Speyer Narrenchor-Aktive gesteht: „Wir sind nervös wie am Anfang“

Naturfreundehaus: Der Narrenchor der Rheinfunken probt für die Premiere.
Naturfreundehaus: Der Narrenchor der Rheinfunken probt für die Premiere.

Auf 22 Jahre wie der Hauptverein, der Carnevalverein Rheinfunken (CVR) in Speyer, kommt dessen Narrenchor nicht. Aber 20 Jahre besingt er auch die Pfalz, die Heimatstadt und deren Sehenswürdigkeiten.Die Mitglieder berichten von klanglichen und technischen Fortentwicklungen – und ihren Hits.

Die erste Prunksitzung seit dem Corona-Aus steht bei den „Rheinfunken“ am Freitag ins Haus. Als ob das nicht aufregend genug wäre, hat sich auch der Standort verändert. Statt im Ägidienhaus, dem Domizil der Fasnachter bis zum Jahr 2020, begrüßen sie ihr Publikum dann im Naturfreundehaus. Dort probt im Jugendkeller auch der Narrenchor, der als vereinseigene Gesangsgruppe eine Besonderheit in der Speyerer Fasnacht darstellt.

Die Mitwirkenden sind in all den Jahren jung geblieben – dem närrischen Gesang sei Dank, wie sie augenzwinkernd andeuten. Dabei trat nicht jeder der munteren Gruppe aus Überzeugung bei. „Ich wurde überredet“, erinnert sich Ulla Pfadt und lacht. Mit über 80 Jahren ist sie die Älteste. Obwohl von Haus aus keine Fasnachterin, hat sie sich auf das Wagnis eingelassen. Bereut hat sie es keineswegs.

Miteinander motiviert

Das kann Thomas Weinstein nur unterstreichen. Ihm gefällt die lockere Gemeinschaft, das Miteinander. Und – natürlich – das Singen. „Das hab ich schon immer gern gemacht. Als Elfjähriger war ich im Domchor, später bei den Bäckersängern“, berichtet er. Pfadt sang bei dem Speyerer Ensemble „Quintessenz“, das es inzwischen aber nicht mehr gibt.

Auch wenn Weinstein und Pfadt Gesangserfahrung mitbrachten: Voraussetzung ist die nicht. Karl-Heinz Wingerter, der den Narrenchor mit seinem Schwiegersohn Ralf Schuy ins Leben gerufen hat, bringt das gemeinsame Ziel auf den Punkt: „Wir wollen Spaß auf die Bühne bringen mit Hilfe bekannter Playbacks, zu denen wir Texte auf Pfälzisch schreiben, die vor allem auf Speyer ausgerichtet sind.“

Wingerter ist stolz, dass die Urbesetzung weitestgehend noch Bestand hat. Das Familiäre, das der Narrenchor ausstrahlt, liegt dabei fast in der Natur der Sache. Auch Wingerters Tochter Tanja, seine Schwägerin Cornelia Schmitt, deren Mann Manfred und Tochter Daniela machen mit. Außerdem dabei: Alena Steiger und Kirsten Eppel. „Ich frag mich immer noch: Warum tu ich mir das an?“, gibt Cornelia Schmitt zu. Nicht, dass ihr der Narrenchor keinen Spaß machen würde. Die Auftritte sind in den vergangenen 20 Jahren jedoch nicht zur Routine geworden. „Nervös bin ich wie am Anfang“, erklärt sie. Umso aufregender: Schmitt muss die CVR-Sitzung mit Ralf Schuy im Duett eröffnen: „Das harmoniert einfach.“

Erstes Lied war grausig

Ans erste Lied denkt Wingerter weniger gern zurück. „Mir sin nur än Karnevalverein“, hieß der Titel zur Melodie von „Yellow Submarine“. Grausig, meint Wingerter heute. Logisch, denn zwischen der Uraufführung und heute liegen nicht nur zwei Jahrzehnte, sondern auch technische, klangliche und textliche Fortentwicklung. „Wir orientieren uns an modernen Playbacks“, betont Wingerter.

Ein Klassiker ist nicht nur beim Narrenchor, sondern auch beim Publikum unsterblich: das „Sunnebrickel“, gedichtet nach Peter Maffays „Sieben Brücken“. Genial und gern verlangt: die „Currysau“, die dem Kultimbiss in Speyer huldigt. „Die Ideen kommen von uns allen“, merkt Wingerter zu den Texten an. „Wir haben auch schon Lieder gestrichen, weil sie einfach nicht gepasst haben“, sagt Schmitt.

Den beiden Prunksitzungen am Wochenende fiebert der Narrenchor entgegen. Am Donnerstag ist Generalprobe für alle Aktiven. Nach der Kampagne geht es im Oktober wieder montags, 18 Uhr, mit den Proben der närrischen Gesangsgruppe los.

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