Speyer „Speyer-Chartres eine Muster-Partnerschaft“

In einer Zeit, in der Europa von Bürgern zunehmend kritisch betrachtet wird, kommt der deutsch-französischen Partnerschaftsarbeit ein besonderes Gewicht zu. Dies unterstrichen die Oberbürgermeister von Speyer und Chartres, vor allem aber Generalkonsulin Sophie Laszlo beim Freundschaftsabend in der Stadthalle. Dort trafen sich am Samstag Gäste und Gastgeber des Jubiläums, dazu andere Förderer der „Jumelage“, um das 55-jährige Bestehen des Freundschaftspakts zu feiern.

Speyer und Chartres – das ist eine Muster-Partnerschaft“, sagte Laszlo, als sie die „Grüße der französischen Republik“ überbrachte. Diese „fruchtbare Verbindung“, vereinbart kurz vor dem Abschluss des Freundschaftsvertrages durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, sei symbolhaft. „Speyerer und Chartrainer waren Pioniere der Völkerverständigung“, würdigte sie die Initiatoren der Partnerschaft. Auf die politische Gegenwart eingehend, sah Sophie Laszlo einen der Gründe für das Wählerverhalten bei der Europawahl in ihrem Land in der Jugendarbeitslosigkeit und machte einen praktischen Vorschlag: Speyer solle prüfen, ob Arbeitsplätze für junge, talentierte Franzosen geschaffen werden könnten und eine informelle Jobbörse ins Leben rufen. Aktuelle Bezüge zu den politischen Vorgängen in Europa stellte auch Oberbürgermeister Hansjörg Eger her. Nicht mehr Frieden und Versöhnung stünden auf der Tagesordnung der Partnerschaftsarbeit, „sondern kreative neue Ideen einer Zusammenarbeit.“ Eger: „Wir müssen diese Kontakte immer wieder beleben. Jede Generation muss ihren Teil dazu beitragen, die Beziehungen zu vertiefen und mit neuen Inhalten zu füllen.“ Eger betonte die Bedeutung der Freundeskreise und zeichnete die Vorsitzenden Muguette Dubreuil sowie Manfred Weihe mit der Partnerschaftsmedaille aus. Diese Ehrung hatte auch schon Ernst Franck erhalten. Er und Ehefrau Inge waren die einzigen Teilnehmer der Feier, die die Besiegelung der Partnerschaft 1959 miterlebt hatten. „Gerade jetzt beweist das Zusammentreffen von Speyerern und Chartrainern die Wichtigkeit der Existenz Europas“, bezog sich auch Jean-Pierre Gorges, Oberbürgermeister der Partnerstadt, auf die jüngsten Wahlen. Johann Wolfgang von Goethe habe einen Ausdruck für die Art von Verbundenheit gehabt, wie sie in beiden Städten zu finden sei: „Wahlverwandtschaften“. Gorges dankte allen, „die sich einbringen, um das gemeinsame Kapitel unserer verwandten Städte fortzuschreiben.“ Man spüre Kontinuität und Beständigkeit, „aber auch, dass sich Neues entwickelt.“ Dem Eintrag in das Goldene Buch folgten Tanzeinlagen der Donaudeutschen Landsmannschaft und der „Ronde de Chartres“. Zum mit viel Applaus bedachten kulturellen Programm gehörten ebenso die Musiker von „Kind of a Trio“ (Musikschule Speyer), der Auftritt des Chores der Musikschule Chartres und der schwungvolle Auftakt mit Akkordeonspieler Eugen Flicker. (le)

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