Speyer Ohne große Worte Deutscher Meister

SPEYER. Er kennt Michael Schumacher und Sebastian Vettel ebenso kollegial-gut wie andere Piloten des internationalen Automobil-Rennsports. Der Speyerer Manfred Nord (66) ist seit Jahrzehnten in der Szene zu Hause, fährt selbst Rennen, gewann 2014 gar eine deutsche Meisterschaft.

Warum der Betreiber einer Gebäudereinigungsfirma mit seinem Hobby in Speyer vergleichsweise unbekannt blieb, erklärt er so: „Ich red’ halt kaum drüber“. Nord fährt in der Formel Vau, in ihrem Ursprungsland USA als Formula Vee beliebt. 1964 kamen die ersten dieser mit VW-Motoren bestückten Kleinflitzer nach Deutschland. 1965 gab es auf dem Nürnberger Norisring das erste Rennen, 1966 den ersten nationalen Titelkampf. Der Speyer nimmt daran seit Juli 1983 teil. 2013 holte er die Vizemeisterschaft. 2014 glückte ihm der große Schlag. Nord sauste in seinem 1993 für 6500 D-Mark erworbenen ozeanblauen Formel Vau Beach (1200 Kubikzentimeter, etwa 70 PS, Baujahr 1963) zum deutschen Titel dieser Rennserie. Genau zählt er den Werdegang zum ersten Platz auf: „Meine besten Platzierungen nach acht Veranstaltungen mit je zwei Wertungsläufen waren elfmal Erster, zweimal Zweiter und einmal Dritter.“ Der 66-Jährige befindet sich eigentlich im Rentneralter. Doch Rennen in der Formel Vau will er, „so lange ich ins Auto rein- und wieder rauskomme“, bestreiten Das gelingt ihm offensichtlich noch flott, wobei es zu bedenken gilt: Das Drei-Meter-Gefährt ist auf dem Pilotensitz gerade mal 60 Zentimeter breit. Der Fahrer misst immerhin 1,79 Meter und ist eigenem Zugeständnis zu Folge 96 Kilogramm schwer. Für dieses Jahr plant der Verein Historische Formel Vau Europa, dem der Speyerer seit der Gründung angehört, Wettbewerbe auf den historischen Strecken. 2016 steht ein Treffen aktiver Fahrer aus aller Welt auf dem Programm. Im kommenden Juni kehrt die Formel Vau auf den Norisring zurück. Anlässlich des Gastspiels der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) tragen die Piloten einen Wettbewerb zur 50-Jahr-Wiederkehr des ersten dieser Rennen in Europa aus. „Zudem findet der von 2014 bis 2016 als Jubiläumsserie der Formel Bau-Europa-Goldpokal statt“, heißt es in einer Mitteilung des genannten Vereins. Nord tritt nach Möglichkeit „überall“ an. Im April fährt er im Hockenheimer Motodrom bei einem der Rennen der Historic. Der Speyerer hat nach seinen Worten „schon als kleiner Junge Benzin geleckt, ist von schnellen Autos fasziniert worden“. Das passierte an der Tankstelle seiner Großeltern nahe des Wartturms in der Wormser Landstraße. „Da sind auch immer wieder Sportwagen vorgefahren.“ Den richtigen Schubs, sich selbst am Rennsport zu beteiligen, gab aber ein Star des Motorrad-Rennsports. Der mehrfache deutsche Meister Walter Hoffmann aus Neuhofen bemerkte gegenüber dem damals bei einem Speyerer Reinigungsunternehmen tätigen Nord, „dass die Rennstrecke in Hockenheim mal wieder richtig sauber gemacht werden müsste“. Der Speyer ergriff eigene Initiative und säuberte die Piste erstmals per „Wasser im Hochdruckverfahren“. Hoffmann dankte es mit einem neuerlichen Titelgewinn. Seine Leidenschaft kostet Manfred Nord „zwar einiges Geld, auch das von Sponsoren. Aber Formel-Vau-Fahren ist billiger als Pferdesport“. Seide Leidenschaft nimmt freilich viel Zeit in Anspruch, tüftelt er doch selbst an seinen vier- und zweirädrigen Prachtstücken herum. Nord besitzt einen zweiten Formel-Vau-Wagen und ein Rennauto der Formel 3 des Baujahrs 1985. Gelegentlich fährt er auch damit Rennen.

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