Speyer Maori-Magie für Sport-Einsteigerinnen

SPEYER. Er ist Testosteron pur: der Haka, der Kriegstanz der Maori, der neuseeländischen Ureinwohner. Im Tanzstudio „Fit to dance“ von Elke Maibauer in Speyer-Nord übt sich seit Oktober 2014 eine wachsende Zahl von Frauen in einer neuen Fitness-Sportart, die den Haka mit Elementen des Tai Chi und des Kung Fu verbindet und den Namen Aroha trägt. Das bedeutet auf Neuseeländisch: Liebe.

Populär gemacht hat den Haka die neuseeländische Rugby-Union-Nationalmannschaft. Die All Blacks zelebrieren die vielstimmig gebrüllte Kampfansage mit perfekt-synchronen Drohgebärden vor dem Spiel, um ihre Gegner in Angst und Schrecken zu versetzen. Wer hat die neue Form namens Aroha erfunden? Nun, ausnahmsweise kein Schweizer, sondern der Deutsche Bernhard Jakszt, der längere Zeit in Neuseeland gelebt hat. An Jakszts Aroha-Academy mit Sitz in Berlin wurde Elke Maibauer zum Aroha-Instructor ausgebildet. Etwa 15 Frauen finden sich zu einem von mittlerweile drei Aroha-Dienstagskursen bei der Speyerer Tanzsporttrainerin ein, die in der Vergangenheit große Erfolge im Tanzsport erringen konnte. Alle Teilnehmerinnen sind der Alterskategorie „40 plus“ zuzuordnen. Manche sind schon seit ein paar Monaten begeistert dabei. Und keine sieht wie eine Leistungssportlerin aus. Sportanfänger oder Wiedereinsteiger, übergewichtige und leistungsschwächere Teilnehmer, Menschen mit leichten Rücken- und Gelenkbeschwerden, Leute, die Fett und Stress gleichermaßen abbauen wollen: Das ist die Zielgruppe von Aroha. Wer sich unter „Liebe“ allerdings einen weichgespülten Schmusekurs vorstellt, ist im Aroha fehl am Platz. Schließlich versteht sich die neue Fitness-Sportart als gelenkschonender Fett- und Kalorienkiller, der Gesäß, Beine und Bauch festigt und verborgene Kraft und Energie freisetzt. Aroha-Training bedeutet folgerichtig 45 Minuten Auspowern. Mit Freude und Spaß, aber auch mit Schweiß, der in Strömen fließt. Schon zu Beginn heißt es sich ordentlich zur Decke strecken. Auf den Zehenspitzen stehend „pflücken“ sich die Teilnehmerinnen einen imaginären Ball aus der Luft, den sie mit angewinkelten Armen fest zusammendrücken. Wer mal Tai Chi oder Qi Gong gemacht hat, kennt diese Übungen mit dem vorgestellten „Energieball“. Und nach ein paar weiteren sanften Aufwärmübungen geht’s dann auch gleich richtig los. Untermalt von treibenden Trommelrhythmen und exotischen Klängen – es gibt eigens für Aroha komponierte Musik – werden zu einem einfachen Grundschritt im Dreiviertel-Takt abwechselnd kraftvolle und entspannte Armbewegungen ausgeführt. Diese deuten das Rudern mit dem Kanu oder das Halten des Schildes im Kampf an. Die Knie sind dabei gebeugt und das Becken ist leicht gekippt, so dass sich der Po ein Stück nach hinten schiebt. Ein Hohlkreuz ist nicht gewünscht, denn diese Haltung soll schließlich Rücken und Kniegelenke schonen, erklärt die Trainerin. Die einfache Choreographie, die immer wieder von vorne wiederholt wird, führt schnell dazu, dass der Körper von ganz alleine in Fluss kommt und man Raum hat, die eigene Kraft zu spüren. Alle Viertelstunde geht es auf Maibauers Kommando zur rettenden Wasserflasche und zum obligatorischen Schweiß-Handtuch. Die Zeit vergeht wie im Flug, und die Tanzsporttrainerin versteht es mit ihrer langen Erfahrung, das Training so zu gestalten, dass es zwar fordert, aber nicht überfordert. Direkt nach dem Training und auch am Tag danach sind für den Aroha-Neuling allerdings Muskelgruppen zu spüren, von deren Existenz er zuvor kaum ahnte. Vor allem die Rückenstrecker machen sich ordentlich bemerkbar. Das schreckt aber keinesfalls vom Besuch weiterer Übungsstunden ab. Aroha kann nämlich auch bei Untrainierten leicht die Liebe wecken: die zur Bewegung. Das ist dann wohl pure Maori-Magie.

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