Speyer „Zum Segelfliegen braucht man Helfer“

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Waren Sie heute schon in Ihrem Ehrenamt tätig?

Heute noch nicht, jedoch war ich gestern Abend bei einer Vereinsratssitzung des Flugsportvereins (FSV) Speyer. Am Sonntag war ich auf einer Fluglehrerveranstaltung des Luftsportverbandes Rheinland-Pfalz in Bad Sobernheim. Diese findet einmal jährlich statt und dient hauptsächlich dazu, den Fluglehrern die neuesten Ausbildungsrichtlinien und Gesetzesänderungen zu erläutern, so dass alle Lehrer auf dem gleichen Stand sind. Alle zwei Jahre muss jeder Pilot einen Schulungsflug von einer Stunde mit Fluglehrer machen, um seine Lizenz verlängern zu können. Wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen? 1961 begann ich in der Flugsportgruppe Heinkel aus Stuttgart-Zuffenhausen mit dem Segelfliegen. Der bekannte Flugzeugbauer Ernst Heinkel, dem ja auch das frühere Heinkel-Werk in Speyer gehörte, förderte dort eine Segelfluggruppe, die heute noch existiert. 1965 war ich fliegerisch so weit, dass ich einen Segelfluglehrerlehrgang besuchen konnte. Darauf habe ich stetig aufgebaut. Was fällt für das Amt an – welche Aufgaben, welcher Zeitaufwand? Die wesentlichen Aufgaben sind Anfängerschulung, Umschulung von fertigen Piloten auf eine andere Flugzeugklasse, beispielsweise vom Motorflugzeug auf Motorsegler, sowie die bereits erwähnten Schulungsflüge. Dann gibt es beim FSV eine interne Regelung, dass Piloten, die nicht einen gewissen Übungsstand haben, einen Flug mit einem Fluglehrer machen müssen. Mein Zeitaufwand ist jetzt ungefähr drei Stunden pro Woche, Zeiten für Versammlungen und Fahrzeiten nicht mitgerechnet. Früher, als Ausbildungsleiter, war es das Dreifache, da auch eine Menge Papierkram dabei war. Haben Sie ein besonderes Talent dafür, das gewisse Etwas? Talent vielleicht nicht, eher die Fähigkeit, Flugschülern die notwendigen Fertigkeiten beizubringen und sie darin zu schulen, die wechselnden Situationen richtig einzuschätzen. Etwas Glück gehört wohl auch dazu, denn es ist nie ein Unfall passiert, wenn ich einen Flugschüler oder eine Flugschülerin zum ersten Mal alleine fliegen ließ. Bei aller Erfahrung kann man doch nie hundertprozentig sicher sein, wie sie sich allein im Flugzeug verhalten werden. In welchen Momenten geht Ihnen das Herz auf? Wenn ich einen Flugschüler oder eine Flugschülerin zur Alleinflugreife gebracht habe. Und wann platzt Ihnen der Kragen? Wenn deutlich zu erkennen ist, dass jemand nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist. Sie tun etwas für andere – wie kann man denn Ihnen helfen? Wenn genügend Helfer zum Segelflugbetrieb kommen, bin ich dankbar. Außerhalb der Schulung fliege ich fast nur Segelflugzeuge. Beim Überlandflug ist man auf sich allein angewiesen. Nur wenn man die richtigen Aufwinde findet kommt man wieder heim. Zum Segelfliegen braucht man immer Helfer. Das fängt beim Hangar ausräumen an. Man braucht einen Piloten zum Fliegen des Schleppflugzeuges, einen Fahrer für das Fahrzeug, der das Segelflugzeug zum Startplatz zieht und außerdem Leute, die helfen, das Flugzeug am Boden zu bewegen. Und bleibt an den Wochenenden auch Zeit für etwas anderes? Ja, den Sonntag halte ich mir gerne als Familientag frei. Zur Person Herbert Sigloch, 73 Jahre, pensionierter Diplom-Ingenieur Elektrotechnik, seit 1965 als Segelfluglehrer, seit 1987 als Motorseglerlehrer und seit 2003 auch als Motorfluglehrer tätig. Seit 2005 Fluglehrer beim Flugsportverein Speyer, acht Jahre lang dort Ausbildungsleiter. Die Serie Was bewegt Menschen, ihre Zeit unentgeltlich für andere einzubringen und sich zu engagieren? Narin Ugrasaner befragt Ehrenamtliche. |una

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