Speyer Kluges Programm in den besten Händen

Im sechsten Konzert der Reihe „Deutschlands Domorganisten zu Gast im Dom zu Speyer“ hat sich am Donnerstagabend Daniel Beckmann vorgestellt. Der 33-Jährige ist verantwortlich für die liturgische und außerliturgische Orgelmusik am Hohen Dom St. Martin zu Mainz. Sein Programm setzte sich unter wechselnden Aspekten mit Johann Sebastian Bachs Werk und Wirkung auseinander.

Dementsprechend lautete das dramaturgische Motto des Abends „Bach – der Komponist, Bach – der Bearbeiter, Bach – Quelle der Inspiration“. Den Auftakt gab also ein Concerto von Vivaldi, in Bachs Einrichtung für Orgel, gefolgt von den Partiten über den Choral (Partite diverse sopra il Corale) „O Gott, du frommer Gott“, einer Originalkomposition des Thomaskantors. Im Zeichen des dritten Themas, der Annäherungen an Bachs Werk in späteren Epochen, standen die Übertragungen zweier Bachscher Choräle und der Sinfonia aus seiner „Ratswahlkantate“ für Orgel durch Virgil Fox, Maurice Duruflé und Marcel Dupré. Im selben Zusammenhang erklangen auch drei von Schumanns Sechs Fugen über den Namen Bach (die vier Buchstaben B-A-C-H als Tonsilben verstanden). Den krönenden Schluss des Konzerts bildete dann Max Regers monumentale B-A-C-H-Phantasie und Fuge. Dieses klug konzipierte Programm befand sich bei Daniel Beckmann in mehr als zuverlässigen Händen. Der Mainzer Domorganist ist ein Virtuose, der etwa in Bachs Partiten, der „Ratswahlkantate“ und ganz besonders in Regers Phantasie und Fuge, äußerst bravourös aufspielend, mit bestechenden Wirkungen aufwartete. Andererseits bedeutet gezielte Linienführung bei einem Organisten dieses Formats eine Selbstverständlichkeit. Dementsprechend legte Beckmann das mehrstimmige Satzgefüge der Kompositionen durchweg in zwingender Klarheit frei. Was vor allem in den Schumannschen Fugen und bei Reger auf höchst beeindruckende Weise geschah. Ein Kapitel für sich bildete der extrem ausgeprägte Klangsinn des Organisten. So setzte er im langsamen Mittelsatz des Vivaldi-Konzerts auf zarte Pastellfarben von seltener Schönheit und bei Schumann mitunter auf verhangene, geheimnisvoll düstere Klänge. An anderen Stellen schöpfte er dann sehr beherzt aus dem Vollen. Dies besonders in der „Ratswahlkantate“ und bei Reger. Dort badete Beckmann förmlich in barocker und spätromantischer Klangfülle und erreichte dabei Wirkungen von überwältigender Tonpracht und expressiver Gewalt.

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