Speyer Worte der Liebe, des Leidens und des Sieges

In der Reihe „Cantate Domino“ im Speyerer Dom hat am Samstag Stephan Rahn ein geistliches Konzert zur Fastenzeit an der großen Orgel gespielt.

Zentrales Stück des Konzertes, das eher eine musikalische Meditation war, bildete die Orgelkomposition des dänischen Spätromantikers Otto Malling über „Die sieben Worte des Erlösers am Kreuz“. Diese letzten Sätze Jesu – zusammengestellt aus allen vier Evangelien und bereits am Kreuz hängend ausgesprochen – gelten als eine Art Vermächtnis Jesu, Deutung des Todes und Handlungsanweisung an die Jünger. Malling fasst sie in drei musikalischen Sätzen zusammen: „Worte der Liebe“, „Worte des Leidens“ und „Worte des Sieges“. Dazu kommen eine Einleitung, die den Gang nach Golgatha beschreibt, und ein Epilog. Alle Sätze wollen den emotionalen Gehalt in Musik ausdrücken und den Zuhörer so in das Passionsgeschehen hineinziehen. In der Einleitung ist der Rhythmus der zögernden, schleppenden Schritte zu hören, mit denen Jesus das Kreuz den Hügel hinaufträgt. Die Musik führt nach oben, der Kreuzigung entgegen. Die Worte der Liebe sind: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Zu Maria heißt es: „Frau, siehe dein Sohn“. Zu Johannes: „Siehe, deine Mutter“. Und zu dem reuigen Verurteilten neben ihm: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.“ Die Musik dazu ist warm und tröstlich und steigert sich zu einem Höhepunkt, dem Wort vom Paradies. Die Worte des Leidens sind: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und: „Mich dürstet.“ Sie werden mit einer hochdramatischen Musik, die am Ende fast zu Schreien wird, untermalt. Die Worte des Sieges („Es ist vollbracht“ und „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“) haben etwas von einem Choral. Der Epilog beschreibt donnernd, wie die Erde bebt und alles zusammenzustürzen scheint. Eingeleitet hat Rahn das Konzert mit der Orgelsonate A-Dur Nr. 3 von Felix Mendelssohn-Bartholdy – basierend auf dem von Luther verfassten Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“. Mit einem wahren Klanggewitter, das endlich in den ruhigen Choral mündete, hat Rahn die vielfältigen Möglichkeiten der großen Domorgel gezeigt. Das strahlende Finale des Konzerts war das von Charles Marie Widor für die Orgel bearbeitete Finale von Bachs Matthäus-Passion.

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