Speyer Reden, bauen, schwitzen

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RÖMERBERG. Die Grünen-Kreistagsfraktion will, dass „vernünftig“ über die Sanierung der Sauna des Kreisbades in Heiligenstein diskutiert wird, bevor Aufträge dafür vergeben werden. Elias Weinacht von der Fraktion moniert, die Kreisverwaltung habe wichtige Zahlen über die Pro-Kopf-Zuschüsse für die Saunabesuche in den vier Kreisbädern erst spät vorgelegt.

Das 1972 eröffnete Kreisbad in Römerberg war ein Liebesbeweis des 1969 neu gegründeten Kreises Ludwigshafen, der heute Rhein-Pfalz-Kreis heißt. Er wollte zeigen, dass er die Dörfer gern hat und stellte ihnen als Liebesgabe Hallenbäder (wie in Heiligenstein) und Sporthallen (wie die Ganerbhalle in Dudenhofen) hin. Drei Millionen D-Mark hat der Bau des Kreisbades in Heiligenstein vor 44 Jahren gekostet, vor knapp zehn Jahren waren zum bislang letzten Mal die Bauarbeiter dort: 2007 wurden 600.000 Euro ins Bad gesteckt, Glasfassade, Hallendecke, Überlaufrinne und der Bademeisterraum neu hergerichtet, Boden und Wände rund um das Schwimmbecken neu gefliest. Der zweite Sanierungsschritt sollte eigentlich 2009 folgen – wurde aber nach hinten verlegt, bis die Arbeiten im Kreisbad Maxdorf-Lambsheim fertig waren: Statt der veranschlagten 15 Monate dauerten diese fünf Jahre. Nun ist es soweit: Das Kreisbad in Heiligenstein wird voraussichtlich Ende des Jahres für eineinhalb Jahre geschlossen, um es für rund 2,6 Millionen Euro auf die Höhe der Zeit zu bringen. Umkleiden und Sauna-Bereich sollen komplett neu gestaltet werden, auch der Außenbereich wird erneuert. Zudem soll das Bad energetisch saniert, die Installationen neu gemacht, die Fassade gedämmt werden. Die Kreistagsfraktion der Grünen hat sich schon öfter kritisch mit dem Bad beschäftigt: Im Dezember 2011 beispielsweise schlug der Fraktionschef Heinz-Peter Schneider vor, das Bad in Abstimmung mit Speyer nur noch als Schulsport- und Vereinsbad zu nutzen. Der Vorschlag des Römerbergers fand im Kreistag keine Mehrheit, Schneiders Ansinnen wurde von Mitgliedern anderer Parteien kritisiert. Mit Blick auf die jetzt anstehende Sanierung haben sich die Grünen abermals kritisch zu Wort gemeldet – allerdings, das betont Elias Weinacht, der stellvertretende Sprecher der Kreistags-Grünen, gehe es seiner Fraktion nicht darum, die Sanierung des Badebereichs infrage zu stellen. Schließlich seien Schulschwimmen und Sportmöglichkeiten für die Bürger wichtig. Die mit sechs Köpfen stärkste Oppositionsfraktion im Kreistag treibe vielmehr die Sauna im Kreisbad um, die „nur von wenigen Personen genutzt wird“. Die Anzahl der Saunabesucher geht seit Jahren zurück: Wollten im Jahr 2003 noch 6732 Menschen in Heiligenstein schwitzen, waren es zehn Jahre später nur noch 4265. Im Jahr 2015 besuchten nach Zählung der Kreisverwaltung 3795 Menschen die Sauna. Weinacht führt an, dass der Zuschuss, den der Kreis für einen Sauna-Besucher in Römerberg zahle, erheblich höher sei als der Zuschuss für die anderen drei Saunen im Kreis: „Es ist mit Abstand der höchste Zuschussbedarf.“ Der Mutterstadter Grüne formulierte einen Brief an Landrat Clemens Körner (CDU) mit der Bitte, ihm zu erklären, warum in die Sauna investiert werden soll, wenn so wenige Menschen Lust auf Saunieren in Heiligenstein haben: „Wir fragen uns, ob wir uns als Landkreis die Finanzierung von Saunen im öffentlichen Besitz auch weiterhin leisten möchten, da hier Infrastruktur für sehr wenige Menschen erheblich subventioniert, an anderer Stelle aber gespart wird.“ Warum kommt die Kritik erst jetzt, wenige Wochen vor der Auftragsvergabe? Weinacht verweist auf Anträge seiner Fraktion an die Kreisverwaltung im Vorjahr und sagt: Erst im Frühjahr hätten die Fraktionen im Ausschuss die getrennt ausgewiesenen Zahlen für die Bäder und Saunen im Kreis bekommen – und damit gesehen, dass der Zuschuss pro Saunabesucher in Römerberg viel höher sei als in den anderen Saunen: „Die Situation wussten wir vorher nicht.“ Die Grünen hatten bislang noch nicht die Gelegenheit, ihre Anfrage im Kreistag zu diskutieren. Nach Informationen der RHEINPFALZ zahlt der Kreis pro Saunabesucher in Heiligenstein einen Zuschuss von mehr als 20 Euro, während in Schifferstadt um die 12, in Mutterstadt rund 6, und in Maxdorf-Lambsheim weniger als ein Euro pro Saunabesucher zugeschossen werden. Weinacht schlägt dem Landrat vor, das Ganze nochmal zu überdenken: „Ein Ausstieg aus den Saunen wäre zumindest dort möglich, wo Bauarbeiten anstehen, wie dies bei der Sauna Römerberg der Fall ist.“ Von den Grünen um Stellungnahme gebeten, argumentiert Körner: Die Besucherzahlen in Heiligenstein seien deswegen in den vergangenen Jahren so deutlich gesunken, weil die dortige Sauna technisch und optisch den heutigen Ansprüchen nicht mehr genüge: „Mangelhafte Ausstattung, veraltete Technik und veraltetes Interieur.“ Körner geht davon aus, dass wieder mehr Leute saunieren, wenn die Sauna hergerichtet worden ist und verweist auf Erfahrungen nach der Sauna-Sanierung im Kreisbad Maxdorf-Lambsheim: Dort seien die Besucherzahlen um etwa 30 Prozent gestiegen. Körners Wunsch für Heiligenstein: „Wie in unseren anderen Saunen möchten wir nach der Sanierung auch in Römerberg durch besondere Themenabende und Aufgusszeremonien Akzente setzen und eine besondere Atmosphäre der Ruhe und Entspannung schaffen.“ |snr

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