Speyer Publikation zum Speyerer Evangeliar der Schwester Lioba Munz

Bei der Buchvorstellung wurden einige Teile des Speyerer Evangeliars gezeigt: von links Thomas Fandel, Anja Eisfeld, Weihbischof
Bei der Buchvorstellung wurden einige Teile des Speyerer Evangeliars gezeigt: von links Thomas Fandel, Anja Eisfeld, Weihbischof Otto Georgens und Klaus Haarlammert.

Neue Publikation zum Speyerer Evangeliar der Schwester Lioba Munz im Kloster St. Magdalena vorgestellt. In „Offen zum Himmel“ erschließt der Autor Klaus Haarlammert die Theologie und Spiritualität der Bildtafeln in Email auf Goldgrund, die im Dom zu Speyer aufbewahrt werden.

„Wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher in Christus gehofft haben“ (Eph 1,12): Diese Worte des Apostels Paulus stellte Weihbischof und Dompropst Otto Georgens über seine Vorstellung des neuen Buches zum Evangeliar der Schwester Lioba Munz, das der Theologe und Journalist Klaus Haarlammert jetzt vorgelegt hat und das dem Evangeliar aus den 1980er-Jahren gewidmet ist, das der damalige Bischof Friedrich Wetter aus Anlass der 950-Jahr-Feier der Grundsteinlegung zum Speyerer Dom gestiftet hat. Geschaffen hat es die Fuldaer Benediktinerin Lioba Munz (1913 bis 1997) aus der dortigen Abtei St. Maria. In dem Speyerer Evangeliar sah sie selbst die Summe ihres Schaffens. Es besteht aus zwölf Bildtafeln aus Email auf Goldgrund. Diese widmen sich den großen christlichen Festen: Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Weiter gibt es Tafeln zu den katholischen Hochfesten Verkündigung des Herrn, Darstellung des Herrn und Aufnahme Marias in den Himmel. Andere Tafeln sind dem Leben und Wirken Jesu gewidmet: Bergpredigt, Brotvermehrung, Heilung eines Blinden, Einzug Jesu in Jerusalem, Fußwaschung, Kreuzigung und Grablegung Jesu. Dabei hat Schwester Lioba Munz immer wieder auch Bezüge zu berühmten Kunstwerken hergestellt. Kunstvoll gestaltet ist auch der Einband des Evangeliars, der Christus als Allherrscher und die Mutter Kirche zeigt.

Klaus Haarlammert: „Schwester Lioba Munz, die das Emaillieren 1950 bei Rudolf Kubesch in Hanau und von 1953 bis 1958 die Goldschmiedekunst als Meisterschülerin von Elisabeth Treskow an der Werkkunstschule in Köln erlernte, führte ihr Atelier bis 1984 in ihrer Abtei St. Maria in Fulda, in die sie 1934 eingetreten war. Dort schuf sie ein vielfältiges Werk: Flügelaltäre, vergoldete Senkemail-Platten, Tabernakel, Monstranzen, Altarkreuze, Kelche und vieles mehr.“

„Gottes Herrlichkeit verkünden“

Wie der Autor weiter erklärt, habe die künstlerische Arbeit in Email eine lange Tradition in der sakralen Kunst. In der Spätantike, im Früh- und Hochmittelalter, vom 6. und 7. bis ins 16. Jahrhundert, habe die Emailkunst ihre Blütezeit, ausgehend von Byzanz, gehabt. Ihre Zentren im Westen seien Reims, Paris, Köln, Mailand und Mainz sowie — vom 11. bis ins 13. Jahrhundert — Limoges gewesen.

Weihbischof und Dompropst Otto Georgens sagte bei der Buchvorstellung: „Schwester Lioba wollte Gottes Herrlichkeit verkünden und ins Bild setzen.“ Der Dompropst äußerte den Wunsch, dass das kostbare Evangeliar trotz seines Gewichts vermehrt eine Rolle bei der Liturgie im Dom spiele.

Anja Eisfeld, beim Pilgerverlag, in dem der Band erscheint, zuständig für die Buchpublikationen, würdigte die Schriftenreihe des Diözesan-Archivs „als Buchreihe mit außergewöhnlichen Titeln und bemerkenswerten Inhalten“. Thomas Fandel, der Leiter des Archivs, stellte die Reihe vor, in der „Offen zum Himmel“ nun der 57. Band ist. Solche Buchveröffentlichungen seien das „Sahnehäubchen“ der Archivarbeit, „weil darin die wissenschaftliche Beschäftigung mit unseren Archivalien und Dokumenten und unserer Kirchengeschichte zum Ausdruck kommt“.

„Der Mensch isst Brot, aber lebt vom Glanz“

Der Autor Klaus Haarlammert hob den Aspekt der Verkündigung des Wortes Gottes hervor. Und dabei müsse auch etwas von dem Glanz deutlich werden, der diesem Wort innewohne. Er zitierte einen Vers, den ihm die Dichterin Hilde Domin in Heidelberg einst mitgegeben habe: „Der Mensch isst Brot, aber lebt vom Glanz.“

Der Einband und vier der Tafeln wurden bei der Buchvorstellung im Original gezeigt.

Lesezeichen

Klaus Haarlammert: Offen zum Himmel. Das Evangeliar der Benediktinerin Lioba Munz im Dom zu Speyer. Schriftenreihe des Diözesan-Archivs Band 57, Pilgerverlag Speyer, 2023. 80 Seiten, Softcover, ISBN 978-3-946777-31-1, Preis: 14,95 Euro.

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