Zweibrücken Die einen bauen Hütten, die anderen basteln Gras-Igel

Basteln, toben und Fahrrad fahren gehören für die etwa 160 Kinder, die derzeit die Kindererlebniswochen des Jugendamts im Camp Dietrichingen besuchen, zum Feriengefühl dazu. Im Camp können die Kinder sich ausprobieren und neue Fähigkeiten erlernen, erzählt Florian Zahler, der Leiter des Jugendzentrums. Die Waldläufer, denen das Gelände gehört, kochen das Mittagessen im Camp. Gerade läuft die zweite Woche der Jugendfreizeit. Die Mitarbeiter des Jugendamts planen nebenbei schon das Angebot fürs nächste Jahr.

Die Kinder können dieses Jahr zum Beispiel einen Führerschein machen. Natürlich nicht zum Autofahren. Es handelt sich um Wissenskurse zu einem bestimmten Thema wie Landwirtschaft, Musik oder Modeln, das gemeinsam in der Ferienfreizeit behandelt wird. Am Ende jeder Woche stellen die einzelnen Gruppen vor, was sie gelernt haben. Die Gruppe Reporterführerschein, die während der Woche die anderen Kinder interviewt, moderiert dann die Schlusspräsentation. „Letzte Woche haben wir sogar einen Eselführerschein gemacht“, erzählt Zahler. Auf einem französischen Hof in Ohrenthal erfuhren die Kinder Wissenswertes über den Umgang mit Eseln. „Zur gleichen Zeit war auch eine französische Jugendgruppe da, sodass sich 30 bis 35 Kinder auf dem Hof befanden.“ Die deutschen und französischen Teilnehmer hätten sich gleich gut verstanden. Diese Woche steht unter anderem der landwirtschaftliche Milchbetrieb Birkwieserhof auf dem Programm. Die Kinder lernen einen Bauernhof kennen und bekommen am Ende frische Milch zum Probieren. „Dafür haben wir Einverständniserklärungen von den Eltern gebraucht“, sagt Zahler. Auch einen Kräuterhexenführerschein habe es gegeben. Dabei lernten die Kinder die Namen der Wiesenkräuter und wofür man sie verwenden kann. Ein eigenes Kräuterbeet haben sie dabei angelegt, etwa mit Basilikum, Petersilie und Minze. Der zwölfjährige Leon Stenger nimmt schon zum siebten Mal an der Freizeit teil und bedauert, dass er nächstes Jahr zu alt sein wird: „Aber in ein paar Jahren komme ich als Betreuer zurück“, versichert er. Henk Ketter war letzte Woche schon dabei und kam zur aktuellen Runde wieder. „Am besten gefallen mir die Kettcars“, sagt er und lacht. Das Gelände des Camps umfasst laut Zahler etwa 6500 Quadratmeter Wald- und Wiesenfläche. Das Gelände ist umzäunt, sodass die Kinder sich frei bewegen können. Die Mitarbeiter haben einige Fahrräder und Kettcars mitgebracht. Zwar gibt es oft lautstarke Diskussionen über die Reihenfolge, in der die Fahrzeuge benutzt werden dürfen, doch es stehen genügend Betreuer zum Schlichten bereit. „Während der beiden Wochen sind 24 Betreuer dabei“, erklärt Zahler, „je zwei von ihnen kümmern sich um eine Gruppe von zehn Kindern“. Sowohl in dieser als auch der vergangenen Woche nahmen etwa 80 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren an der Ferienfreizeit teil, die jeweils von 9 bis 16 Uhr dauert. Werden Kinder früher gebracht oder später abgeholt, werden sie solange im Jugendzentrum betreut. Es bestehe eine hohe Nachfrage nach der Ferienmaßnahme, sagt Zahler. Im nächsten Jahr werde das Angebot vermutlich noch erhöht. Bereits jetzt gebe es Freizeitmaßnahmen für die Oster-, Herbst- und den größten Teil der Sommerferien. Nächste Woche werden Tagestouren für 13- bis 17-Jährige veranstaltet. „Die größte Resonanz haben wir da immer beim Ausflug auf den Betzenberg“, sagt Zahler und grinst. Und ab dem 25. August gibt es zwei Zirkusprojekte. Einige Mitarbeiter spielen im Camp Dietrichingen Ball oder Brettspiele wie Monopoly mit den Kindern oder basteln mit ihnen. „Wir haben weiße Mützen und Jutetaschen, die die Kinder bemalen oder bekleben“, sagt Zahler. Einige der Kinder tragen bereits stolz ihre selbstgemachten Kappen. Außerdem werden Gras-Igel gefertigt. „Dafür haben wir das Feinstrumpfsortiment vom Globus geleert“, erzählt Zahler lachend. „Um die hundert Paar haben wir gekauft.“ Die Strümpfe werden mit Blumenerde und Grassamen gefüllt und bekommen noch ein Gesicht gebastelt. Nach einigen Tagen kräftigen Gießens wachsen Stacheln aus Gras auf dem Rücken der Tiere. Auch Windlichter fertigen die Kinder und füllen sie mit buntem Sand. „Wir haben in den letzten Wochen etwa 200 Einmachgläser dafür gesammelt“, berichtet Zahler. Im Gelände bauen sich die Kinder Hütten „aus allem, was sie im Wald finden“, erzählt Zahler. Die Handwerksgruppe plant, aus Baumstämmen Fußballtore auf der Wiese zu bauen. „Wir haben Glück, dass sich die Waldläufer um vieles kümmern“, meint Zahler. Sie mähen den Rasen, haben vor dem Beginn der Freizeit die Brombeersträucher weggeschnitten und ein Volleyballfeld angelegt. „Dort machen wir eine riesen Volleyballschlacht mit allen Kindern“, sagt Zahler.

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