Stadtleben Solidarität und eine hungrige Lachmöwe

Ein Vöglein hat einen röteres Gefieder als andere: Die Lachmöwe oben links im Bild könnte sich anders ernährt haben als ihre Gef
Ein Vöglein hat einen röteres Gefieder als andere: Die Lachmöwe oben links im Bild könnte sich anders ernährt haben als ihre Gefährten.

Der Frühling naht, und nicht nur der Saharastaub der vergangenen Tage nimmt Speyer das winterliche Grau. Für Farbtupfer sorgen auch Vögel mit unerwartet rotem Gefieder und Kinder, die Gutes tun. Der Erlös ihres Flohmarkts kommt der Ukraine zugute. Deren Nationalfarben fallen inzwischen an immer mehr Stellen im Stadtgebiet auf.

Lachmöwe im Rheinhafen: Rot steht ihr gut

Im Frühling ist die Natur spendabel und stattet ihre Töchter und Söhne mit neuen Kleidern aus. Bei der in unserem Bundesland vom Aussterben bedrohten Lachmöwe wandelt sich das weiß-graue Gefieder des Winters, auch Schlichtkleid genannt, in ein in der Sonne strahlendes Weiß an Brust und Bauch sowie in ein Dunkelbraun bis Schwarz am Kopf. Unter Vogelfreunden ist dieses auch als Pracht- oder Sommerkleid bekannt. Doch es gibt farbenprächtige Ausnahmen von der Regel, wie sich am Sonntagmorgen im Alten Hafen gezeigt hat.

In einer Gruppe von 15 Lachmöwen, die teils an der Böschung, teils im seichten Wasser ihr Gefieder putzten oder nach Fressbarem suchten, stach eine hervor: Statt schneeweiß waren ihre Brust und der Bauch rötlich gefärbt. Ansonsten trug sie ganz nach sonstiger Lachmöwen-Art eine dunkle Kappe und graue Flügel. Es handelte sich offenbar um einen Exoten der eh seltenen Vogelart. Thomas Dolich, Vogelexperte bei der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (Gnor), hat „selbst noch keine solche Lachmöwe gesehen“. Gemeinsam mit Biologin Petra Jörns (Rödersheim-Gronau) koordiniert der Neuhofener im Raum Speyer ein Artenschutzprojekt zum Erhalt der Vogelart. Und er hat auch eine Erklärung für die Entdeckung.

„Dass solche rötlich gefärbten Exemplare bei der Lachmöwe vorkommen, ist schon länger bekannt. Das kommt über die Aufnahme von carotinoidhaltigen Nahrungstieren, ähnlich wie beim Flamingo“, teilt Dolich mit. Im Raum Regensburg kämen solche Lachmöwen häufiger vor, hieß es in einem Online-Forum. Krebse und Algen gelten üblicherweise als Quellen der Farbstoffe namens Carotinoide, die die rötlichen Möwen in ihre Federn einlagern. Die Weisheit „Man ist, was man isst“, bewahrheitet sich so auf besondere Weise. Schön zu wissen ist auch, woher die Lachmöwe (vermutlich) ihren Namen hat: Ihr „sehr heiseres Geschrei“ erinnert in großen Gruppen an „Gelächter“, heißt es dazu vom Nabu.

Drittklässler in Aktion: Projekt für die Ukraine

Eine besonders rührende der vielen Hilfsaktionen, die momentan in Speyer Solidarität mit der Ukraine zeigen, fand vor einigen Tagen in der Carl-Dupré-Straße im Rheinpark statt. Die schlimmen Bilder vom Krieg in der Ukraine haben die beiden Freunde Jule (9) und Erik (8) so schockiert, dass die beiden sich einig waren: „Da müssen wir helfen.“ Also wurden die Kinderzimmer und Küchenschränke ausgemistet, Spielzeuge ausgesucht, leckere Muffins gebacken, und der Flohmarkt konnte beginnen. An zwei Nachmittagen haben die Drittklässler ihre Waren feilgeboten und stießen auf großen Zuspruch. Die Aktion „Deutschland hilft“ dürfe sich nun über eine Spende in Höhe von 200 Euro freuen, informiert Jules Mutter Margit Caroli. „Wir Mamas haben lediglich beim Backen geholfen“, betont sie. Auch die Projektabwicklung der Kinder habe durchaus beeindruckt: „Bis hin zum Überlegen von Preisen alles in Eigenregie.“

Zeichen für die Ukraine: Absicht und Zufall

Speyer zeigt Solidarität mit der Ukraine. Speyer zeigt auch Flagge für die Ukraine. Das ist an mancher Hausfassade zu beobachten und wird es sicher auch wieder sein, wenn sich am Sonntag die Maximilianstraße für eine Lichterkette mit Menschen füllt. Wer durch die Domstadt schlendert, kann unabhängig davon auch so manche Zufallsentdeckung machen, die an das von der russischen Armee attackierte Land in Osteuropa erinnert. RHEINPFALZ-Leser Hermann Glaser hat zum Beispiel Zaunpfosten sowie Fahrkarten-Automaten in blau und gelb entdeckt und fotografiert. Er ist auf ein Miteinander von Strom- und Gas-Hinweisschildern der Stadtwerke aufmerksam geworden und erwähnt die wohl bekannteste Fundsache in blau und gelb, die auch vor dem Krieg allabendlich in Speyer-West erleuchtete: Es ist ein Logo und „hängt ganz oben am Gebäude der Deutschen Rentenversicherung“.

Flohmarkt für die Ukraine: Jule, Erik und ein Teil des Angebots.
Flohmarkt für die Ukraine: Jule, Erik und ein Teil des Angebots.
Als Solidaritätsbekundung interpretierbar: Stadtwerke-Schilder.
Als Solidaritätsbekundung interpretierbar: Stadtwerke-Schilder.
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