Speyer „Theater geht erst mal an den Bauch“

Fernsehen, Theater, Synchronsprechen, Hörbücher und Soloprogramme – ist es schwierig, all Ihre verschiedenen Projekte zu koordinieren?

Teilweise ist es zumindest nicht leicht, weil sich die unterschiedlichen Aufträge nicht ganz einfach miteinander verbinden lassen. Darum muss man gut organisiert sein und die Bereitschaft haben, sich auf verschiedene Medien einzulassen. Momentan spiele ich am Theater in Hamburg und drehe gleichzeitig einen Film in Südtirol. Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. In der Zwischenzeit bin ich jedoch erfahren genug, um das bewältigen zu können. Auch das ist wohl eine Veranlagung von mir, und ich bin gerne in verschiedenen Medien unterwegs. Mich auf eine Sache festlegen zu lassen, wäre nicht meine Welt. Wie kamen Sie auf die Idee, aus William Shakespeares „Sommernachtstraum“ ein Einmannstück zu schreiben? Das hat sich so ergeben: Ich schreibe ja öfter musikalisch-literarische Programme und bin mit Bands unterwegs. Den „Sommernachtstraum“ spielte ich einmal unter der Regie von Robert Lepage, was ganz toll war. Aber obwohl es eine der besten Komödien ist, die Shakespeare jemals geschrieben hat, ist es gar nicht so einfach, das Stück nachzuerzählen. Deshalb überlegte ich lange, wie das zu schaffen sei – und spiele wie der Zettel im Stück alle Rollen selbst. Es ist also eine ganz persönliche Interpretation vom „Sommernachtstraum“. Herausgekommen ist ein sehr witziges Stück, das die Leute gut unterhält und sehr schön in die Musik von Felix Mendelssohn eingebunden ist. Viele Menschen wissen nur wenig über Ihre Liebe zur Musik… Doch, doch, ich bin unglaublich oft mit Bands oder Orchestern unterwegs. Es gibt kaum Arbeiten von mir, bei denen Musik keine große Rolle spielt. Deswegen erhält Musik in meinen Soloprogrammen immer einen entsprechenden Raum. In dem von mir verfassten Theaterstück „Von der Erde zum Mond“ nach dem gleichnamigen Roman von Jules Verne ist beispielsweise die gesamte Zeit Marschmusik zu hören, die ich eigens dafür komponieren ließ. Musik und Schauspiel, das gehört bei mir zusammen. War das schon immer so? Alles in meinem beruflichen Tun hat sich irgendwann zwangsläufig ergeben, weil es zu meinem Leben passte. Ursprünglich wollte ich sogar einmal Musiker werden, dann dachte ich jedoch, dass ich mehr Talent zum Schauspieler habe. Vielleicht war das eine gute Entscheidung, weil die Musik so eine Liebe bleiben kann – Hobby wäre da für mich ein viel zu leicht gewichtetes Wort. Die Musik ist eine große Liebe, die ich beruflich gerne nutze. Können also nicht nur Shakespeare-Fans den Abend genießen? Ich bin generell ein Freund davon, wenn man nicht vorbereitet ins Theater muss. Theater geht erst mal an den Bauch und falls es seine Sprache spricht, wandert es weiter zu den Sinnen und eventuell sogar ins Oberstübchen des Zuschauers. Theater sollte nie ein VHS-Kurs oder eine Belehrungsanstalt sein. Wer so etwas möchte, sollte vielleicht lieber Lehrer oder Pfarrer werden. Theater hingegen ist stets Unterhaltung auf verschiedenem Niveau. Mein Ziel ist es, Menschen zu unterhalten, ihnen tolle Geschichten zu erzählen und einen wunderbaren Abend zu bescheren. Möglicherweise spürt jemand, dass er Shakespeare endlich verstanden hat, das wäre schön – aber alle anderen sagen hoffentlich denjenigen, die nicht gekommen sind: „Ätsch, ihr habt was verpasst!“ Verändert sich an Ihrem Spiel etwas durch den außergewöhnlichen Auftrittsort in einem Festivalzelt? Nein, ich bin bereits in mehreren Zelten aufgetreten und schätze diese spezielle Atmosphäre. Ich mag es sehr, wenn man aus einem klassischen Theatersaal hinausgeht, und gerade ein Zirkuszelt besitzt einen gewissen Eventcharakter: Die Leute können essen und trinken, sind gelöster und es geht nicht so förmlich und seriös wie in einem Konzertsaal zu. Das passt ganz gut zu mir. Einstellen muss man sich als Künstler sowieso auf jeden Saal, weil keiner wie der andere ist. Kennen Sie als gebürtiger Heidelberger eigentlich Speyer? Leider nicht wirklich. Ich war vor vielen Jahren auf der Durchreise mal in Speyer, um mir den Dom anzusehen. Mein Leben besteht leider viel aus Herumreisen, und meistens komme ich irgendwo an, trete auf und muss sofort weiter. Aber ich habe mir ab sofort vorgenommen, dass ich mir überall auf Tournee zwei Stunden gezielt Zeit nehme, um etwas anzusehen. Und in Speyer wird das garantiert wieder der Dom sein. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618. (akk)

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