Speyer „Meine Musik ist sehr individuell“

„Vivaldi & More“: Unter diesem Titel steht ein Meisterkonzert der Pfälzischen Musikgesellschaft am Sonntag, 31. Mai, 17 Uhr, im Historischen Ratssaal Speyer. Ein Cross-over-Programm mit Klassik, Irish Folk, Klezmer und Flamenco präsentieren Alexia und Friedemann Eichhorn, Paul Stauch-Erb und der estnische Musiker Andres Mustonen (Violine und Viola), Ramón Jaffé (Cello), Dominik Greger (Bass) sowie Stephan Rahn (Cembalo). Unsere Mitarbeiterin Anne Kirchberg hat vorab mit Mustonen gesprochen.

Im Zusammenhang mit Ihnen fällt oft der Begriff „Cross-over“ – was bedeutet das?

„Cross-over“ ist für das, was ich tue, vielleicht gar nicht die richtige Bezeichnung. Ich interessiere mich für kreative Musiker und mag Interpretationen, die frei sind. Wenn Konzertmusik frei interpretiert ist, klingt sie für mich am schönsten. Ich möchte genauso die Werke für große Symphonieorchester oder die Oper verbreiten und spielen, aber eben nicht in der Art und Weise, wie die meisten es tun. Was heißt das genau? Meine Musik ist nicht akademisch, sondern sehr individuell. Ich möchte niemals irgendetwas oder irgendjemanden kopieren, weil sonst ja jeder immer Dasselbe macht. Aus mir heraus kommen die Interpretationen wie meine eigene Sprache. Wenn ich klassische Musik spiele oder dirigiere, dann tue ich das so, als wäre es zeitgenössische Musik. Historische Werke sollen bei mir so klingen, dass sie in die heutige Zeit passen. Für mich ist dieser Ansatz sehr wichtig, weil ich ihn ehrlich finde und dadurch stets eine gute Verbindung mit dem Publikum aufbaue. Was glauben Sie, warum die Zuschauer Ihre Interpretationen schätzen? Möglicherweise, weil sie auch nicht ständig dasselbe hören wollen. Viele Stücke gehören fast ins Museum: Sie sind alt, und jeder spielt sie ähnlich. Ein Beispiel hierfür sind die Passionen von Johann Sebastian Bach, wie die Johannes- oder die Matthäus-Passion. Die Leute kommen, sitzen drei Stunden und lauschen der Musik, dabei hört sie sich genauso wie im Vorjahr an – und dem Jahr davor ebenfalls. Für mich hingegen ist jeder Tag neu, und das wende ich auf meine Musik an. Wir alle werden jeden Tag neu geboren – das ist für mich Kreativität. Braucht man für diese Art zu musizieren einen gewissen Mut? Vielleicht, für mich war das jedoch nie ein Problem. Ich bin mutig und in vielen Dingen kompromisslos. Wie die Presse oder die Kollegen reagieren, ist für mich nicht entscheidend. Ich glaube, wenn ich meine Musik ehrlich mache und sie von Herzen kommt, spüren das die Leute. Diese Liebe zwischen dem Publikum und mir, diese Verbindung fühle ich jedes Mal, wenn ich auf eine Bühne trete. Was danach kommt, ist ein Prozess, der zum Leben dazu gehört. Musizieren Sie, wie in Speyer, gerne mit jüngeren Künstlern? Ja, ich spiele viel mit jüngeren Musikern, und meine Erfahrungen sind bisher immer positiv. Ich freue mich, stets neue Menschen kennenzulernen, und vielleicht beeinflusse ich einige von ihnen mit meinem Engagement. Manchmal wollen mich jüngere Musiker ein wenig imitieren, aber das mag ich nicht. Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen und seinen Weg finden. Sich mit verschiedenen anderen Künstlern zu treffen, ist dabei sehr hilfreich, weil die musikalische Bildung dadurch bereichert wird. Ich spiele zudem gerne mit Kollegen, die ganz anders sind, weil das meistens außergewöhnlich gut klingt. Musiker können sich gegenseitig sehr bereichern. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618. (akk)

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