Speyer Schön schwer für Körper und Geist

SPEYER. Snooker ist schön. Snooker ist schwer. Es besteht aus sehr vielen Facetten, stellt hohe Ansprüche an die Konzentration, das Körpergefühl und die Feinmotorik. Und: Snooker macht süchtig. All das vermittelte Thomas Hein, Bundestrainer dieser Billard-Variante, bei seinem ersten Lehrgang in Speyer.

Fachmann Hein besuchte den 1. SC Rhein-Pfalz im Vereinsheim im Armensünderweg und leitete zwei Gruppen von je vier Spielern an, alles Mitglieder des 2006 gegründeten Klubs, also Leute, die Ahnung haben von dem Sport mit Queue und 21 Kugeln. „Es ist wie mit dem Fußball-Bundestrainer. Der arbeitet auch nur mit Fortgeschrittenen, nicht mit Anfängern“, stellte der 48-Jährige aus Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) im RHEINPFALZ-Gespräch gleich klar.

Gleich klar war dem Beobachter: So locker wie es die Profis von den großen Turnieren am Fernseher rüber bringen, so locker geht Snooker nicht. „Bei jedem Stoß stehst du wie auf dem Drahtseil“, erklärt Hein die Tücken des Spiels.

„Ballphysik ist der entscheidende Faktor in den Planungen eines Stoßes“, doziert der 20-malige deutsche Meister, der 1997 über Karambol sowie Poolbillard zum Snooker fand und im Jahr an die 30 Lehrgänge hält. Hinzu kämen später psychologische Aspekte wie Matchstrategie und Umgehen mit Wettkampfstress.

Als einer der Lehrgangsteilnehmer besuchte Antonio Aguado-Rodriguez, die Nummer eins des Speyerer Vereins, amtierender Landesmeister und mehrmaliger Starter bei deutschen Titelkämpfen das Seminar. Ob er sich am vergangenen Wochenende wie ein Schüler gefühlt hat?

Aber ja, beteuerte der 48-Jährige. Er habe sich nicht vorstellen können, dass er in seinem Alter und bei seiner langjährigen Snooker-Erfahrung noch etwas lernen könnte – „nicht, weil ich so gut bin, sondern einfach, weil sich mein Spiel über Jahrzehnte eingebrannt hat“. Aber das Training mit Thomas Hein habe für ihn einen Effekt gehabt, den er selbst vorher nicht für möglich gehalten habe. „Bisher habe er immer nur mit Bauchgefühl gespielt.“ Aber nun habe er Hinweise dafür erhalten, „wie ich mein Spiel verbessern kann“.

Snooker hat auch in Deutschland Karriere gemacht. „1997 standen hier 367 Spieltische, und es gab 800 Spieler. 2012 war dieses Verhältnis auf 1500 zu etwa 8000 gestiegen. Inzwischen dürfte es noch höher sein“, sagt der Bundestrainer.

Da ihm verständlicherweise sehr daran gelegen ist, seinen Sport noch stärker zu vermitteln, fände er es gut, wenn Snooker auch in Speyer einmal vor einem großen Publikum gezeigt und erklärt werden würde – in einer Sporthalle zum Beispiel. „Der Verein hier müsste das doch organisieren können“, meinte Thomas Hein.

Vorerst aber lädt der 1. SC Rhein-Pfalz am Samstag, 3., und Sonntag, 4. Mai, in sein Vereinsheim ein – zur Speyerer Ausgabe der bundesweiten Aktion „Deutschland spielt Snooker“. Es ist das Wochenende der Weltmeisterschaft, seit 1977 in Sheffield ausgetragen, wo Ronnie O’Sullivan seinen sechsten Titel anstrebt. Der Engländer spielt übrigens links wie rechts gleich gut. Das kann in Speyer niemand – noch nicht. (wk)

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