Schwegenheim Neue CD von „Poor Genetic Material“

Martin Griffiths
Martin Griffiths

Die Progressive-Rock-Formation „Poor Genetic Material“ legt ihr aktuelles Album „Possibilities“ vor. Philipp Jaehne und Martin Griffiths berichten von dem Projekt

Progressive-Rock-Formation „Poor Genetic Material“ legt ihr aktuelles Album „Possibilities“ vor – Philipp Jaehne und Martin Griffiths berichten von dem ProjektSeit dem Erfolg der beiden, von Kritikern hochgelobten, Alben „Absence“ (2016) und „Here Now“ (2020) hat sich die Formation „Poor Genetic Material“ - immer zwischen Progressive-Rock und Artrock balancierend – breiten Publikumsschichten erschlossen.

Zuletzt überraschte die Formation durch das träumerisch-emotionale Zwischenalbum „Elsewhere“, das im Vorjahr von einem reduzierten Line-up mit drei Musikern eingespielt wurde. Der neue Longplayer „Possibilities“ („Möglichkeiten“) wagt sich einmal mehr an komplexe Themen, wie Philipp Jaehne und Martin Griffiths erzählen. „Corona hatte unseren Zeitplan gehörig durcheinander gebracht. Eigentlich wollte unser Tontechniker und Soundmixer Christian Dolenga aus Landau schon viel früher mit der Arbeit fertig sein“, so Songschreiber Philipp Jaehne (Piano, Organ, Synthesizers, Mellotron). Zusammen mit Gitarrist Stefan Glomb liefert er die anspruchsvollen Texte. Der aktuelle Longplayer ist das bislang zwölfte Album der Band. Jaehne: „Ein Lieblingsthema von mir ist die Frage, was wäre, wenn die Zeit aufhören würde zu existieren“. Der beatlesque-psychedelische Song „Old Buffon“ hätte in einer besseren Welt durchaus Hit-Potenzial, so die Einschätzung Jaehnes, der die Zügel in der Gruppe zusammenhält. Martin Griffiths, Komponist und Texter des Songs: „Als ich mit diesem Titel, übersetzt 'Alter Possenreißer', zum ersten Mal konfrontiert wurde, war mir gleich klar, wer damit gemeint ist und dass ich diesen Song singen muss, um zu zeigen, dass wir Altrocker immer noch eine Menge zu geben haben“. Beim Text habe er sich vom Humor der Beatles auf „St. Peppers“ inspirieren lassen und hatte sofort eine Gesangsmelodie im Kopf. „Es ist ein absoluter Ohrwurm, zumal auch mein Sohn Philip mit mir singt“, umreißt der Stimmakrobat das Spektrum.

Einzigartiger Stil

Einmal mehr macht es die siebenköpfige Gruppe nicht leicht, Vergleiche mit anderen Bands zu ziehen. Dank ihres einzigartigen Stils, ihrer hohen Musikalität und originellem Songwriting gelten sie spätestens seit den beiden Literatur-inspirierten Alben „Island Noises“ (2011) und „A Day In June“ (2013) als eine der besten deutschen Progressive- und Artrock-Bands.

Den neuen Output durchzieht ein roter Faden mit vielen Möglichkeiten, Optionen, Zufällen und Wahrheiten, die das Leben abbilden. Möglichkeiten, denen man vielleicht im Leben nicht nachgegangen war? „Die Idee ist, dass diese anderen Möglichkeiten nicht einfach weg sind, sondern als realisierbare Optionen bestehen bleiben“, gibt Philipp Jaehne zu Protokoll. Die Formation aus der Rhein-Neckar-Region, Pfalz und Kurpfalz gründete sich vor 23 Jahren und ist seit 2011 in der aktuellen Besetzung zusammen, wobei Ex-Beggars Opera-Frontmann Martin Griffiths (unsterblicher 70er-Jahre Hitsong „Time Machine“) seit dem genialen Doppelalbum „Island Noises“ inzwischen mehr als nur der „Special Guest“ ist fest zum aktuellen Line-up gehört. „Poor Genetic Material“, das sind Leadsänger und Alias Aye-Stimme Philip Griffiths (47) aus Brühl, Anglist an der Mannheimer Uni, sowie die auch durch die Gruppe „Autumnal Blossom“ bekannte Musikpädagogin Pia Darmstaedter (49, Flöte) und der promovierte Anglist Stefan Glomb (60, Guitars), beide aus Schifferstadt.

Fast ausnahmslos Perfektionisten

Der 60-jährige Mastermind Philipp Jaehne wohnt in Schwegenheim und ist in Edenkoben Schulleiter. Dennis Sturm (46, Bass) aus Südpfalz ist „im richtigen Leben“ Gymnasiallehrer. Musikpädagoge Dominik Steinbacher (43, Drums, Backing Vocals) kommt aus Offenbach. Last but not least der 74-jährige Martin Griffiths, der in Heddesheim lebt. In „Old Buffon“, durch Pia Darmstaedters Flötentöne veredelt, zeigt die „junge“ Musikikone, dass seine Stimme nichts an Kraft und Faszination verloren hat. „Es macht unendlich viel Spaß, Teil dieser herrlichen Gruppe zu sein und zusammen mit meinem Sohn zu singen“, bekundet Griffiths. „Poor Genetic Material“ entlieh den Namen einer Comic-Figur aus der Fantasiewelt des Charlie Brown, doch die Musiker sind alles andere als „schlechtes, genetisches Material“, können auch über sich selbst lachen. Jedem Mitglied werde viel Freiraum eingeräumt, so dass es seine Stärken voll zur Geltung bringen kann. „Wir sind fast ausnahmslos Perfektionisten, haben einen hohen Anspruch, wollen uns an den Größen des Genres messen“.

Die Texte von „Poor Genetic Material“ sind erfrischend anders, als die in der heutigen Rockmusik verbreiteten Standartphrasen. Die Stücke sind musikalisch geprägt von dem über die Jahre gereiften, einzigartigen Stil der Band mit seinen unterschiedlichen Charakteren und Altersgruppen. So entstehen aus exzellentem Spiel, hoher Musikalität und originellem Songwriting immer wieder Lieder, die vom zerbrechlich Melodiösen zum lärmend Progressiven, von eingängigen Melodien bis hin zu komplexen Arrangements reichen.

Neues Album kommt 2025

Zukunftspläne? „Wir haben die Stücke für das nächste Album eigentlich schon fertig. Wenn nichts dazwischen kommt, wird es also auch 2025 und in den Folgejahren ein PGM-Album geben“. Und ein Livekonzert sei „zeitlich einfach nicht realisierbar“.

Info

https://poorgeneticmaterial.bandcamp.com

Philipp Jaehne
Philipp Jaehne
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