Speyer Voller optischer Täuschungen

Paul Wesenberg: Fehlerquelle.
Paul Wesenberg: Fehlerquelle.

Für Paul Wesenberg ist ein erst Bild dann perfekt, wenn es eine Fehlerquelle zu entdecken gilt. Unter diesem Titel stellt der Berliner Künstler derzeit Arbeiten in der Speyerer Städtischen Galerie aus. Opulent, massiv, lustvoll und sinnlich ist das, was der 50-Jährige als „pure Malerei“ bezeichnet. Für ihn wird alles zu Farbe, zur Leinwand.

Wesenbergs Interesse gilt der Materialität. „Magical Paintings“ wirken spektakulär, auf den ersten Blick sind Motive kaum erkennbar. Eine wichtige Methode zeitgenössischer Kunst, sagt der Künstler, der in Weißrussland geboren wurde und später in Finnland und Deutschland groß geworden ist. Studiert hat er Kunst und Gestaltung in Minsk und Kiel. Seit 2017 lebt und arbeitet Wesenberg in Berlin.

Seine gegossenen Farben fließen mitunter ganz gerade bis zum Bildrand oder stocken auf ihrem Weg zum Ziel. „Selbst sie sind nicht echt“, weist der Künstler auf bewusste Vorgehensweisen hin. Seine Bilder ergreifen den Raum wie beispielsweise „Painter’s Garden“, der Objektkasten, in dem Kräuter und Pflanzen wachsen und manchmal auch blühen, dann, wenn sie genügend Licht und Wasser erhalten. Spektakuläre Installationen lassen Farbsegmente ohne jedes Hilfsmittel über dem Bild schweben. Wesenbergs Ausstellung voller optischer Täuschungen erzählt viel über Malerei, über grenzüberschreitende Kunst und über das gelungene Wagnis, Malerei ganz neu zu sehen.

Viel Technologie in den Bildern

Vor dem Gesicht einer Frau fällt Regen zur Erde. Diesen Effekt hat Wesenberg mit Radierungen auf zerstörter Leinwand erreicht. Mit Schere, Klinge oder Zahnarzt-Bohrer behandelt er seine radierten Leinwände und schafft damit große Ambivalenz zum gemalten Bildraum. Verunsichert nähert sich der Betrachter den für das geschulte Auge ungewohnten Fehlerquellen in Wesenbergs Arbeiten. „Diese Spielart der Kunst ist auch für mich immer wieder überraschend“, räumt der Künstler ein. Er schneidet, durchdringt, trägt dick auf. Was zusammenhält ist geklebt, Fehlerhaftes wird niemals aufgelöst. Dennoch steckt viel Technologie in den Bildern, deren Farben auch ohne Leinwand existieren. Auch die im Raum schwebenden von der Oberfläche abgestoßenen Elemente bleiben wie von magischer Hand geführt Teil des Gesamtbilds.

Auch damit lässt Wesenberg den Betrachter nicht alleine. Ihm vertraut er an, was vergänglich ist. Dazu gehört die Kunst wie die Natur in all ihren Formen und Farben. Das, was bisher Malerei war, hebt der Künstler auf, erweitert, bricht mit Tabus und sprengt jeden Rahmen.

Der Abbildung nicht verpflichtet

Für Wesenberg ist Malerei ein körperliches Erlebnis. „Man muss davorstehen um zu merken, wie es wirkt“, erklärt er seinen Zugang zur Kunst. Er versteht sich als Maler im ursprünglichen Sinn. Der Abbildung fühlt er sich indes in keiner Weise verpflichtet. „Jede Arbeit kann zu jeder Zeit in eine andere Richtung gehen und weisen“, beschreibt Wesenberg die Philosophie seiner Arbeit.

Die Ausstellung

Zu sehen bis zum 24. September in der Städtischen Galerie, Flachsgasse 3, Speyer. Geöffnet donnerstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.

x