Speyer UE, der Mann mit dem Ruf wie Donnerhall

SPEYER. „Kennen Sie nicht einen Konditionstrainer?“, fragt Trainer Peter Schmitt vom Zweitregionalligisten HC Speyer bei der Redaktion an. „Was meinen Sie denn genau?“, haken wir nach: „Die haben heute doch alle so komische Namen, Athletiktrainer und so.“ Coach Schmitt sucht einen, „der die Jungs rischdisch ferdisch macht“ und lacht. Wir denken nach. Die Fußballer schwören doch seit einiger Zeit auf einen gewissen Ufuk Engin (32). Der Mann genießt einen Ruf wie Donnerhall. Alle sprechen voller Respekt von ihm. Immer wieder taucht sein Name auf den Trainingsplänen von TuS Mechtersheim, FV Dudenhofen, FC Speyer, FV Berghausen und ASV Harthausen für die besondere Übungseinheit in der Vorbereitung auf. Das könnte Schmitts Mann sein. Wir vermitteln über René Radler, den Übungsleiter der Harthausener. Schon nach der ersten Stunde auf dem Weiherhof ist Schmitt begeistert: „Der Mann ist ein Volltreffer. Was er macht, ist fundiert, und er erklärt sehr, sehr gut.“ Wenn wir schon in die Vermittlung von Trainern eingestiegen sind, überzeugen wir uns doch vor Ort über die Arbeit Engins. Dienstag, 19.15 Uhr, Weiherhof, gleich geht’s los. Ein Spieler schleppt eine große Sporttasche in die Umkleidekabine. Ein HC-Speyer-Aufkleber haftet an einer Rückscheibe auf dem Parkplatz. Das Klacken der von Jugendlichen ins Tor geschlagenen Kugeln dringt herüber. Im Vereinsheim ist mächtig was los. Der HC hat Gäste aus München. Und da ist er: UE für Ufuk Engin steht auf seinem rot-schwarzen Trainingsanzug, lässig ans Geländer gelehnt, Zwei-Tage-Bart, ins ruhige Gespräch mit zwei Hockeyern vertieft. Lizenzierter Personaltrainer nennt er sich, hat mehrere Scheine gemacht. „Es ist altmodisch, nur vorwärts oder rückwärts, auch mit dem Ball zu laufen“, sagt er im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Der Speyerer muss es wissen, kickte er doch selbst einst bei FV Speyer, SV Waldhof (A-Junioren), Phönix Schifferstadt, wieder FV (Verbandsliga) und FV Dudenhofen, ehe eine Knieverletzung seine Laufbahn beendete. Nun sieht er seine Berufung im Fitnessbereich, hat ihn zwecks Selbstverwirklichung einem Job in der Flugzeugteilefertigung vorgezogen. „Man muss dem Körper die Übungen mehrmals zeigen, damit sie zur Routine werden“, erklärt Engin. „Beim Hockey wird der Schläger mit eingebunden“, kündigt er eine Stunde mit Aufwärmen, dynamischem Stretching, Schulen und Stärkung der Laufbewegung an: „Du kannst technisch alles drauf haben, wenn du aber nicht laufen kannst, hast du ein Problem.“ Engin nimmt noch einen Schluck aus der Flasche. Die Hockeyer versammeln sich. Ein Jugendlicher tritt bei zehn Grad in kurzen Hosen an. Der erfahrene Karsten Halling steckt die Hände in die Taschen. 13 sind schon da, einer im Trikot der Nationalmannschaft. Die Gäste aus München weichen auf die andere Hälfte des Platzes. „Wir machen sechs Stationen“, meint der 32-Jährige. Die Schläger liegen am Boden. Nun sind 16 Spieler anwesend, etwa die Hälfte aus der ersten Mannschaft. Die Jüngeren albern herum. „Wir müssen Routine in die Übungen bekommen, damit sie der Körper annimmt“, erläutert UE, der in einem Fitnessstudio arbeitet. „Zwei Schritte nach vorne, zwei zurück, 60 Prozent.“ Nächste Übung: „Wir machen einen Achter“ – um den Schläger. „Oah, des is cool“, kommentiert ein Talent. „Mit beiden Beinen über den Schläger, mit der Innenseite aufsetzen, viermal schnell, dann Gas geben.“ Und: „Von außen nach innen, eins, zwei, drei, vier und Gas, schön die Hüfte in Bewegung bringen.“ Der Kleinste von allen stolpert über den Krummstab. „Keiner hat was gesehen“, meint der Nebenmann. Die Schläger liegen in Form eines großen L da: „Vor, Übersteiger, Übersteiger, zu mir.“ Bunte Hütchen und Autoreifen künden von weiteren Übungen. Engin zieht den Oberschenkel an, geht in die Knie, macht Liegestütze. Die Schläger lehnen an der Bande der einen Seite. Die Aktiven dehnen sich auf der anderen. Trinkpause, Strecksprünge ... Nach den Fußballern sammelt Engin erste Erfahrungen mit Hockeyern. Schmitt würde ihn gerne weiterbeschäftigen, wenn da die Frage der Bezahlung nicht wäre. Engin erweitert seine Bandbreite demnächst möglicherweise um Basketball. Dann bindet er den Korb in die Übungen ein. Ein Korbjäger habe ihn angerufen. Markus heißt er und trainiert mit seiner Mannschaft in der Nordhalle.

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