Zweibrücken Der blaue Vogel des Vertrauens

Keltische Lieder mit der Girlgroup Big Fairies und bretonische Spezialitäten wie Gallette und Crêpes standen am Donnerstagabend im Eiscafé Scheerer in Wattweiler auf dem Programm, dem über 50 Gäste begeistert zuhörten.

„Ich bin spontan, auf den Vorschlag einer Freundin, hergekommen“, erzählte Kathleen Langlotz, die die Pause nutzte, um mit ihrem Welpen Gassi zu gehen. „Diese Musik höre ich zwar zu Hause nicht, aber sie gefällt mir gut.“ Ihre Freundin Stephanie Weiler ist durch Flugzettel auf das Konzert aufmerksam geworden und mit Freund Christian Popp hier: „Wir mögen keltische Musik, Christians Onkel ist Musiker und hat schon viel irische Volksmusik gemacht.“ Und die konnte sich hören lassen: Der Sound war ungewohnt, aber temperamentvoll und erfrischend, manchmal nostalgisch überhaucht: „Green Grow the Rushies“ entführte auf die nebelverhangene grüne Insel mit dem rauen Charme und ihrer Geister- und Fabelwelt. Zu diesen Wesen gehören auch die Elfen, nach denen sich die Sängerinnen Anja Pless, Nicole Flesner, Birgit Bette und Connie Haller benannt haben, unterstützt von Annick Leyer-Guth (Mandoline). Eigentlich sind Elfen zarte Feenwesen, die Big Fairies bezeichnen sich als „Elfen der etwas stabileren Art“. Das tat ihrer Musik aber keinen Abbruch: Liebeslieder und Balladen von Treue und Freundschaft, aber auch Krieg, Verrat, Emigration, Deportation, Leid, Schmerz und Tod interpretierten sie hingebungsvoll, mit viel Gefühl. Der engagierte Vortrag fand großen Anklang bei den Zuhörern: Zu den flotten Reel-Rhythmen von „The Maid That Sold Her Barley“ klatschten die Gäste spontan mit. Während der elegischen Liebesballade „My Heart Is Like a River“, die die Big Fairies mit klaren, hellen Stimmen in wundervoll einheitlichem Klang gestalteten, herrschte gespannte Aufmerksamkeit. Das gälische „O’er“ besingt die Freiheit der Liebe und den blauen Vogel des Vertrauens, ohne den die Liebe nicht wachsen kann. Eine erfrischende Note brachte das klangvolle „Will Ye Go, Lassie, Go?“, in dem die Frauen voller Lebensfreude dem Liebesschmerz eine Absage erteilten, getreu dem Motto: „Andere Mütter haben auch schöne Söhne“. Neben dem lange König Heinrich VIII. zugeschriebenen „Greensleeves“ begeisterten das humorvolle a-cappella-Lied „The Briar and the Rose“ um eine Liebe zwischen Heckenrose und Edelrose, die der Mensch nicht trennen soll, und die temperamentvolle Ballade „Molly Malone“, die inoffizielle Hymne von Dublin, die die Geschichte einer hübschen Fischhändlerin erzählt, die jung stirbt. Optimismus und Schwermut bestimmten „The Foggy Dew“ über den gescheiterten irischen Osteraufstand 1916, in dem die Iren erstmals eine freie Republik ausriefen. Wie eine einzige Stimme klangen die vier Sängerinnen in der tragischen Ballade „The Fields of Athenray“, die das Schicksal eines Strafdeportierten nach Australien beschreibt. Mit dem Gospel „Amazing Grace“ ließen die Big Fairies den Abend ausklingen, zum großen Bedauern der Zuhörer, die gerne mehr gehört hätten und den Einwand schmerzender Finger an der Gitarre nicht gelten lassen wollten: „Du sollst bluten für uns!“, rief eine Besucherin.

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