Zweibrücken „Allemol“ Apfelsaft

Aus den zerkleinerten Äpfeln entsteht ein grober Brei. Diesen füllt Horst Reitnauer in Polyester-Tücher.
Aus den zerkleinerten Äpfeln entsteht ein grober Brei. Diesen füllt Horst Reitnauer in Polyester-Tücher.

2018 ist ein Apfeljahr. Heißt: Die Bäume hängen voll. Das beschert dem Obstbauverein Wattweiler noch ein bisschen mehr Arbeit als sonst im Spätsommer und Frühherbst. Der Verein betreibt alljährlich eine Apfelkelter, verarbeitet Obst zu Saft und hat einen treuen Kundenstamm. Die RHEINPFALZ hat vorbeigeschaut.

Es riecht süßlich, ganz charakteristisch, ja es duftet sogar: Apfel. Ganz klar. Kein Wunder. In der Apfelkelter in Wattweiler sind Äpfel in allen Aggregatzuständen zu sehen. Als Frucht, als Saft, als Brei und auch als Trester. Äpfel wandern in Körbe und Säcke hinein und kommen kurze Zeit später in Beutel und Schachtel verpackt als Saft wieder hinaus. Was übrig bleibt, heißt Trester und wandert in einen Plastikbottich. Für die Transformation verantwortlich ist ein Viererteam des örtlichen Obstbauvereins, das in Zweierschichten arbeitet. Die Aufgaben sind klar verteilt: Einer – Horst Reitnauer – presst, der andere – Hans Conrad – zapft ab. Die Äpfel wandern zunächst in ein mit Wasser gefülltes Stahlbecken, von wo sie mittels einer Schnecke zerkleinert und weitertransportiert werden. Der Apfelbrei wird zu Portionen von rund zehn Kilogramm in Polyester-Tuch eingeschlagen, dann kommt ein Brett dazwischen, und die nächste Schicht Apfelbrei folgt. Reitnauer, ausgestattet mit hohen Gummistiefeln, breiter Schürze und Handschuhen bis unter die Armbeuge, schichtet die prall gefüllten Tücher aufeinander. Haben die Schichten eine Höhe von rund einem Meter erreicht, wird gepresst. Der Saft fließt in eine Edelstahltonne, in der er auf rund 80 Grad erhitzt und damit pasteurisiert wird. Dann kommt er in Beutel. Rund 400 Kilogramm Obst werden so pro Stunde zu etwa 250 Liter Saft verarbeitet. „Mit anpacken“ – das wird von den Kunden erwartet. Was das heißt, erfährt Peter Palm sofort. Er ist zum ersten Mal da und zerrt schon einen vollen Plastikzuber mit Press-Rückständen vor die Tür. „Das holt ein Bauer ab“, erklärt Peter Drewitzki vom Obstbauverein, der zweite Mann am Zuber. Auch beim Einfüllen der Äpfel packen die Kunden mit an – kein Wunder, werden hier bis zum Ende des Tages Tonnen von Äpfeln bewegt. Vor rund 30 Jahren haben die Obstbauern aus Wattweiler das alte Milchhäuschen in der Bliestalstraße zur Kelter umfunktioniert. Seitdem brummt das Geschäft. Während der Erntezeit scheint die Schlange an Autos mit prall gefüllten Körben im Kofferraum nicht abzureißen. Die Kunden kommen aus dem ganzen Bliesgau, dem Landkreis Südwestpfalz und dem Stadtgebiet. Dazu kommen noch Ausreißer aus Annweiler oder Ludwigshafen. „Meistens ehemalige Zweibrücker“, erklärt Hans Conrad, der Vorsitzende des Vereins. Conrad empfiehlt, die Äpfel zu mischen. Nur Golden Delicious etwa ergebe einen zu süßen Saft, reiner Saft von Boskopp-Äpfeln sei zu sauer. „Wir hatten auch schon Kunden, die haben sortenrein pressen lassen“, sagt Conrad, warnt aber vor großem Sortieraufwand. Er selbst habe zwölf Sorten auf seinen Grundstücken, die er zusammen verarbeiten lässt. Nach der Schicht ist putzen angesagt. Zweimal am Tag wird die Kelter gereinigt. Bei den Zu- und Abläufen der Anlage kommen kleine Kugeln zum Einsatz, die auch Bierleitungen sauber halten. Die Tücher, mit denen der Apfelbrei eingeschlagen wird, wandern regelmäßig in die Waschmaschine. Früher habe er das daheim gemacht, mittlerweile – auch nach Protesten seiner Frau, wie Conrad schmunzelnd berichtet – steht dafür eine Waschmaschine in der Kelter. Ob er nach der Ernte und zwei Monaten an der Presse noch Äpfel sehen kann? Hans Conrad lacht laut. „Es ist schon was wert“, findet er. Der Kontakt zu den Menschen ist ihm wichtig. Und die Kunden, die lobt Conrad auch. „Die halten Termine ein, packen mit an und meckern nicht, wenn es mal fünf Minuten länger dauert.“ Und Apfelsaft trinken? Geht das noch? Angesichts der reichen Ernte und der vielen Arbeit? „Allemol“, sagt er lächelnd. Jeden Tag.

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