-Shtti. Shopping sei ihr liebstes Freizeitvergnügen. Und dem geht die Familie aus Kuwait nicht nur im Zweibrücker Outlet nach. Vor etwa vier Wochen seien sie zum ersten Mal nach Zweibrücken gekommen, aber nicht lange geblieben. Da wohnten sie noch im Hotel, denn ihre Wohnung auf dem Kreuzberg war noch nicht bezugsfertig. Aber sehen wollten sie das Appartement trotzdem schon mal. Die Städte Paris, Wien und Salzburg standen auf ihrer Reiseliste, die sie in den vergangenen Wochen erfolgreich abgearbeitet haben. Paris und Salzburg haben Haleme Al-Shtti besonders gut gefallen, wie sie verrät. Und seit fünf Tagen sind sie nun hier in Zweibrücken und freuen sich über ihren Wohnungskauf. Die Familie von Haleme Al-Shttis Schwester hat die Wohnung über ihnen gekauft, die genau den gleichen Grundriss aufweist. Doch die Verwandten sind derzeit nicht im Zweibrücker Feriendomizil, sondern auf Reisen. Beide Familien finden Zweibrücken aufgrund seiner zentralen Lage toll. Gehört haben die Al-Shttis den für sie fremd klingenden Städtenamen zuvor nicht, aber die Lage sei einmalig. Man komme überall hin von Zweibrücken aus, außerdem liege es direkt neben Frankreich. Insgesamt drei Familien leben seit ein paar Tagen laut Haleme Al-Shtti im ersten Wohnblock in der Louisianastraße, im zweiten stehen die Wohnungen noch leer, und Handwerker kümmern sich um die letzten Details. Auch dort sind weiße Wände und dunkles Laminat Standard. An keinem der beiden Wohnblocks oder den einzelnen Wohnungstüren stehen bislang die Namen der Bewohner. Aber ein Mietwagen mit Wiesbadener Nummer, der steht vor dem ersten Wohnblock. Wer vom Kreuzberg aus Europa bereisen will, der muss schließlich mobil sein.

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