Speyer „Wirft den Verein um Jahre zurück“

War rund 300 Quadratmeter groß: die abgebrannte Halle in Dannstadt.
War rund 300 Quadratmeter groß: die abgebrannte Halle in Dannstadt.

Ein Brand hat in der Nacht zum Dienstag das Vereinsheim der Dannstadter Segelfluggruppe Giulini zerstört. Die Ursache ist noch unklar. Der Schaden wird auf 500.000 Euro geschätzt. In der Halle stand der Rumpf eines Flugzeugs, außerdem waren dort alle Utensilien, von Fallschirmen über Funkgeräte bis zu einer Seilwinde untergebracht.

Erste Krisensitzung um kurz nach 10 Uhr. Volker Schliephake, der Vorsitzende der Dannstadter Segelfluggruppe Giulini, kommt auf die Terrasse am Flugplatz. Der benachbarte SSV Ludwigshafen bietet Asyl. „Guten Morgen“, sagen ein paar Männer, die im Kreis stehen, darunter Vorstandskollegen, zu Schliephake. „Gut, naja, eher nicht“, antwortet er nur. Er ist übermüdet, wirkt aufgelöst und ratlos. „Wir müssen schauen, wie es weitergeht“, sagt er, „aber das wirft den Verein um Jahre zurück.“ In der Nacht auf Dienstag ist das Clubhaus der SGF völlig abgebrannt. Der Schaden wird auf 500.000 Euro geschätzt. Im Gebäude war auch die Werkstatt des Vereins. Dort stand der Rumpf einer „Hornet“, ein einsitziges Segelflugzeug, 15 Meter Spannweite. „Ein bisschen in die Jahre gekommen“, sagt Schliephake, „aber sehr beliebt, gerade bei der Jugend.“ Vom Flugzeug ist nichts mehr übrig geblieben, wie überhaupt von der ganzen Halle. Verkohlte Reste, das Gerippe eines Lastwagens, der in der Garage stand. Daran hängt die Startwinde, mit der die Segelflugzeuge in die Luft gezogen werden. Zwischen 60.000 und 100.000 Euro dürfte allein sie wert sein. Allerlei Utensilien waren in der Halle gelagert, von gerade neu gekauften Funkgeräten und Headsets bis zu Fallschirmen. Etwa zehn Stück sollen es gewesen sein, jeder rund 2000 Euro teuer. Warum das Feuer ausgebrochen ist, ist derweil noch unklar. Die Kriminalpolizei war am Vormittag an der Brandstelle, weitere Gutachter haben sich angekündigt. Menschen kommen bei dem Brand nicht zu Schaden. Um 2.42 Uhr ging der Alarm bei der Feuerwehr in Dannstadt-Schauernheim ein. Jemand hatte von der nahe gelegenen Raststätte an der A61 ein Feuer bei der Polizei gemeldet. „Es war nicht sofort klar, wo es brennt“, sagt Mathias Müller, stellvertretender Wehrleiter der Verbandsgemeinde. Doch es wurde schnell deutlich, dass das Flugplatzgelände betroffen ist. Als die Einsatzkräfte eintreffen, steht das Gebäude bereits vollkommen in Flammen. 64 Feuerwehrleute sind im Einsatz, 13 Autos vor Ort, darunter die Drehleiterwagen aus Dannstadt-Schauernheim und Böhl-Iggelheim. „Der Einsatz verlief schulbuchmäßig“, sagt Müller. Die Kameraden können verhindern, dass das Feuer auf die benachbarte Halle des SSV Ludwigshafen übergreift. Gegen halb vier in der Früh erfährt Volker Schliephake von dem Brand. Die Feuerwehr hatte offenbar zunächst den Vorsitzenden des SSV informiert. Beide Vereine teilen sich das Gelände, sie starten in der Segelflug-Bundesliga. Die SFG Giulini schon lange, der SSV ist gerade aufgesteigen. In allen Liga-Mannschaften sind Piloten beider Vereine. Schliephake fährt sofort zum Flugplatz. Da geht er noch davon aus, dass das gesamte Gelände in Flammen steht. „Gott sei Dank war es nicht so“, sagt er, „aber diese Halle ist der Mittelpunkt unseres Vereinslebens gewesen.“ Rund 300 Quadratmeter Grundfläche hatte das Gebäude etwa. Es klingt nicht viel und sieht auch nicht wirklich groß aus – und doch spielte sich hier das ganze Vereinsleben ab. Sitzungen, Arbeitskreise, alle kamen hier zusammen. Hinter der Halle haben die Mitglieder oft gefeiert, im Sommer auch in Zelten übernachtet. Deshalb ist für den Vorsitzenden der materielle Schaden das eine. Das andere sind die Dinge, die mit keinem Geld aufzuwiegen sind. Urkunden zum Beispiel, viele Vereinsunterlagen, Bordbücher, „alles ist vernichtet“, sagt Schliephake. Zur Brandversicherung hat der Verein bereits Kontakt aufgenommen. Gestern Abend war eine Vorstandssitzung geplant. „Die Tagesordnung dürfte hinfällig sein“, witzeln sie am Vormittag auf der Terrasse am Flugplatz. Volker Schliephake grinst ein wenig gequält. Es dürfte die nächste Krisensitzung gewesen sein – und sicher nicht die letzte.

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