Speyer Vom Einsatzbefehl bis zum Klopapier

Pleisweiler-Oberhofen. Wenn der Kommandeur einer Bundeswehreinheit auf einer Fregatte am Horn von Afrika oder im afghanischen Basislager in Kundus Nachschub an Toilettenpapier, Munition oder Nudeln bestellt, spielt die idyllische südpfälzische Gemeinde Pleisweiler-Oberhofen eine entscheidende Rolle. Im Pfälzerwald versteckt, liegt eine Satelliten-Kommunikationsanlage des Militärbündnisses Nato. Die „Satcom“, wie die Station kurz genannt wird, ist Teil des transatlantischen Kommunikationssystems der Nato. Das Militärbündnis umfasst zurzeit 28 Staaten und reicht von der türkisch-irakischen Grenze über die baltischen Staaten bis über den Atlantik mit den USA und Kanada – und mit der Überseekolonie Französisch-Guyana sogar bis nach Südamerika. Nein, mit der Abhöraffäre des US-amerikanischen Geheimdienstes NSA „haben wir nichts zu tun“, lachen Standortleiter Markus Duffner (Hauptmann), Technikchef Dieter Pagliarulo (Stabsfeldwebel) und Ingenieur Hans-Peter Geiger im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Geiger ist der einzige „Zivile“ auf der Station und der einzige Nato-Beschäftigte. Die 15 Soldaten gehören zur Bundeswehr. „Wir bieten 73 Services an“, erzählt Geiger. Anbieten ist da allerdings etwas schwer zu greifen. Die riesige Satelliten-Schüssel in dem überdimensionalen Golfball macht nichts anderes, als digitale Daten zu empfangen und weiterzuleiten. „Wir sind nur Mittler. Wir haben keinen Zugriff auf die Daten.“ Es handelt sich dabei um verschlüsselte Datenpakete. In diesen Datenpaketen enthalten sind beispielsweise Sprachmitteilungen, Bestelllisten für die Nachschubversorgung oder auch Terminanfragen zur Einrichtung einer Videokonferenz zwischen Hauptquartier und der Einheit im Einsatz vor Ort. Selbstredend werden auch akute militärische Angelegenheiten weitergeleitet: Wenn die Truppe irgendwo in Afghanistan im Einsatz ist, wird die Lage ans Hauptquartier geschickt, mit einer Befehlsanforderung, wie vor Ort weiter vorgegangen werden soll. Die Nato-weite Satelliten-Kommunikation basiert laut Geiger schon seit einigen Jahren nicht mehr auf eigenen Satelliten. Stattdessen mietet die die Nato aus Kostengründen Datenkapazitäten bei Erdumläufern von England oder Frankreich an. Ein Satellit hat eine Lebensdauer von fünf bis acht Jahren, erklärt er. Einen Schwachpunkt hat die Satellitenübertragung: Sie ist störanfällig. „Das haben wir beim letzten Irak-Krieg gemerkt. Da war das ganz massiv.“ Ziel des Feindes sei im Übrigen gar nicht mal das Abfangen von Daten, sondern einfach nur, die Übertragung durch Störsignale zu unterbinden, erläutert Geiger weiter. Das Entschlüsseln von Daten gestaltet sich als nahezu unmöglich, zumindest bei der von der Bundeswehr verwendeten Sprache „Krypto“. Jeden Tag wird ein neuer Verschlüsselungscode angewandt. Sollte die nahezu allherrschende Digitaltechnik am Natostandort ausfallen, lässt sich die Satellitenschüssel analog mit zwei 30 Jahre alten Steuerrädern manuell auf den Satelliten ausrichten – wie im Häuschen eines Schrankenwärters. (rww)

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