Schwetzingen Konzerte beim Barockfest in Schloss

Auf „Winterreisen“: die Lautten Compagney und Solisten im Rokokotheater.
Auf »Winterreisen«: die Lautten Compagney und Solisten im Rokokotheater.

Am 19. Januar Heute geht das Konzertprogramm beim Winter in Schwetzingen mit einem Konzert von Dorothee Oberlinger und ihrem Ensemble 1700 weiter.

Ausgehend von deutschem Boden und den Preziosen deutscher Barockmusik geht Dorothee Oberlinger mit dem jungen Countertenor Alois Mühlbacher und ihrem Ensemble 1700 am 19. Januar ab 19.30 Uhr im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses auf eine „Grand Tour“ und zeigt die Reiselust der Komponisten im 18. Jahrhundert, aber auch die Lust an Stilanleihen und im Vermischen europäischer Stile. So wandelt sie unter anderem auf den Spuren Händels und besucht die europäischen Musikzentren Neapel und London, macht einen Abstecher nach Venedig zu Antonio Vivaldi, beehrt François und Louis Couperin in Paris und Tomaso Albinoni in Wien.

Am 20. Januar steht Dorothee Oberlinger dann wieder am Pult einer Aufführung von Reinhard Keisers Oper „Nebucadnezar“, die noch drei Mal im Rokokotheater zu sehen ist (auch noch am 2. und 4. Februar). Der gefeierte Meister an der Hamburger Gänsemarktoper wurde dieser Tage vor 350 Jahren in Teuchern in Sachsen-Anhalt geboren. Wann genau ist nicht bekannt, getauft wurde er am 12. Januar 1674 nach dem damals geltenden julianischen Kalender (das wäre nach dem heute gebräuchlichen gregorianischen der 22. Januar). Für seinen Kollegen und Zeitgenossen Johann Mattheson war Keiser „der größeste Opern-Componist von der Welt“.

Thema Reisen

Das Thema Reisen durchzieht das Konzertprogramm des Festivals Winter in Schwetzingen in diesem Jahr. Und auch beim sozusagen obligatorischen Konzert der Lautten Compagney Berlin, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag feiert, ging es um Reisen, genauer um Winterreisen. Nicht um die von Schubert, sondern um Lieder zum Winter und zur Weihnacht.

Diese wurden in einem der wie immer sehr spannenden musikalisch-literarischen Programme des überaus produktiven Ensembles mit Exilliteratur unserer Tage verknüpft, die in sehr pointierter und hintergründiger Weise von Neda Rahmanian rezitiert wurde. Die Texte von Saša Stanišic, Dagmara Kraus, Volha Hapeyeva, Sinthujan Varatharajah und Usama Al Shahmani waren geprägt von den aktuellen Erfahrungen des Exils, der Flucht vor Unterdrückung unterschiedlicher Art, von ersten Erfahrungen in einer fremden Welt und von der Suche nach neuer Heimat.

Produktiver Dialog

Das Faszinosum des Abends war, dass diese Texte, die scheinbar so gar nichts mit der Musik des 17. Jahrhunderts zu tun haben, im Dialog mit Werken von Michael Praetorius, Andreas Hammerschmidt, Johann Hermann Schein oder Philipp Heinrich Erlebach aus dem neuen Album der Lautten Compagney „Winter Journeys“ eine ganz besondere Intensität entfalteten – und umgekehrt.

Der Vortrag war mit den glasklar und betörend singenden Hanna Herfurtner, Sopran, und Mirko Ludwig, Tenor, sowie dem vielfarbigen und superben Spiel der Lautten Compagney mit ihrem Leiter Wolfgang Katschner ungemein berührend. Apart waren auch die sehr originellen Arrangements einiger der Lieder des Frühbarocks. Der Abend wurde seiner Idee in bester Weise gerecht: In „Winterreisen“ sollte die Sehnsucht nach Heimat mit dem Bild des Reisens im Winter verbunden werden in Gestalt der Musik des 17. Jahrhunderts. Text und Musik traten wahrlich in einen Dialog und luden „zu einer gedanklichen Reise ein, einer Reise ins eigene Ich, zur eigenen Seele, zur eigenen Identität oder zu dem, was man Sehnsucht nach Heimat nennt.“

Info

  • Das Konzert am 19. Januar Abend ist ausverkauft, Restkarten gibt es eventuell noch an der Abendkasse. Für die drei Opernvorstellungen des „Nebucadnezar“ gibt es noch Restkarten. www.theaterheidelberg.de
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