Speyer Vortrag zu Heinrich Hilgard

Heinrich Hilgard (1835-1900) wanderte 1853 in die USA aus und nannte sich von da an Henry Villard.
Heinrich Hilgard (1835-1900) wanderte 1853 in die USA aus und nannte sich von da an Henry Villard.

Basierend auf seiner Schrift „Heinrich Hilgard-Villard. Spurensuche in seiner Geburtsstadt Speyer und Umgebung“ gab Karl Erhard Schuhmacher einen Einblick in dessen Leben.

Basierend auf seiner neuen, reich bebilderten Schrift „Heinrich Hilgard-Villard. Spurensuche in seiner Geburtsstadt Speyer und Umgebung“ gab Karl Erhard Schuhmacher einen Einblick in das Leben des ungewöhnlichen Mannes. Der Vortrag des in Römerberg-Heiligenstein wohnenden Autors war der Auftakt der 2022er-Serie „Mittwochabend im Stadtarchiv“.Der Referent bezeichnet Hilgard als „a man of resilience“. Das bedeutet laut Schuhmacher: ein Mann, der nach Niederlagen großes Durchhaltevermögen beweist, sich immer wieder aufrichtet, seine alte Größe erreicht und gar übertrifft.

Als Diagramm aufgezeichnet, würde sich sein am 10. April 1835 in Speyer begonnener und am 12. November 1900 in Dobbs Ferry/New York abgeschlossener Lebenslauf in einem ständigen Zickzack darstellen. Henry Villard, der zum US-Amerikaner gewordene Heinrich Hilgard, führte ein bemerkenswertes Dasein zwischen Verzweiflung und Höhenflug, zwischen Armut und Reichtum.

Freund von Lincoln

Hilgard wurde in einem nicht mehr erhaltenen Haus Ecke Ludwigstraße/Schulergasse geboren, eine Tafel erinnert an den wegen Stiftungen 1895 zum Speyerer Ehrenbürger ernannten ehemaligen Barmann, Hausierer, Eisenbahnarbeiter, Erntehelfer, Anwaltsgehilfen, Journalisten, Zeitungskorrespondenten im amerikanischen Bürgerkrieg, in preußisch-österreichischen und deutsch-französischen Kriegen, Freund des US-Präsidenten Abraham Lincoln.

Hilgard nutzte seine Fähigkeit, wichtige Leute zusammen zu bringen und sich finanzielle Vorteile zu verschaffen. Dabei stieg er ins Verlags- und Eisenbahngeschäft ein, verdiente, verlor und gewann neuerlich Millionen. Er wurde Partner von Thomas Alva Edison, finanzierte dessen Erfindungen, gründete die General Electric Company und übernahm 1881 die fast 2000 Kilometer lange Northern Pacific Railway zwischen St. Paul/Minnesota und Portland/Oregon; seine Anerkennung als „Eisenbahn-König“ rührt daher.

Viele Stiftungen

Heinrich Hilgard war ein Sohn des Juristen Gustav Hilgard und dessen Gattin Lisette. Nachdem der Vater 1839 als Staatanwalt ans Appellationsgericht Zweibrücken kam (später wurde er Gerichtspräsident), wurde Zweibrücken zur Heimat der Familie. Heinrich besuchte dort die Grundschule. Nach dem Ende des Pfälzischen Aufstandes besuchte er bis 1850 ein Kolleg im elsässisch-lothringischen Pfalzburg, dann das Gymnasium in Speyer. Er studierte in München Polytechnik, danach Jurisprudenz in Würzburg. Auch dieses Studium entsprach nicht seinen Neigungen. Ein Zerwürfnis mit seinem Vater voraussehend, wanderte er 1853 in die USA aus. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg heiratete er Fanny Garrison, Tochter des Sklaverei-Gegners William Lloyd Garrison.

Heinrich Hilgard alias Henry Villard ermöglichte seiner Geburtsstadt den Bau des Diakonissen-Mutterhauses, unterstützte das Projekt Gedächtniskirche und gymnasiale Einrichtungen. An ihn erinnern in Speyer eine Straße und eine Büste im Garten der Diakonissenanstalt. In Zweibrücken stiftete er ein Waisenhaus.

Zur Sache

Die Abteilung „Kulturelles Erbe – Stadtarchiv“ hat jetzt ihren Tätigkeitsbericht 2021 vorgelegt. Er erscheint ausschließlich digital. Auch in 2021 stand die historische Bildungsarbeit im Zeichen der Corona-Pandemie – erneut konnte die Vortragsreihe des Archivs, die unter dem Themenschwerpunkt „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland und SchUM“ stand, nur in reduzierter Form stattfinden. Der Höhepunkt waren die beiden Aufführungen des Stationentheaters zur jüdischen Geschichte Speyers „Schalom, SchPIRA“ im Rahmen der SchUM-Kulturtage. Im Bereich der Erschließung, wie man die Eingabe von Metadaten über die Archivalien in die Datenbank nennt, gab es sehr gute Fortschritte. Auch die Digitalisierung hat einen enormen Schub erfahren: Das geplante Jahresziel wurde um 500 Prozent übertroffen. Erneut bot der virtuelle Lesesaal zu Zeiten des reduzierten Publikumsverkehrs einen gerne genutzten Ersatz. Insgesamt war ein stark gestiegenes Interesse an der Familienforschung und der Fotosammlung zu verzeichnen. Der Jahresbericht nachgelesen werden unter https://www.speyer.de/de/bildung/kulturelles-erbe-stadtarchiv/historische-bildungsarbeit/jahresberichte-und-schriftenreihen/jahresbericht2021.pdf?cid=3aqv)

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