Speyer Reichtum an Melodien ersetzt große Dramen

Ein sommerliches, leicht beschwingtes Konzertprogramm mit Werken vor allem vom Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts: Das haben der Speyerer Organist Stephan Rahn und der Berliner Trompeter Stephan Stadtfeld am Sonntagnachmittag in der Gedächtniskirche geboten.

Anstelle großer musikalischer Dramen gab es kürzere Stücke von melodischem Reichtum. Vieles davon war eigentlich für Orchester oder andere Instrumente komponiert und für Orgel sowie Trompete transkribiert worden. An der sicheren Harmonie des Zusammenspiels ließ sich durchweg erkennen, dass Rahn und Stadtfeld schon seit etlichen Jahren zusammen spielen. Sie begannen mit der Pavane von Gabriel Fauré – einem eleganten Belle-Epoque-Stück, bei dem die Trompete mit vollem, runden Ton als Solistin glänzte, während die Orgel an Stelle des Orchesters begleitete. Drei kleine Stücke des Engländers Edward Elgar spielte Rahn als Orgelsolo: „Nimrod“ aus den Enigma-Variationen kam langsam daher, „Chanson de Matin“ war eine frische Morgenmusik und „Salut d’amour“ ein komponierter Liebesgruß an Elgars Verlobte. Auch die „Fanfare“, ein Orgelsolo des belgischen Komponisten Jacques Nicolas Lemmens, klang wie ein festlicher Hochzeitsmarsch. Im Mittelpunkt des Programms stand Johann Sebastian Bachs Konzert in D-Dur, das ganz und gar nach Vivaldi klang und von Bach auch so gemeint war. In drei heiteren Sätzen – selbst im langsamen – stand eine strahlende Trompete an Stelle der bei Vivaldi üblichen Violine, und die Orgel besorgte den ganzen Orchesterpart. Mit Musik der vorletzten Jahrhundertwende ging es weiter: Auf Gabriel Faurés träumerisches Nachtstück „Aprés un rève“ als Duett folgte als Orgelsolo die Toccata in G-Dur von Theodore Dubois. Das war ein Stück zum Aufwachen nach den hübschen Melodien, mit einer Menge Orgeldonner im Wechsel mit ganz leisen Tönen. Die „Pavane pour une infante défunte“ von Maurice Ravel – eigentlich ein Klavierstück und trotz des Titels nicht traurig – war erneut ein Duett mit teils gedämpfter Trompete wie beim Jazz. Zum Schluss präsentierten Rahn und Stadtfeld noch ein richtiges Sahnebonbon: den „Blumenwalzer“ aus dem „Nussknacker“ von Tschaikowsky, nur mit Trompete und Orgel, aber mit dem ganzen Harfengeglitzer und unwiderstehlich, sodass viele Zuhörer sich im Dreivierteltakt wiegten.

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