Speyer Poetisch und pulsierend

Begeistern die Speyerer Hörer: die Tiroler Sänger und Musiker.
Begeistern die Speyerer Hörer: die Tiroler Sänger und Musiker.

Seiwald gehört zum Typus jener Nachwuchsmusiker, die nicht nur handwerklich mit spielerischer Sicherheit und musikalischer Kompetenz überzeugen, sondern auch organisatorisch Wege auftun, um sich und ihre Mit-Musizierenden in Szene zu setzen. Seine Verbindungen zu Dudenhofens Pfarrer Albrecht Effler nutzte Seiwald zur Anbahnung des Speyerer Konzerts mit seinen befreundeten Vokal- und Instrumental-Mitstudierenden und mit dem von ihm seit zwei Jahren geleiteten Kirchenchor Sistrans einen Steinwurf weit östlich vor Innsbrucks Toren. Das kleinteilig-vielseitige Programm der Tiroler bot dem 30-köpfigen Kirchenchor Sistrans viele Momente, seine ausgewogene, runde Klangfülle auf der Grundlage einer gepflegten Stimmbildung unter Beweis zu stellen. In flüssig-frischen Wellen hörte man „Lobet den Herrn alle Heiden“ von Michael Praetorius, schön abgetönt zwischen zarten Piani und wieder voll Elan auffahrend Heinrich Isaacs kunstvolles, auf die Pfalz-Reise der Gäste passendes „Innsbruck ich muss dich lassen“. Von Begeisterung durchpulst kamen zwei Sätze Anton Bruckners dicht gebunden zu Gehör. Als Orchesterkollektiv genügte Seibold bei den drei zupackend und resolut angegangenen Sätzen aus Vivaldis „Gloria“ und Bachs Kantate „Christ lag in Todesbanden“ BWV 4 ein Streichquintett. Das traf mit ausreichender Klangergiebigkeit Bachs Trauergesten in ausdrucksvoller Deklamation bei großer Sicherheit des Chores in den motettisch-polyphonen Bewegungen. Stabil durchdringende Stimmen erlebte man in den Sologesängen: Andreas Dürlinger als kompakt-kraftvollen Tenor, Mathias Kofler als machtvoll dröhnenden Bass. Die leuchtkräftig freie Sopranistins Ira Winkler und der ausladend agierende Mezzo von Sarah Mair taten sich auch im schön fließenden „Stabat mater dolorosa“ Giovanni Battista Pergolesis und in dem parallel geführten „Laudamus te“ Vivaldis prachtvoll zusammen. Ohne Seiwalds Dirigat spielte die exzellente Primgeigerin Theresa Singer den von ihr dynamisch fein ausgehörten Solopart von Vivaldis a-Moll-Violinkonzert, dessen Mittelsatz sie eine geschmeidige, schwerelose Poesie vermittelte. Seiwald übernahm dann nach Mozarts dank Winklers Höhenglanz silbrig schimmerndem „Laudate Dominum“ KV 339 nochmals für die italienisch-spritzige dritte Kirchensonate des Salzburgers die griffige Direktion. Die begeisterte Hörerschaft erklatschte sich am Ende als Zugabe nochmals Vivaldis „Gloria“-Eingangssatz.

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